Werte für das ganze Leben weitergeben
«Das Paradies der Erde liegt auf dem Rücken der Pferde», heißt es treffend, und für Sergio Eguiguren ist Friedrich von Bodenstedts Vers eine Art Leitsatz, wurde er doch bereits als Kind von seiner Oma, der Olympiasiegerin im Speerwurf und großen Reiterin Marlene Ahrens, zum Pferdesport angeregt. Noch heute widmet er einen Teil seiner Mußestunden dem Polo, obwohl dies nicht die einzige außerberufliche Tätigkeit des vielseitig interessierten Rechtsanwalts ist.
So ist Sergio Eguiguren zum Beispiel seit über zwei Jahren Vorstandsmitglied der AHK Chile, der Deutsch-Chilenischen Industrie- und Handelskammer. Diese Aufgabe ergab sich aus seinen Bestrebungen, deutsche Unternehmer zu motivieren, ihre Produkte in Chile zu vertreiben. Es ist zudem kein Zufall, dass er bei der Anwaltskanzlei Barros & Errázuriz, an der er tätig ist, den German Desk leitet. An der AHK setzt er den Akzent auf Innovation und darauf, «die Rechtswelt mit dem Handel zu vereinen».
Er engagiert sich beim Handelsausschuss, «wo wir uns darum bemühen,Arbeitsgruppen aus Deutschland nach Chile zu bringen, und Reisen nach Deutschland zu organisieren, die aktuelle Themen und Fachbereiche behandeln». Sehr erfolgreich sei die Teilnahme von deutschen Unternehmen bei der Expomin gewesen, die dank des Einsatzes des Geschäftsbereichs der AHK zahlreich vertreten waren.
Sergio Eguiguren ist in Santiago geboren und aufgewachsen. Spontan kommt er bei dem Thema Kindheit auf seine Großeltern mütterlicherseits, Marlene Ahrens und Jorge Ebensperger zu sprechen, denen er denkbar nahestand. Sie lebten in der Nähe des Elternhauses, was einen ständigen Kontakt ermöglichte, «und sie sprachen mit meinen Schwestern und mir immer auf Deutsch. So kam es, dass wir einen deutschen Kindergarten besuchten und danach auf die Deutsche Schule Santiago gingen». Die Großeltern waren beide bekanntlich herausragende Sportler und legten daher großen Wert darauf, ihre Enkel ebenfalls für die Leibeserziehung zu begeistern: «Es war selbstverständlich für uns, Sport zu treiben», schmunzelt er, «wir durften aber bis zu einem gewissen Grade, unsere Sportarten selbst aussuchen.»
Oma und Opa waren meistens dabei, wenn die Kinder trainierten und achteten darauf, «dass wir es gut machten, nicht wie Hochleistungssportler, aber ihnen war wichtig, dass wir konzentriert, kontinuierlich und diszipliniert trainierten». Opa Jorge Ebensperger begleitete den kleinen Sergio täglich zum Springreiten, mit dem Hintergedanken, dass das Erlernte bei der Bändigung der Pferde ihm später beim Polo-Spiel von Nutzen sein würde. Die Rechnung ging auf, Sergio interessierte sich nicht nur für diese Sportart, sondern betreibt sie bis heute erfolgreich. Rückblickend stellt er fest: «Ich habe beim Polospiel einen guten Umgang mit Pferden gelernt, und das habe ich meinem Opa zu verdanken, der mich mit seiner Disziplin beim täglichen Training als Kind angesteckt hat. Es war die Basis, auf der ich aufbauend später meine Leistung verbesserte.»
Nach dem Abschluss an der DS Santiago studierte er an der Pontificia Universidad Católica Jura. Sergio Eguiguren ist der erste Rechtsanwalt in der Familie. Er entschied sich für diese Laufbahn, wie er sagt, «aufgrund der humanistischen Bildung, die ich besonders von meiner Mutter (Karin Ebensperger) und meinem Opa erhielt, mit denen ich mich oft über Geschichte und Politik unterhielt. Dies führte mich dazu, eine Berufsrichtung zu suchen, die sich mit dem Humanismus und der Staatsbürgerkunde befasst, und durch die ich begreifen konnte, wie sich Gesellschaften entwickeln».
Nachdem er sein Studium erfolgreich beendet hatte, machte er einen «Master in Law» an der Columbia University in New York. «Das war eine super herausfordernde Erfahrung», erinnert er sich, «denn das Master-Studium absolvieren nicht nur Ausländer, sondern auch US-Amerikaner, die Jura studiert haben. Das setzt gute Sprachkenntnisse voraus, und fordert von einem natürlich auch, dass man sich anpasst und eine sehr gute Vorbildung hat.»
Danach blieb er ein Jahr in New York, um an einer Anwaltskanzlei Erfahrungen zu sammeln. Anschließend kehrte er nach Santiago zurück, um sich bei Barros & Errázuriz auf Fusionen und Übernahmen von Unternehmen zu spezialisieren. Parallel zu dieser Aufgabe berät er Start-ups in ihrem Anfangsstadium und bei ihrer Entwicklung.
In seiner Freizeit liest er bevorzugt Sachbücher über Geschichte und Biografien. Eine besonders relevante Rolle spielt für ihn die Musik: «Meine Oma Marlene hat dafür gesorgt, dass meine ältere Schwester und ich als Kinder Kavierunterricht erhielten, was mir die klassische Musik bis heute nahegebracht hat.»
Sergio Eguiguren hört viel Musik und besucht Konzerte. Nach seinem Lieblingskomponisten befragt, antwortet er sofort: «Beethoven ist für mich höchstes Niveau!» Und unter den großen Persönlichkeiten der Geschichte ist für ihn bezeichnenderweise kein Politiker oder Staatsmann, sondern der Wissenschaftler Alexander von Humboldt herausragend: «Kürzlich las ich ein Buch über ihn. Es ist faszinierend, wie er in seinem Zeitalter seine Aufgabe angegangen ist, die verschiedenen Ökosysteme in die Natur als Ganzes einzugliedern.»
Heute zeigt sich der verheiratete dreifache Familienvater dankbar dafür, dass seine Eltern und Großeltern ihm Werte für das ganze Leben mitgegeben haben: «Da fühle ich eine Verantwortung, diese ebenso an meine Kinder und Neffen weiterzugeben!»
Foto: privat