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Romy Schneider zum 40. Todestag

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Die Darstellerin mit dem Engelsgesicht und intensiven Leben

Es fing ganz harmlos an: Magda Schneider hatte gerade in München mit dem Produzenten Kurt Ulrich ihre Teilnahme an dem Film «Wenn der weiße Flieder wieder blüht» erfolgreich verhandelt. Sie kommen nun auf die Familie zu sprechen. Als Magda ihm von ihren Kindern erzählt, wird er hellhörig. In dem Film erscheint nämlich eine 17-jährige Tochter der Hauptdarstellerin, die noch nicht besetzt ist. 

Ulrich will Magdas Tochter sehen und eine Probeaufnahme mit ihr drehen. Der Schauspielerin passt das gar nicht, da ihre 14 Jahre alte Rosemarie eine Kunstgewerbeschule besuchen soll. Der Produzent lässt aber nicht locker und überredet sie zum gemeinsamen Treffen. Dieses findet bald unter der Leitung von Ernst Marischka statt. Der Regisseur erkennt sofort Rosemaries Begabung und fordert sie auf, eine Szene zu spielen, wie sie eigentlich nicht gespielt werden soll. Was dann passiert, erzählt die stolze Mutter später mit folgenden Worten: «Romy tat alles, was Marischka ihr sagte, schien aber seltsam gehemmt. Darüber befragt, erklärte sie, als die Szene abgedreht war: ‚Onkel Ernst, ganz zufrieden bin ich nicht. Ich möchte es noch einmal versuchen, und eigentlich ein wenig anders.‘ Und dann spielte sie die Szene noch einmal so, wie sie eigentlich gespielt werden sollte. Ernst Marischka und wir alle standen daneben und waren starr vor Staunen.» 

Romys Vater, Wolf Albach-Retty, ist ebenfalls Schauspieler, womit die Tochter beiderseits schöpferisch «vorbelastet» ist und in einem kunstliebenden Heim aufwächst. Allerdings trennen sich die Eltern 1943, als das Mädchen gerade einmal fünf Jahre alt ist. Magda heiratet später den Unternehmer Hans Herbert Blatzheim, der alsbald seine Stieftochter unter seine Fittiche nimmt, um ihre Karriere zu fördern.

Ungeliebte «Sissi»-Rolle

Zwischen 1953 und 1955 dreht sie sechs Filme, in denen sie die Hauptrolle übernimmt, darunter die erste Folge der «Sissi»-Trilogie, die einen Riesenerfolg hat. Trotz der einstimmigen Anerkennung lehnt sie zunächst das Angebot ab, eine Fortsetzung zu drehen. Blatzheim überredet sie, noch einmal die Glanzrolle zu übernehmen und der Erfolg von «Die junge Kaiserin» bleibt nicht aus. Eine ähnliche Situation spielt sich vor «Schicksalsjahre einer Kaiserin» ab. Romy Schneider ist der Partie der zuckersüßen Herrscherin mit der drückend schweren Perücke überdrüssig. Zudem wird sie von Publikum und Presse mit der Sissi-Figur identifiziert, was durchaus nicht ihrem beruflichen Ehrgeiz entspricht. 

Karriere in Frankreich

1958 wirkt sie an der Seite von Alain Delon in der französisch-italienischen Produktion «Christine» mit, die nicht nur einen Wendepunkt in ihrer Karriere bedeutet, sondern auch den Beginn der Beziehung zu ihrem zeitweiligen Lebenspartner Delon darstellen wird.  Anfang der 1960er Jahre emigriert sie nach Frankreich, wo sie ihre Begabung, schwere Charakterrollen eindrucksvoll zu meistern, eindringlich unter Beweis stellen kann. 

Mit dem deutschsprachigen Publikum entwickelt sich jetzt eine Hassliebe-Beziehung. Zum einen verehrt man Romy und ihr einmaliges schauspielerisches Können, und zum anderen hagelt es in der Presse Beschimpfungen, weil sie der Heimat den Rücken gekehrt hat. Beleidigungen wie «abtrünnige Sissi», «dumme Liese», «Franzosenflittchen» und «Vaterlandsverräterin» sind an der Tagesordnung.

Der Einstand in Frankreich ist jedoch alles andere als einfach. Während ihr Partner sich vor Angeboten kaum retten kann, wartet Romy untätig auf eine Rolle. Die bekommt sie schließlich, als Delon sie mit Luchino Visconti bekannt macht. Der berühmte Regisseur inszeniert am Théâtre de Paris John Fords «Schade, dass sie eine Dirne ist». Sie übernimmt die weibliche Hauptrolle – der Durchbruch gelingt. Bald folgen Filmrollen in «Boccaccio 70», ebenfalls unter Visconti, «Der Prozess», nach dem gleichnamigen Kafka-Roman, mit der Regie von Orson Welles und «Der Kardinal» von Otto Preminger.

1973 spielt sie überraschenderweise die Sissi zum vierten Mal. Sie nimmt die verhasste Rolle im Film «Ludwig» über den exzentrischen König aus Bayern noch einmal an. Ihre Entscheidung ist verständlich: Der Regisseur heißt jetzt eben nicht Marischka, sondern Visconti.

Schicksalsschläge

Ihr Karriereaufstieg ist indes von Krisen in ihrem Privatleben begleitet, die zu Alkoholkonsum und unkontrollierter Medikamenteneinnahme führen. Blatzheim hatte die Honorare seiner Stieftochter, die er verwaltete, in die eigene Tasche gewirtschaftet, wie sie nach seinem Tod feststellt; ihren Ehemann Harry Meyen zahlt sie bei der Scheidung mit mehr als einer Million Mark aus, ihr vorübergehender Partner Daniel Biasini lebt mit ihren Mitteln verschwenderisch und das französische Finanzamt fordert horrend hohe Nachzahlungen. Romy Schneiders finanzielle Lage ist trotz der irren Gagen, die sie erhalten hat, bedenklich. Ihr Dasein wird zur Hölle. Dem «Stern» gesteht sie im Interview: «Ich muss Pause machen, ich muss endlich zu mir selbst finden. (…) Im Moment bin ich zu kaputt.»

Am 29. Mai 1982 findet ihr Lebensgefährte Laurent Petin Romy leblos an ihrem Schreibtisch zusammengesunken auf. Der Leichenbeschauer schließt Fremdverschulden aus, weshalb keine Obduktion vorgenommen wird. Alain Delon organisiert die Beerdigung auf dem Friedhof von Boissy-sans-Avoir und sorgt dafür, dass ihr Sohn David, der knapp ein Jahr vorher auf tragische Weise ums Leben gekommen war, an ihre Seite umgebettet wird. Auf dem Grabstein wird nicht ihr Künstlername, sondern schlicht «Rosemarie Albach» eingraviert.

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