Um die auf Öl, Kohle, Gas und Kernenergie basierenden Energiewirtschaften in eine saubere Energiematrix umzuwandeln, müssen mehrere Fronten gleichzeitig abgedeckt werden. Der Einsatz von erneuerbaren Energien, Energieeffizienz und Speicherkapazitäten sowie eine erschwingliche und sichere Energieversorgung und -verteilung sind zentrale Aspekte, die berücksichtigt werden müssen, wenn alle Sektoren zur Erreichung der Klimaneutralitätsziele beitragen sollen.
Christian Falkenstein, Besitzer der deutschen Falkenstein Projektmanagement GmbH, referierte auf dem Deutsch-Chilenischen Energieforum zu Möglichkeiten der Energiespeicherung in Netzen, Gewerbebetrieben und Haushalten in Chile.
Deutsch-Chilenisches Forum zur Energiespeicherung
«Der steigende Anteil der erneuerbaren Energien wird in Zukunft dazu führen, dass die Einspeisung den Bedarf übersteigt oder bei schwacher oder nicht vorhandener Solar- und Windenergieproduktion eine Lücke entsteht, die durch Energiespeicher gedeckt werden könnte», erklärt Christoph Meyer, Senior Project Manager Energy, Mining & Sustainability bei der AHK Chile. Er war für die Organisation des jüngsten Deutsch-Chilenischen Energieforums verantwortlich, das sich Anfang Juli auf Energiespeicher in gewerblichen und privaten Netzen und Anwendungen konzentrierte. Unter Beteiligung des chilenischen Energieministeriums präsentierten sieben deutsche Unternehmen verschiedene technologische Entwicklungen, die in Europa bereits im Einsatz sind. Daneben stellte eine Universität bei dieser Neuauflage des jährlich stattfindenden Forums «Energy Solutions Made in Germany» verschiedene Energiespeicherlösungen und deren Anwendungsmöglichkeiten vor.
Kammerpräsident Victor Ide betonte bei der Eröffnung des virtuellen Treffens: «Um mehr erneuerbare Energien in der Industrie nutzen zu können, brauchen wir zum Beispiel in der Lebensmittel- und Bergbaubranche solche Speicher. Aber nicht nur in der Industrie: Wir müssen auch mehr erneuerbare Energien in den Haushalten nutzen, wofür Wärmespeicherung erforderlich ist.»
Neue Trends bei der Nutzung von Solarenergie, Lösungen für die Entwicklung von Batteriespeicherprojekten, thermochemische Speicher, thermische Warmwasserspeicher, Batteriesteuerungssysteme, Elektrolyseure für die Nutzung von Wasserstoff als Stromspeicher mit grünem Wasserstoff und die Entwicklung von Wasserstoffprojekten selbst waren einige der Themen, die bei dieser Gelegenheit in Panels von führenden Fachleuten auf diesem Gebiet aus Deutschland und Chile diskutiert wurden.
Das deutsche Rezept: Partnerschaft für Erfolg
Das Forum war Teil eines Projekts, das von der größten binationalen Kammer des Landes im Rahmen der Technologieexportinitiative des Bundesministeriums für Wirtschaft und Klimaschutz entwickelt wurde. Die deutsche Industrie verfügt über ein erhebliches technologisches Know-how zur Entwicklung innovativer Lösungen. Deshalb ist es eines der Ziele der internationalen Energiepolitik Deutschlands, seine Produktions- und Dienstleistungsunternehmen bei ihren Exportaktivitäten zu unterstützen und gleichzeitig eine nachhaltige, sichere und bezahlbare Energieversorgung in den Partnerländern zu fördern.
Falkenstein – aktiv in Chile
Die deutsche Falkenstein Projektmanagement GmbH war auf dem Energieforum durch ihren Besitzer Christian Falkenstein vertreten, der zu den Möglichkeiten der Energiespeicherung in Netzen, Gewerbebetrieben und Haushalten in Chile referierte. Das Architektur- und Ingenieurbüro bietet seit 1922 Generalplanungsleistungen für komplexe Bauvorhaben in der Lebensmittelindustrie an. Mit über 50 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern an Standorten in Deutschland und Brasilien kann das Unternehmen als kompetentes Planungsteam aus Architekten, Lebensmitteltechnologen und Ingenieuren für technische Gebäudeausrüstung auf mehr als 1.000 erfolgreich geplante Projekte weltweit zurückblicken. Dabei reicht das Leistungsspektrum von der Architektur über die Prozessplanung bis zur technischen Ausrüstung für Heizung, Lüftung, Sanitär, Elektro und Kälte.
«Unser erster Auftraggeber in Südamerika war Rodrigo Trucco Brito, Eigentümer der Firma Friosa S.A. in Santiago de Chile, der unser Büro vor rund 30 Jahren mit der Planung eines Schweineschlachtbetriebes beauftragt hat. Daneben haben wir auch den Wurstproduktionsbetrieb des Unternehmens La Preferida in Santiago geplant. Ein weiterer Kunde in Chile war die Firma Ganasur, für die wir ebenfalls im Fleischbereich einen Erweiterungsbau geplant haben. Weitere Projekte in Chile sind in der Entwicklung.»
Deutschland setzt im Zuge der Energiewende voll auf den Ausbau von regenerativen Energien sowie auf die Umsetzung von Energieeffizienz-Maßnahmen. Daneben hat die Unsicherheit bei der Belieferung mit russischem Pipelinegas eine weitere Beschleunigung dieses Prozesses ausgelöst. «Alle unsere Kunden beschäftigen sich intensiv mit dem Thema Energie der Zukunft. Hier liefert unser Büro sehr viel Entwicklungsknowhow», unterstreicht der Unternehmer. «Der Trend geht eindeutig in Richtung Elektromobilität, Umstellung von Gas auf Elektro in der Industrie, Strom aus Sonne und Wind.
Die große Herausforderung liegt in der nicht konstanten Verfügbarkeit von Sonne und Wind und der daraus entstehenden Notwendigkeit, die Energie zu speichern. Dies kann durch Batteriesysteme, Speicherung in Medien (Warmwasser, Stickstoff, Druckluft), die Nutzung des Erdreiches als Speicher und Umwandlung durch eine Wärmepumpe oder die Wasserstoffproduktion erfolgen. Wo die genauen Ansatzpunkte in Chile liegen, analysieren wir gerade», schließt er ab.
Study Tour nach Deutschland
Im Rahmen der Energiepartnerschaft Deutschland-Chile organisiert die AHK Chile im September eine Study Tour, bei der die Teilnehmer zukunftsweisende Energie- und Wasserstoffspeicherprojekte an verschiedenen deutschen Standorten kennenlernen und die Messe EXPO for Decarbonized Industries besuchen können.