Von Max Berg
Nach zwanzig Dienstjahren wird der sogenannte Q, ein Leiter- und Mannschaftstransportwagen, ausgetauscht, Denn bald wird die 15. Kompanie einen neuen Rettungswagen nach neuester deutscher Norm erhalten.
Da fragt man sich doch als allererstes: Was heiβt Q-15? Nun, das ist leicht erklärt.
Seit jeher bezeichnen Feuerwehren auf der ganzen Welt ihre Fahrzeuge, Einsätze und was es sonst noch auf ihrem Gebiet gibt mit Abkürzungen und Codes. Q ist ganz einfach ein in Chile verwendeter Code für eine Fahrzeugart, die einmalig in diesem Lande ist, nämlich ein Leiter- und Mannschaftstransportwagen, in DIN- und europäischen Normen nicht vorgesehen und das hat seine Gründe.
Vor vielen Jahren, bei der Gründung der Feuerwehr Santiago im Jahr 1863, sahen die Gründer drei Arten von Feuerwehrkompanien vor: die Bombas, Escaleras und Salvadores de Propiedades, letztere wurden später mit den Escaleras vereint.
Wer heute in alten Feuerwehr-Akten blättert, stöβt dabei auf eine Überraschung: Vor 170 Jahren entstanden auch die Freiwilligen Feuerwehren in Deutschland (Berufsfeuerwehren gab es erst viel später) mit einer ähnlichen Aufteilung, nämlich Spritzenkompanien und Steigerkompanien, also beinahe wie bei uns. War es Zufall oder nur der Zug der Zeit? Viel später, und das wiederum ähnlich wie in Chile, hob man diese Aufteilung auf und bevorzugt seitdem Einheiten, die über eine Ausrüstung für alle Notfälle verfügt.
Die 15. Deutsche Feuerwehrkompanie entstand im Jahr 1958 in der Katagorie der Escalas (auf Deutsch also Steigerkompanien), wurde jedoch auch von Beginn an mit einem Löschfahrzeug ausgerüstet, was ohne Zweifel die beste Lösung für das damalige Einsatzgebiet, nämlich die Stadteile Providencia und Las Condes, war. Das endete damals ungefähr dort, wo sich heute die Stadtverwaltung Las Condes befindet. Ein gewaltiges Gebiet mit groβen freien Flächen, auf denen fröhlich Unkraut wucherte, das an heiβen Sommertagen gern lichterloh brannte. Ansonsten musste auch oft Wasser für die verschiedensten Zwecke gepumpt oder nach einem Sturm mit Leitern und Sägen eine Lichtleitung von einem umgestürzten Baum befreit werden.
Wie kam es nun aber zu einem Q-Wagen? Das ist ein alter Brauch der Feuerwehr Santiago. Denken wir zurück an die alte Stadt, die beinahe ausschlieβlich aus einstöckigen Häusern aus Lehmziegeln bestand. Im Brandfall sahen sich die Feuerwehrleute gezwungen, über Mauern zu klettern, ebenso wie auch hoch oben über Licht-, Straβenbahn- und Trolleyleitungen. Ursprünglich waren die Leitern aus Holz und gerade deshalb sehr schwer, in neuerer Zeit wurden sie durch leichtere Leitern aus Aluminium ersetzt.
Heute trägt das Q-Fahrzeug der 15. Kompanie weniger Leitern, dafür einen Stromgenerator, Lichtmasten, Atemschutzgeräte, Werkzeuge und viele andere Hilfsgeräte sowie Platz für zwölf Feuerwehrmänner und -frauen, sogar Krankentragen und was dazugehört – ist also eine willkommene Unterstützung für einen Rettungswagen (R nach deutscher Norm), rückt auch oft mit diesem gemeinsam aus.
Nun wird nach zwanzig Dienstjahren der Q ausgetauscht, denn bald wird die 15. Kompanie einen neuen Rettungswagen nach neuester deutscher Norm erhalten. Neue Hochhäuser mit ausgefeilter Hochtechnik erfordern eine neue Notfallausrüstung, Feuer ist schon lange nicht mehr das Hauptaufgabengebiet einer modernen Feuerwehr.
Die Kameraden der 15. Deutschen Feuerwehrkompanie wünschen ihrem alten Q viel Glück und Erfolg an seinem neuen Einsatzort!
Foto: 15. Deutsche Feuerwehrkompanie