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jueves, 18. abril 2024
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Tropfensammeln gegen die Wasserkrise

Stiftung «Un Alto en el Desierto»

Von Karla Berndt / Leonor Abujatum

Das Grauwasser aus den Handwaschbecken der Schulen muss nicht verschwendet werden: Es wird recycelt und wiederverwendet, um der Wüstenbildung und Wasserknappheit entgegenzuwirken. Dazu gehört auch die Bewässerung von Anpflanzungen in den Schulgärten.

Corría el año 2005 cuando Nicolás Schneider y su socio Daniel Rojas hicieron su primer taller de educación ambiental en el secano costero de Ovalle, en la pequeña localidad de Peña Blanca. Al subir a un cerro cercano junto a estudiantes de la escuela local, comuneros y vecinos, juraron cuidar ese lugar – el único dentro del terreno que aún conservaba vegetación y que se encuentra fuertemente amenazado por la desertificación y las consecuencias tras siglos de cultivo extensivo de trigo. 

Ein Versprechen wird gehalten

Es war 2005, als Nicolás Schneider und sein Partner Daniel Rojas in dem kleinen Dörfchen Peña Blanca ihren ersten Kurs zur Umwelterziehung im küstennahen Trockengebiet von Ovalle veranstalteten. Gemeinsam mit Schülern der örtlichen Schule, Gemeindemitgliedern und Nachbarn erklommen sie einen nahegelegenen Berg und versprachen, sich um diesen Ort zu kümmern – den einzigen in der Gegend, an dem es noch Vegetation gibt. 

Das rund 400 Kilometer nördlich von Santiago gelegene Gebiet ist stark von der Wüstenbildung und den Folgen des jahrhundertelangen extensiven Getreideanbaus bedroht. So wurde die Stiftung «Un Alto en el Desierto» («Ein Halt in der Wüste») geboren. Und das Wort wurde gehalten. Im Laufe der Jahre entwickelten sie zusammen mit fünf ländlichen Schulen und der örtlichen Gemeinde nicht nur das Schutzgebiet Cerro Grande mit einer Fläche von 100 Hektar, sie errichteten 2006 auch Nebelfänger zur Bewässerung und zur natürlichen Regeneration der einheimischen Flora. Damit wurden sie zu Pionieren dieser Art von Projekten in der Provinz Limarí. Im Jahr 2010 begann der Bau von selbst entworfenen Nebelfängern, die bis heute im Einsatz sind. 

Zu den Aufgaben von «Un Alto en el Desierto» gehört es auch, die Gemeinden beim Beantragen von Fördermitteln für den Bau von Windparks, wie etwa in Talinay und Los Cururos, zu unterstützen.

«Die kleinste Tat ist besser als die größte Absicht»

In all diesen Jahren ist die Stiftung ihrer Linie treu geblieben, mit direkter Beteiligung der Gemeinschaft, insbesondere der Schulkinder, zu arbeiten. Gemeinsam mit ihren Hauptpartnern, der Bauerngemeinschaft Peña Blanca, der Pontificia Universidad Católica de Chile (PUC) und dem Energieunternehmen Engie, wurden bereits neun Versionen des gleichnamigen, landesweit einzigartigen Umweltprogramms für Wasser durchgeführt und damit mehr als 3.000 Schüler in der gesamten Region Coquimbo erreicht. Seit 2016 ist «Un Alto en el Desierto» dank einer Partnerschaft mit der Trinkwassergenossenschaft Hospital-Champa auch in Paine, in der Nähe von Santiago, mit dem Projekt «Agua que no tienes de beber ayúdala a volver» («Wasser, das man nicht trinken muss, soll man zurückgeben») vertreten. 

Die pädagogische Arbeit wird in den Lehrplan der Schulen integriert, die sich für die Teilnahme am Netzwerk entscheiden. Bei der Entwicklung von Umwelt-Workshops werden Kinder, Lehrer, Direktoren, Assistenten und Eltern ermutigt, sich an einem Schulprojekt zur Wiederverwendung oder zum Sammeln von Wasser zu beteiligen und das zurückgewonnene Wasser für einen gemeinsamen Zweck zu verwenden. So haben in den mehr als 300 Umwelt-Workshops die Schüler an wissenschaftlichen Projekten im Zusammenhang mit der effizienten Nutzung von Wasser gearbeitet und wissenschaftliche Zusammenfassungen erstellt, in denen sie die Ergebnisse ihrer Arbeit präsentierten, die dann vor Schulen, lokalen und universitären Gemeinschaften und verschiedenen Behörden ausgestellt wurden. Auf diese Weise werden Learning by Doing (Lernen durch Handeln in einem kollaborativen Umfeld), wissenschaftliche Forschung (mit systematischen Arbeitsmethoden und greifbaren Produkten) und die Verbreitung von Wissen (Austausch von Praktiken und Verbesserung der Kommunikationsfähigkeit) gefördert.

Das Schutzgebiet Cerro Grande verfügt über Nebelfänger und ein Studienzentrum. 

Grauwasser bezeichnet fäkalienfreies, gering verschmutztes Abwasser aus Bädern, Duschen oder Waschmaschinen, das durch Aufbereitung einer Zweitnutzung als Brauch- beziehungsweise Betriebswasser dienen kann.

Fehlende «Wassererziehung» 

Die Motivation ist bis heute dieselbe geblieben: Die Durchführung konkreter Maßnahmen zum Sammeln und Recyceln von Wasser, um die örtliche Bevölkerung bezüglich des Klimawandels und der Wasserknappheit zu unterstützen, die in weiten Teilen Chiles herrscht. Auf die Frage nach der Bedeutung der «Wassererziehung» antwortet Nicolás Schneider mit Nachdruck: «In Chile gibt es trotz der Wasserkrise keine entsprechende Erziehung, die das Wasser als zentrales Element in den Mittelpunkt stellt. Und wenn jemand nichts davon weiß, schätzt er es nicht, und wenn er es nicht schätzt, kümmert er sich nicht darum. Es ist schockierend zu sehen, dass selbst in Regionen, die stark vom Wassermangel betroffen sind, öffentliche und private Akteure in Schulen, Bergbauunternehmen und in der Landwirtschaft sich nicht um die Wasserressourcen kümmern. Auch bei der Wassereffizienz sind wir als Land nicht gerade Vorreiter. Nach den alarmierenden Prognosen der Wissenschaft für Chile in Bezug auf den Wasserverbrauch und den Klimawandel, die vor allem für die Gemeinden im Norden des Landes heute schon sehr real und spürbar sind, müssen Maßnahmen ergriffen werden, die auf die Zukunft gerichtet sind. Wir bereiten die Bevölkerung mit verschiedenen Strategien auf die Wasserkrise vor, zum Beispiel mit Nebel-, Tau- und Regenwassernutzung, Wassereffizienz und Grauwasserrecycling, unserem jüngsten Arbeitsgebiet.»

Eine handwerkliche Bierbrauerei, Cerveza Atrapaniebla, stellt seit 2014 in Peña Blanca Bier mit dem aus Nebelfängern gewonnenem Wasser her. Dies hat einen charakteristischen leichten Salzgeschmack, weil die aufgefangene Feuchtigkeit aus dem Küstennebel (camanchaca) mit der salzigen Pazifikluft durchmischt ist.

Recycling von Grauwasser 

Mit Mitteln der Regionalregierung von Coquimbo wurde von 2018 bis 2020 gemeinsam mit der PUC, Engie und dem Liceo Politécnico de Ovalle die Initiative «Innovation für die Wiederverwendung von Wasser und deren Replizierbarkeit» in neun Bildungseinrichtungen in den drei Provinzen der Region Coquimbo durchgeführt. Die Idee dabei ist, das gesamte Grauwasser (aus den Waschbecken dieser Einrichtungen – in einer Größenordnung von 2 bis 3 Litern pro Schüler und Tag – zu recyceln, um es unter Einhaltung der geltenden Vorschriften für die Bewässerung zu verwenden. Dies ist dank eines Filters möglich, der vom Liceo Politécnico mit Unterstützung von Wissenschaftlern und Forschern der genannten Universität entwickelt wurde. Dazu kam ein Prototyp für ein mobiles Photovoltaik-Panel, mit dem das Wasser auf völlig nachhaltige Weise, das heißt ohne Verwendung herkömmlicher elektrischer Pumpen, zu den Filtern und Auffangbecken befördert werden kann. Dieser Filter wurde bereits ausgezeichnet und bei verschiedenen wissenschaftlichen Veranstaltungen ausgestellt. Die Gymnasiasten waren auch für die Installation der Filter in jeder der teilnehmenden Schulen zuständig und haben so ihre Kenntnisse und Fähigkeiten in diesem Bereich auf lokaler Ebene weitergegeben.

«Wenn die Schüler einbezogen werden, verstehen sie den Sinn recycelten Wassers, das zum Beispiel zur Begrünung der Gemeinschaftsflächen dienen kann, die vorher entweder mit wertvollem Trinkwasser oder gar nicht bewässert wurden. Die Schülerinnen und Schüler lernen das Wasser schätzen. Damit beginnt ein Kreislauf, der die ganze Familie erreicht und sie langfristig zu einem effizienteren Umgang mit der Ressource Wasser in ihrem täglichen Leben veranlasst. In den kommenden Jahren wollen wir außer in der Region Coquimbo auch in der Region O‘Higgins die Wiederverwendung von Wasser als echte und klare Strategie etablieren, um die Bevölkerung auf die aktuelle und künftige Wasserkrise vorzubereiten, insbesondere in ländlichen oder abgelegenen Gebieten», so Nicolás Schneider.

Chilenische Forschungsinstitutionen haben bereits in der Zeit von 1967 bis 1988 in verschiedenen Küstenregionen Netze zur nachhaltigen Gewinnung von Trinkwasser installiert, die «Atrapanieblas» genannt werden – Nebelfänger. Die Technologie zeichnet sich durch eine einfache Ausführung, Benutzung und Wartung aus, wodurch die Kosten begrenzt sind.

Das rund 400 Kilometer nördlich von Santiago gelegene Gebiet ist stark von der Wüstenbildung bedroht.

Umweltpreise

Auch während der Pandemie konnte dank der Lepe-Stiftung die Weiterführung des Grauwasserrecyclings und die Schaffung eines Netzwerks von Frauen, die vor allem in der Gemeinde Ovalle gefiltertes Grauwasser aus Waschmaschinen recyceln, ausgezeichnet werden. Im Jahr 2020 erhielt «Un Alto en el Desierto» den Umweltpreis des Jahres, der von der Stiftung Recyclapólis verliehen wurde. 

Darüber hinaus wurde die Initiative zur «Schaffung einer Umwelt-Wasser-Innovations-Akademie am Liceo Bicentenario Politécnico in Ovalle 2021-2022» ausgezeichnet, die dank der Mustakis-Stiftung hauptsächlich von Studentinnen realisiert wird. Hier wurde ein Arduino-Programmierungssystem für die In-situ-Analyse der Qualität von recyceltem Grauwasser eingeführt sowie die Bewertung von Wasserressourcen auf pädagogische Weise im Rahmen des Projekts «Wasser-Spiel», bei der Yaku Biofiltros und die Newenko-Stiftung beratend unterstützen.

Noch in diesem Jahr soll das Recycling von Grauwasser aus 60 Haushalten in den drei Provinzen der Region Coquimbo konsolidiert werden. Damit werden mehr als 300 Personen begünstigt und bis zu 75 Prozent des Wasserverbrauchs einer Familie pro Monat recycelt – ein im Hinblick auf die anhaltende Trockenheit äußerst wichtiges Vorhaben..

www.unaltoeneldesierto.cl

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