«Sissi» von Ernst Marischka
Romy Schneider hatte als Darstellerin schon mehrere Erfolge zu verzeichnen, als der Regisseur Ernst Marischka 1954 sie für die Hauptrolle von «Mädchenjahre einer Königin» verpflichtete. Eigentlich war für die Figur der jungen Viktoria von England Sonja Ziemann vorgesehen, aber Marischka war von der 15-Jährigen derart angetan, dass er den Part kurzerhand umbesetzte. Ihre Leistung bestätigte die Richtigkeit seiner Entscheidung und bewog ihn, Romy in seiner Produktion «Sissi» ebenfalls die Hauptfigur zu geben.
Diese Rolle scheint der jugendlichen Romy Schneider auf den Leib geschrieben zu sein. Ihr blendendes Aussehen, ihre sympathische Spontaneität und ungewöhnliche schauspielerische Begabung machen sie als Sissi unwiderstehlich. Der Film schildert die Liebesgeschichte von Kaiser Franz Joseph I. von Österreich und Prinzessin Elisabeth, Tochter von Herzogin Ludovika und Herzog Max in Bayern, und gipfelt in der Traumhochzeit des jungen Paares.
Marischka konzipierte den Streifen als Unterhaltungswerk. So ist die Handlung heiter und unbeschwert – mit Ausnahme der Konflikte, die Sissi aufgrund ihrer Ungezwungenheit mit ihrer zukünftigen Schwiegermutter auszufechten hat, die pedantisch-streng darauf achtet, dass das Hofzeremoniell beachtet und eingehalten wird. Sissis Tierliebe ist groß: Sie ist nicht nur eine begeisterte Reiterin und hält im Elternhaus ein Rehkitz, sondern verscheucht auch auf der Jagd die Beute.
Die Außenaufnahmen wurden an ausgesuchten Naturschauplätzen im Stil der damaligen Postkarten-Ästhetik eingefangen. Allein die gezeigten österreichischen Berglandschaften sind von traumhafter Schönheit.
Die Handlung spielt in unbeschwerter Atmosphäre, die Leute sind nett zueinander, Schönheit und Harmonie bestimmen den Ton. Freilich muten heute einige humorige Einlagen verstaubt an, wie etwa das deppenhafte Auftreten des Major Böckl (Josef Meinrad), der ständig seine Mitmenschen (und auch die Zuschauer) nervt.
Das Bild wurde für die Blu-Ray-Fertigung optimal restauriert. Die für die Farbfilme der 1950er Jahre typischen hellen, kräftigen Farben kommen voll zur Geltung, sowohl bei den Landschaftsaufnahmen, bei denen die Tönungen angenehm natürlich wirken, als auch bei den sorgfältig errichteten Bauten, den prächtigen Kostümen und dem kostbaren Schmuck – eine wahre Augenweide! Die Bildschärfe ist angemessen, streckenweise optimal.
Ebenso überrascht die Tonqualität. Statt dem für die damalige Zeit eigentümlichen dumpfen Klang sind hier das gesprochene Wort, die Musik und die Geräuschkulisse klar und deutlich zu hören und einwandfrei voneinander zu unterscheiden. Das Ohr des Zuschauers nimmt vom leisen Gespräch bis zum feierlichen Chor der Schlussszene jedes Geräusch ohne die geringste Anstrengung auf.
So gut die Aufbereitung des alten Filmmaterials ist, so mangelhaft fällt die Zusatzinformation aus: Dem Film ist nicht eine einzige Zugabe beigefügt.
«Sissi», Österreich, 1955.
- Regie: Ernst Marischka.
- Produktion: Karl Ehrlich, Ernst Marischka. Drehbuch: Ernst Marischka.
- Musik: Anton Profes.
- Kamera: Bruno Mondi.
- Ton: Herbert Janeczka. Schnitt: Alfred Srp. Mit Romy Schneider, Karlheinz Böhm, Magda Schneider, Uta Franz, Gustav Knuth, Vilma Degischer, Josef Meinrad u. a.
- Spieldauer: 105 Min.
- Bild ****
- Ton ****
- Darbietung ***
- Extras *