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jueves, 18. abril 2024
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Buch – Puyuhuapi

«Puyuhuapi war für mich als Kind ein Paradies»

lectura: Die Autorin Luisa Ludwig und ihr Buch über die Geschichte von Puyuhuapi

Beim Tag der Deutschen Einwanderung am
25. August las Luisa Winkler im DCB aus ihrem Buch «Puyuhuapi – Curanto y Kuchen – Historia oral de un pueblo de Aysén» vor. Im Gespräch mit dem Cóndor erzählte die Autorin über ihre Kindheit in Puyuhuapi, über ihre Zeit in Deutschland und die Entstehung ihres Buches.

Als Kind deutscher Siedlerin ist Luisa Winkler in Puerto Montt geboren und in Puyuhuapi aufgewachsen, wo sie bis heute lebt. «Puyuhuapi war für mich als Kind ein Paradies», erinnert sich Luisa Winkler, «dort gab es keine Gefahren. Puyuhuapi ist ein Ort mitten in der Natur, umgeben von Naturschönheiten wie Meer, Berge und Urwald.» Sobald sie und ihre Schwester alt genug waren und schwimmen konnten, durften sie mit dem Boot rausfahren und konnten unbehütet die Natur kennenlernen und bestaunen.
Ludwigs Kindheit wurde vor allem durch die Persönlichkeit ihres Vaters Ernst Ludwig geprägt. «Dieser war ein aktiver Mensch, der allem Neuen gegenüber aufgeschlossen war», erzählt sie. «Er hat häufig etwas mit uns unternommen, wie zum Beispiel das Kutterfahren.» Das liebte sie sehr und sie sei sehr traurig darüber gewesen, dass sie als Mädchen früher nicht Matrosin werden konnte.

Deutsch gelernt hat sie zu Hause, wo ausschließlich diese Sprache gesprochen wurde. Ihre Großmutter, die nach der Vertreibung der Sudetendeutschen aus ihrer Heimat im Jahr 1947 nach Chile gekommen war und im gemeinsamen Haus lebte, hatte nie Spanisch gelernt. Unter den Nachbarskindern hingegen, mit denen Ludwig in ihrer Kindheit stundenlang auf der Straße spielte, wurde nur Spanisch gesprochen. 

Ab dem siebten Lebensjahr verbrachte sie das Schuljahr in Puerto Montt und kam nur noch in den großen Ferien zurück nach
Puyuhuapi. Der Grund war plausibel: Es gab damals noch keine Schule in dem Ort. Darauf folgte der Schulabschluss in Valdivia, bevor sie nach Deutschland ging, um dort ihr Studium in Psychologie und Sprachen zu beginnen. Nach erfolgreichem Abschluss in München entschloss sie sich erst einmal, weiter in Deutschland zu bleiben und arbeitete sieben Jahre in Bremen an der dortigen Erziehungsberatungsstelle. Erst 1986 kehrte sie zurück nach Chile. Nach einigen Stationen wie an der Deutschen Schule Santiago und dem Goethe-Institut ging sie wieder zurück zu dem Ort ihrer Kindheit: Puyuhuapi. Dort führte sie – gemeinsam mit ihrem aus Kalifornien stammenden Mann – ein Gasthaus. Dieses befand sich in dem Haus, das ihr Vater gebaut hatte und das heute denkmalgeschützt ist.

Trotz ihrer Naturverbundenheit würde sich Luisa selbst aber eher als Stadtmensch bezeichnen: «Ich bin kein großer Fan von Gartenarbeit – umso mehr mein Mann.» Heute ist Luisa Ludwig Rentnerin und genießt das selbstbestimmte Leben. Sie mag es zu lesen und zu schreiben, engagiert sich kulturell sowie im Umweltschutz und in der Dorfverwaltung. 

Zu den Verwandten in Deutschland hat sie kaum Kontakt, dafür aber mit den vielen Verwandten in Chile. Gerade die Familie mütterlicherseits (Winkler) ist in Chile sehr verzweigt. 

Zum Verfassen des Buches entschied sich die 72-Jährige, weil viele ihrer Bekannten die Anekdoten aus Puyuhuapi dermaßen interessant fanden, dass sie zu ihr meinten: «Du musst das mal aufschreiben!» Das im Jahr 2011 erstmals erschienene Werk wurde inzwischen in drei Sprachen veröffentlicht: außer auf Spanisch und Deutsch auch auf Englisch. 

Wie erklärt sich der Titel des Buches «Curanto y Kuchen»? Mit diesem Titel wollte die Autorin darauf hinweisen, dass Puyuhuapi das Ergebnis der Mischung zweier Kulturen ist: Einerseits die der deutschen Gründer und andererseits die Kultur des Archipels von Chiloé, von dem die Mehrzahl der Dorfbewohner stammt. Der Curanto ist ein typisch chilotisches Gericht, das andere ist typisch deutsch, aber auch in Chile bekannt. Luisa Winkler ist der Meinung: «Beides schmeckt sehr gut und ist nicht nur unter den Deutsch-Chilenen beliebt.»

Wer sich für das Buch interessiert, kann sich an Luisa Winkler wenden: lu.lu.puyuhuapi@gmail.com

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