Deutsche Identität an nächste Generation vermitteln
Als engagierter Immobilienmakler liebt der überzeugte Familienvater Felipe Ávila die Freiheit, die seine selbstständige Tätigkeit mit sich bringt. Mit seiner Familie erkundet er gern neue Orte, aber auch für neue Aufgaben wie die Freiwilligenarbeit bei der Fundación Camino für krebskranke Jugendliche ist er offen.

«Meine Kindheit hat mich geprägt», so beginnt Felipe Ávila seine Erzählung und er spricht diese Worte voll Begeisterung aus. Sein Großvater Enrique Melkonian mütterlicherseits war 25 Jahre lang bis 1979 Konsul von Chile im Konsulat in Frankfurt am Main. Erstaunlicherweise hatte dieser nicht einmal deutsche Vorfahren, liebte aber die deutsche Sprache und Kultur. Ávilas Großmutter war es, deren Eltern die deutschen Wurzeln in seine Familie brachte. Er war als Kind oft bei seinen Großeltern, begleitete sie auf ihren Wegen, lernte mit ihnen viele Winkel der chilenischen Hauptstadt kennen. «Es war bereichernd für mich. Meine Großeltern haben mir viele ihrer Erfahrungen mitgeteilt, trafen sich mit so vielen verschiedenen interessanten Menschen. Bis heute bin ich mit den Kindern der Freunde meiner Großeltern befreundet», berichtet der 43-Jährige.
Felipe Ávila wurde just geboren als sein Großvater aus Frankfurt zurückkehrte. Seine Großmutter sei mit ihren beiden Kindern nie mit nach Deutschland gegangen, da sich die Großeltern vorher getrennt hatten. «Aber sie sind immer freundschaftlich verbunden geblieben», erzählt Felipe.
In seiner Geburtsstadt Santiago machte er seinen Schulabschluss im Colegio El Dorado und studierte danach an der Universidad del Pacífico Journalismus. Zu gern hätte er die Deutsche Schule Santiago besucht, meint Felipe, denn er fühle sich zur deutschen Sprache und Kultur schon immer hingezogen.
Im Goethe-Institut habe er zwar einen Deutschkurs gemacht, doch er sei ein Autodidakt geblieben, was sein Deutsch anbelangt. Im Goethe-Institut hatte auch Felipes Großmutter Otti Stuermer 33 Jahre lang als Sekretärin gearbeitet. Sie erhielt das Bundesverdienstkreuz 1989, in dem Jahr, in dem sie mit 65 Jahren pensioniert wurde. Im vergangenen Jahr ist sie gestorben (Nachruf im Cóndor 4420).
«Meine Großmutter hat immer gesagt, dass ich hoffentlich eines Tages eine deutsche Frau finde, mit der ich meine Leidenschaft für die deutschen Traditionen teilen kann», lacht Ávila. Und so kam es dann schließlich auch: Im Jahr 2008 heiratete er seine heutige Frau Helga Krumbach. Ihre Hochzeitsreise ging selbstverständlich kreuz und quer durch Deutschland – einen ganzen Monat lang. Das Ehepaar hat zwei Söhne von sechs und acht Jahren, die zur großen Freude ihres Vaters die Deutsche Schule Santiago besuchen.
Als Journalist war Felipe Ávila nur kurze Zeit tätig und arbeitet jetzt als Immobilienmakler mit Fokus auf die Küstenregion um Valparaíso. Er spielt gern Tennis, fährt Fahrrad oder macht Fitnesstraining. Seit elf Jahren sei er auch Reservist in der chilenischen Armee, berichtet er. «Meine berufliche Tätigkeit erlaubt mir, dass ich meine Zeit flexibel managen kann. Ich bin mein eigener Chef – unabhängig und selbstständig. Das ermöglicht mir, mich intensiv um meine Kinder zu kümmern und ihre Entwicklung täglich mitzuerleben», berichtet Felipe Ávila. Während des Schuljahres könne er seine beiden Söhne nachmittags zu ihren sportlichen Aktivitäten im Club Manquehue begleiten.
Auch die Urlaubsreisen durch Chile seien derart gestaltet, dass sowohl die Spaß- als auch die Kulturkomponente nicht zu kurz kämen. Besonders häufig geht es in den Süden: Die Stadt Osorno ist ein Ausgangspunkt für viele Abstecher in die kleinen Orte um die Seen in der Región de los Lagos. «Dieses Gebiet zieht uns immer wieder magisch an. Es gibt unzählige interessante Ecken zu entdecken. Was mich besonders fasziniert, sind die deutschen Friedhöfe», merkt Ávila an. An diesen geschichtsträchtigen Gedenkstätten erfahre man vieles über die Menschen, die den Süden und seine Identität geprägt haben. Es sei eines seiner Rituale, einen deutschen Friedhof zu besuchen, wenn er auf Reisen im Süden sei, erläutert er. Sein größter Traum sei es jedoch, mit seiner Familie schon bald eine gemeinsame ausgedehnte Reise durch Deutschland zu machen.
Felipe Ávila ist bei seinen Freunden auch als Sammler von allerlei Dingen bekannt. Er erzählt: «Es ist eine Leidenschaft von mir, Dinge zu sammeln – darunter Bierkrüge, Taschenmesser, Uhren, Anstecker, Schlüsselanhänger. Ich gehe auch liebend gern zu Antiquitätenläden. Jedes meiner Sammelstücke hat eine Geschichte.»
Vor über einem Jahr hat er die Fundación Camino kennengelernt und engagiert sich seitdem als Freiwilliger. Er erzählt: «Wir sorgen für die Unterkunft von krebskranken Jugendlichen zwischen 12 und 18 Jahren, die aus den Regionen kommen und während ihrer Behandlung eine Unterkunft in Santiago brauchen.» Vor allem wenn diese Geburtstag haben oder Fiestas Patrias anstehen, werde mit ihnen gemeinsam gefeiert, und Felipe meint: «Das ist eine wunderschöne Aufgabe, die mich sehr erfüllt.»
Glücklich mache ihn auch das harmonische Familienleben und dass sich alle untereinander gut verstehen. Er fügt hinzu: «Meine eigenen Eltern haben sich während meiner Kindheit getrennt. Ich habe keine Geschwister. Der Traum von einer eigenen Familie war immer groß und ich bin stolz darauf, dass ich gemeinsam mit meiner Frau, diesen Traum in Erfüllung gehen lassen konnte.»