In Osorno geboren, aufgewachsen und verwurzelt: Im Auftrag der Deutschen Schule Osorno (DS Osorno) verfasste Alex Wendler in deutscher und spanischer Sprache den schwarz-weiß bebilderten, 86 Seiten umfassenden Textband «Unsere Geschichte 1854-2019».


Einwanderung nach Chile und die Stadt Osorno
Die DS Osorno brachte 2019 den geschichtlichen Abriss der Einwanderung in und um die Stadt Osorno sowie auch über die Entwicklung der Schule zu ihrem 165. Jubiläum heraus.
Das Buch stellt ein historisches Sammelwerk dar. Es beschreibt die Anfänge der deutschen
Einwanderung im südlichen Chile ab Mitte des 19. Jahrhunderts, die Entwicklung und die
Bedeutung wichtiger Institutionen in der Stadt Osorno, durch deren Schaffung die deutsche Kultur und Sprache bewahrt werden sollten. In chronologischer Abfolge wird zudem das stetige Wachstum und die sich dem akademischen Wandel anpassende Ausrichtung der Schule über die Jahrzehnte hinweg beschrieben. Durch die eindrucksvollen Zeichnungen wird die Geschichte vor den Augen des Lesers lebendig. Im Kulturzentrum Sofía Hott Schwalm der DSO sind alle Texte mit Illustrationen in einer Dauerausstellung
installiert. Daneben können hier auch historische Möbelstücke und Gebrauchsgegenstände aus der alten Deutschen Schule und der Anfangszeiten der Kolonisierung besichtigt werden.
Alex Wendler erzählt im Gespräch über die Entstehung seines Werks.
Wie ist es zur Herausgabe des Buches gekommen?
Die Idee für das Buch entstand zum 165. Jubiläum der Schule im Jahr 2019 – die Schulleitung kam auf mich zu und bot mir an, dieses Buchprojekt umzusetzen. Die lokale Geschichte der Kolonisierung hat mich schon von klein auf fasziniert, Geschichte im Allgemeinen zieht mich in ihren Bann. Aus diesem Grund bin ich auch Geschichtslehrer geworden.
Wie lange haben Sie an dem Buch gearbeitet?
Ich habe mit der Ausarbeitung Anfang 2019 begonnen und rund drei Monate dafür recherchiert. Im Studium war dies jedoch schon ein Thema für mich, sodass ich nicht von Null anfangen musste. In weiteren drei Monaten habe ich die Zeichnungen angefertigt.

Aus welchen Quellen stammen alle diese historischen Informationen, die im Buch verarbeitet
wurden?
Auf dem Dachboden der Schule habe ich viel Material gefunden. Auch aus dem Archiv Emilio Held Winkler des Deutsch Chilenischen Bundes konnte ich viele Informationen herausziehen. Für meine Illustrationen waren alte Zeichnungen, Bilder und Fotografien, zum Beispiel von Rudolph Amandus Philippi, Vorlage. Ich selbst habe meine gesamte Schulzeit in den Klassenzimmern, Gängen und auf dem Schulhof der DS Osorno verbracht. Nach meinem Geschichts- und Lehramtsstudium in Concepción führte mich mein Weg hierher zurück. Seit 2018 bin ich Geschichtslehrer an der DS Osorno.

Wie ist Ihre eigene Familie geschichtlich in der Region verwurzelt?
Die Familie Wendler stammt ursprünglich aus dem Wendland in Niedersachsen, wanderte aber im 17. Jahrhundert in die Region um Nürnberg aus. Georg Wendler, der 1845 in Hersbruck geboren ist, war Büttnermeister und kam 1869 im Auftrag der Familie Anwandter nach Valdivia. Ein Büttnerauch Fassbinder genannt – ist ein Handwerker, der Behälter und Gefäße, meist aus Holz, herstellt. Für die Anwandters stellte Georg Wendler die Holzfässer her, in denen das Bier aus der Brauerei gelagert und transportiert wurde. Im Jahr 1884 machte er sich dann selbstständig und hatte seine eigene Fassbinderei. Später war er es, der die technische Infrastruktur für die Trinkwasserversorgung in Valdivia implementierte. Dazu baute er einen gigantischen Holzturm, in dem das Trinkwasser gespeichert wurde und aus dem über 400 Häuser mit Wasser versorgt wurden, bis diese im Jahr 1909 bei einem Großbrand zerstört wurden. Er war ebenfalls Mitbegründer der dritten valdivianischen Feuerwehrkompanie. Gemeinsam mit seinen drei Söhnen – die er übrigens alle zum Studieren nach Deutschland schickte – und seinem Geschäftspartner Juan Beckdorf baute Georg Wendler 1898 das erste kleine Elektrizitätswerk in Valdivia. Später wurde auch Hermann Ehrenfeld Partner in diesem Unternehmen. Der Schornstein der Verbrennungsanlage Ehrenfeld & Wendler, die um 1907 erbaut worden war, ragt heute majestätisch aus dem Gelände der Universidad San Sebastian heraus.
Nach dem Tod des Vaters zogen zwei seiner Söhne – Otto und Fritz – nach Río Bueno, um dort ein weiteres Kraftwerk aufzubauen. Bis 1920 hatten sie die Konzession für die Stromversorgung in Río Bueno. Die nachfolgenden Generationen blieben ebenfalls in der Region. Ich selbst bin in Osorno groß geworden und geschichtlich sowie auch persönlich mit dieser Region fest verwurzelt..
Wer Interesse am Kauf des Buches hat, kann es bei der Deutschen Schule Osorno, die den Band herausgegeben hat, zu einem Preis von 10.000 Pesos erwerben.
Kontakt beim Sekretariat der DS Osorno: Andrea Duarte
E-Mail: aduarte@dso.cl oder
Telefon: 642-331805