7.000 Eichen in Kassel – 7.000 Puyas in Tunquén
Joseph Beuys, einer der einflussreichsten Künstler der Nachkriegszeit, hat sie inspiriert: Das chilenische Künstlerkollektiv «Plástica Social» zeigte seine Werke in der Ausstellung «Pachamama – Die Ursache liegt in der Zukunft» vom 15. bis
25. September anlässlich der Documenta in Kassel.
Vor 40 Jahren wurden die ersten der «7000 Eichen» in der Stadt Kassel gepflanzt – Joseph Beuys monumentalstes Werk. «Unter anderem dieses Projekt des Visionärs und Umweltschützers Beuys zur documenta 7 im Jahr 1982 hat uns animiert, künstlerisch tätig zu werden und zur Erhaltung der Natur beizutragen», erklärt Karen Lüderitz. Die deutsch-chilenische Künstlerin und weitere drei der sechs Mitglieder des chilenischen Künstlerkollektivs «Plástica Social» sind nach Kassel gekommen, um ihre Werke im Sandershaus auszustellen. Bereits anlässlich des 100.
Geburtstags von Beuys 2021 widmeten Rodrigo Bruna, Amelia Errázuriz, Mario Lagos, Paz Lira, Karen Lüderitz und Carolina Oltra mit dem Kurator Ernesto Muñoz dem deutschen Bildhauer und Zeichner eine Ausstellung in der Galerie Isabel Aninat in Las Condes (www.condor.cl/2021/06/01/100-anos-joseph-beuys-todo-hombre-es-un-artista/). Grund genug für die Stiftung 7000 Eichen und die Stiftung Hübner und Kennedy das Kollektiv anlässlich der documenta fifteen nach Kassel einzuladen.
Ernesto Muñoz erläutert in der Ausstellungsankündigung, dass Beuys ein Vorreiter für «kreative, kollaborative und ökologisch nachhaltige Praktiken in der zeitgenössischen Kunst» gewesen sei. Daher sei die Intention der Künstler, «gegen den Verlust unserer Verbindung mit der Erde eine Art Widerstand zu leisten», wie Karen Lüderitz erklärt. Gemeinsam mit Carolina Oltra arbeitet sie an dem interdisziplinären Projekt «7000 Puyas Chilensis». Die Pflanze ist in den Andenausläufern beheimatet und vom Aussterben bedroht.
Karen Lüderitz koordiniert mit der Fundacion Tunquén Sustentable und der Gärtnerei Agrícola las Palmas de Botalcura das Projekt in Tunquén. Freiwillige haben begonnen, die ersten der 7.000 Puyas in diesem Feuchtgebiet zu pflanzen, was auch noch die nächsten Jahre dauern wird. Währenddessen zieht Carolina Oltra in ihrem Garten in Köln mithilfe von Samen aus Portugal Setzlinge der Chagual.
Oltras eigenes Werk «Imaginary Plant» steht für eine imaginäre Puya, die als «Migrant» in Deutschland eine Verbindung zu Chile herstellt.
Karen Lüderitz wählte für eine weitere Arbeit das Mobile als Kunstform. Eine einzelne der «7000 semillas de esperanza» besteht aus jeweils drei gefalteten Blättern. Die Deutsch-Chilenin hat vorher mit Ölfarben den grünen Farbton festgelegt und sich dabei an der Puya orientiert. Daraufhin wurden die für die Erstellung der einzelnen «Samen» nötigen Papierseiten kopiert und von einer Gruppe von Freiwilligen gefaltet.
Im Mittelpunkt von Mario Lagos` Installation steht ein Ritual der Incas. Dafür hat er im Valle de Chapa Steine gesammelt und sich auf den Cerro El Plomo (5.430 Meter) begeben. «Bei der Zeremonie mit Gebeten und Liedern geht es um die Bitte nach Regen und das Ende der Trockenkeit», erklärt der Künstler, dessen Aktion in einem Video im Sandershaus gezeigt wurde.
Amelia Errázuriz bezieht sich mit ihren Arbeiten in Kassel, für die die Künstlerin Arbeitsanzüge und Tafeln verwendet, direkt auf Beuys und sein Zitat: «Todo hombre es un artista».
Rodrigo Brunas Arbeit «Nopal» beschäftigt sich in einem dreiminütigen Video aus einzelnen Fotos mit dem Thema der Vergänglichkeit und zeigt, wie eine reife Tuna langsam vergeht.
Von Paz Lira hangen fünf ihrer módulos, Hohlformen, im Sandershaus. Bei der Erstellung der «Serie Ruta Beuys 10 estacio-
nes» nutzte sie einen Mix aus Materialien wie Leder, Glas oder Bienenwachs.
Weitere Informationen über die Künstler und ihre Werke auf:
www.plasticasocial.com
Fotos: Silvia Kählert