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Buchrezension – «Invierno, Última Estación» – Fluchtdrama einer siebenköpfigen Familie

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Das Buch «Invierno, Última Estación» beschreibt das Schicksal der Familie
Schwarz und ihren langen Fluchtweg über mehrere Jahre von Ostpreußen bis
nach Llanquihue im Süden Chiles. Die chilenische Journalistin Elke Schwarz
hat darin auf Spanisch die fesselnde Geschichte ihrer eigenen Familie
festgehalten.
Die Einwanderung von Deutschen in den Süden Chiles fand ihren Höhepunkt
hauptsächlich zwischen den Jahren 1850 und 1900, noch vor den beiden
Weltkriegen: Menschen auf der Suche nach einer besseren Zukunft, die nicht
auf der Flucht waren – wie die Familie Schwarz.
Familiengründung in Ostpreußen
Diese Familiensaga beginnt mit Großvater Hermann Schwarz in Friedental,
einer alten deutschen Siedlung auf der Halbinsel Krim. Von hier wird er wegen
Kriegsdienstverweigerung nach Sibirien verbannt. Nach drei harten Jahren
kommt er nach Masuren in Preußen, in der Zeit ein wirtschaftlich stabiles Land
und eine militärische Macht. Doch dieses deutsche Gebiet wurde mit dem
Vertrag von Versailles 1919 zerteilt und umbenannt. Deutschland musste Polen
einen Korridor bis zum Baltikum abgegeben. So entstand Ostpreußen, ein
getrenntes Territorium.
Die Hauptstadt Ostpreußens, Königsberg, ist heute das russische Kaliningrad.
Hier lernte Hermann Schwarz Ilse Albrecht kennen. Sie heirateten 1928 und
ließen sich in Ostpreußen nieder. Er war beim Militär und genoss daher einen
guten Ruf. Hermann sprach gut Russisch und war als Übersetzter im Einsatz.
Das Ehepaar gründete eine Großfamilie mit sechs Kindern: Georg war der
Älteste (1930) und Hans der Jüngste (1938). Heinz, der Vater der Autorin Elke
Schwarz, kam 1932 als Dritter auf die Welt. Familie Schwarz lebte im ruhigen
ostpreußischen Sulimen, ohne größere Sorgen abseits des Machtgeschehens.
Russischer Vormarsch
Im September 1939 begann der Zweite Weltkrieg, der auf die Familie anfangs
keine Auswirkungen hatte. 1941 wurde Hermann Schwarz versetzt und diente
als deutscher Offizier und Übersetzer an der Front. Der Krieg spielt sich vor
ihrer Haustür ab, und Deutschland griff Polen an. Das Leben geriet langsam
aus den Fugen. 1944 entschied Ilse schließlich, mit ihren Kindern zu ihren
Eltern nach Trankwitz bei Königsberg zu ziehen.
Vater Hermann sahen die Kinder nur gelegentlich, und die Nachrichten wurden
auch immer seltener. Im Januar 1945 erhielt Ilse zum letzten Mal ein
Lebenszeichen von ihrem Mann, der möglicherweise kurz darauf in Russland
gefallen war. Genaueres hat man nie herausfinden können.
Im Januar 1943 kommt die Kriegswende mit der Niederlage von Deutschland in
Stalingrad. Deutschland war besiegt, hatte aber noch nicht kapituliert. Hitler

hielt noch immer an dem Glauben fest, dass sich alles noch ändern könnte. Die
Lage wurde immer ungewisser, denn die Russen begannen ihren Rachefeldzug
in Richtung Deutschland durch Polen und Preußen. Sie raubten alles, was sie
fanden, und die Angriffe auf die Bevölkerung waren brutal.
Flucht zu Fuß und auf der «Andros»
Im Januar 1945 entschloss Ilse endgültig, mit ihren Kindern zu Fuß durch die
eingefrorene Winterlandschaft zu fliehen. Eva war 14 Jahre und der Jüngste
Hans gerade mal sieben Jahre alt. Der Älteste Georg besuchte zu dieser Zeit
eine Militärschule. Ein großes Wagnis – doch es war der einzige mögliche
Ausweg.
Sie mussten dringend weg, denn die Russen waren ihnen bereits auf den
Fersen. Von Königsberg ging es nach Pillau im Baltikum, um per Schiff
weiterzukommen. Doch es waren Tausende mit ihnen unterwegs auf der Flucht.
Die Menschen waren verzweifelt. Ilses Durchhaltevermögen war unglaublich.
Hunger, Kälte und Erschöpfung waren kaum zu ertragen. Dennoch schaffte sie
es, mit ihren Kindern an Bord des Frachtdampfers «Andros» zu gehen. Die
Angst vor Bombenangriffen, Überfällen oder Seeminen war immer präsent. Bei
der Ankunft des Frachters am 12. März in Swinemünde wurden der Hafen und
die Schiffe bombardiert. Viele Menschen starben auf der «Andros» – doch Ilse
Schwarz hatte mit ihren Kindern das Schiff vorher noch verlassen können.
Von Deutschland nach Chile
Sie konnten aufatmen, auch wenn das Ziel, Kronach in Bayern, noch weit weg
war. Dort hatten sie Bekannte, wo sie Unterschlupf suchen wollten. Jetzt
mussten Sie per Zug weiterkommen.
Die Kinder waren wohlauf und zogen entschlossen mit. Der Krieg war noch
nicht beendet, somit waren sie immer Angriffen ausgesetzt. Sie erreichten
Kronach, aber sie hatten vergeblich auf Hilfe gehofft. Sie waren als Ostpreußen
nicht gerne gesehen, waren Deutsche zweiter Klasse, und die Menschen dort
hatten selbst nicht viel. Im Mai 1945 ist der Krieg vorüber. Georg stieß zur
Familie dazu, und alle versuchten, mit mühseliger Arbeit das Leben der
siebenköpfigen Familie aufrechtzuerhalten.
Durch die katholische Hilfsorganisation Caritas erfuhr Ilse von der Möglichkeit
auszuwandern. Sie nutzte die Gelegenheit und im Mai 1950 überquerten alle
den Atlantik in Richtung Chile. Über Bariloche erreichten sie im Juni 1950 ihr
Ziel Llanquihue. Hier versuchten sie Fuß zu fassen und an eine bessere
Zukunft zu denken. Es war ein langer Weg, mit unvorstellbaren Hindernissen.
Hier wurde ihnen auch nichts geschenkt, aber sie haben ihre Chance
entschieden ergriffen und sind gute Bürger Chiles geworden.
Fazit: Beeindruckende und sehr gut geschriebene Lektüre über die
Widerstandsfähigkeit der Menschen. Es sollte in keinem Bücherregal fehlen!

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