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Zum 550. Todestag von Leon Battista Alberti

Der große Baumeister der Renaissance

Er war ein vielseitig talentierter Künstler, humanistischer Gelehrter und Schriftsteller, bedeutender Architekt und Bauplaner der Renaissance. Als Berater in Baufragen trat Leon Battista Alberti in die Dienste von Fürsten und war in der päpstlichen Verwaltung tätig. Vor allem aber verbreiteten seine architektur- und kunsttheoretischen Schriften seinen Ruhm über Italien hinaus und prägten über drei Jahrhunderte das europäische Geistesleben.  

Der Universalgelehrte

Battista Alberti – er nahm später den Namen Leon an – kam am 14. Februar 1404 in Genua zur Welt. Sein Vater Lorenzo di Benedetto Alberti stammte aus einer angesehenen florentinischen Patrizierfamilie, die aber in den politischen Unruhen, Florenz verlassen musste und in Genua Exil fand. Alberti war wie sein älterer Bruder Karl unehelich geboren worden. Nach der Heirat des Vaters 1408 zog die Familie nach Venedig. Sein Vater hatte sich um eine gute Erziehung seiner Söhne gekümmert. Mit etwa zehn Jahren erhielt Alberti in Padua eine humanistische Bildung, vor allem in Rhetorik und Grammatik bei Gasparino Barizzia.

Mit 17 Jahren nimmt er in Bologna ein Jurastudium auf und besucht gleichzeitig Vorlesungen zur Philosophie und Theologie. Das Interesse für klassische Literatur veranlasst ihn, neben Latein auch Griechisch zu studieren. Nach dem Tod seines Vaters reist er nach Padua, wo er einige Zeit Physik und Mathematik an der Universität studiert. Frucht dieser Studien sollte dann später seine Beschäftigung mit den Phänomenen der Optik und Mechanik sein, derer Ergebnisse er dann in seiner Schrift «Ludi matematici» (um 1452) zusammenstellte. Während der Zeit in Padua veröffentlicht er die Komödie «Philodoxius» (1426) in lateinischer Sprache und komponiert Fabeln in Anlehnung an den Schriftsteller Lucian. 1440 verfasst er dann noch die Komödie «Momus». Als 24-Jähriger promoviert er in Bologna im Kirchenrecht. 

Der Tod seines Vaters und Onkels ließen ihn und seinen Bruder jedoch mittelos zurück, da sie als illegitime Söhne um ihr Erbe mit Verwandten streiten mussten. Hoffnung kam auf, als 1428 der Papst die Verbannung der Familie aus Florenz aufhob, so dass Alberti erstmals deren Heimatstadt aufsuchen konnte. Dort lernte er die berühmtesten Künstler seiner Zeit persönlich kennen: Filippo Brunelleschi, Donatello, Lorenzo Ghiberti, Luca della Robbia und Masaccio. 

Im Dienst der Kirche

In dieser Zeit wird er Sekretär des einflussreichen Kardinals Nicolo Albergati, was ihm neue Perspektiven eröffnet. Mit dem Kardinal reist er durch Europa, wahrscheinlich nach Deutschland und Burgund.    

1431 begibt er sich nach Rom und widmet sich zunächst dem Studium antiker Monumente. Sein Interesse richtet sich dabei besonders auf Kriterien zur Bestimmung der Schönheit von Gebäuden. 

Seine guten Kontakte zur Kurie sorgten dafür, dass Papst Eugen IV. Alberti, der ja ein uneheliches Kind war, 1432 ein Dispens erteilte. Er wurde als legitimer Nachkomme seines Vaters anerkannt, was ihm den Dienst in der Kirche eröffnete. 

Ab 1447 arbeitete er im Auftrag von Papst Nikolaus V. an der baulichen Erneuerung Roms. In seiner «Descriptio urbis Romae» (1433-1441) hatte er bereits seine Kenntnisse zu Gebäuden in Rom festgehalten. Er leitete in dieser Zeit die Restauration von Santo Stefano Rotondo und gestaltete den Borgo zwischen der Engelsburg und der Peterskirche neu.

1453 war er für den Umbau der Kirche San Francisco in Rimini tätig. 1457 und 1458 begab sich Alberti nach Florenz, wo er die Entwürfe für die Fassade der Kirche Santa Maria Novella erstellte. Im darauffolgenden Jahr widmete er sich den Entwürfen für die Kirchen San Sebastiano und San Andrea in Mantua. All diese Werke können wir heute noch bewundern.   

Von 1432 bis 1464 gehörte er dem Kolleg der Apostolischen Abbreviatoren an, das heißt, er erfüllte Funktionen eines päpstlichen Sekretärs. Als Mathematiker entwickelte er einen Codierungscode, die sogenannte «Albertischeibe» zur Chiffrierung von Texten. In seiner «De componendis cyhris» (1466/67) hielt er sein Prinzip der Kryptologie fest.   

«Ein beharrlicher Erforscher der Dinge»

Alberti war vielseitig interessiert und zeigte daher auch reges Interesse, Neues zu erfahren. Alle freien Künste inspirierten ihn, in diesem Sinne war er ein «Siebenkämpfer», da er sich in allen Sieben Freien Künsten bewegte.  Er war ein Mann der Wissenschaften und der Literatur.

«Wenn ihm zu Ohren kam, daß ein Gelehrter angekommen sei, bemühte er sich sogleich um dessen Freundschaft, und er lernte von jedem das Besondere, was er noch nicht wußte: Bei Handwerkern, Architekten, Schiffbauern, ja selbst bei Schustern und Schneidern versuchte er in Erfahrung zu bringen, ob sie nicht ein abgelegenes und geheimes Wissen in ihrer Kunst als einen besonderen Besitz hüteten, und wenn seine Mitbürger es wollten, teilte er sogleich sein Wissen mit ihnen. Um den Verstand, den Charakter und die Erfahrung seines Gegenübers zu erforschen, gab er sich in vielem als unwissend aus. Und so war er ein beharrlicher Erforscher der Dinge auf geistigem und künstlerischem Gebiet, Geld und Gewinnstreben hingegen verachtete er von Grund auf» (aus seiner «Vita», der Autobiografie).

Er entsprach für den Schweizer Kunst- und Kulturhistoriker Jacob Burckhardt ganz dem Ideal eines «uomo universale» (Universalgelehrten). In seiner Autobiografie erwähnt Alberti, dass er auch gerne Musik spielte und sang und ein ausgezeichneter Reiter und Fechter war. Sein Interesse galt auch der Soziologie. So widmet er sich in seiner «soziologischen» Schrift «I Libri della famiglia» (Das Buch über die Familie, 1433-1441) der Ehe und den Auswahlkriterien der Partner.

Der «erste» Kunst- und Architekturtheoretiker 

Alberti gilt als der Begründer der objektivierenden und rationalen Kunstkritik. Er betrachtete und bewertete die Kunst und Architektur nicht aus Sicht seines persönlichen Geschmacksurteils, sondern vermittelte theoretisch-ästhetische Grundlagen und ethisch-pädagogische Intentionen, wobei er als Humanist die antike Literatur heranzog und auswertete. 

1435 und 1438 schrieb er Werke zur Malerei («De pictura») und Skulptur («De statua»), die einen Neuanfang auf dem Gebiet der Kunsttheorie darstellten. Es handelt sich dabei um Lehrbücher zur Kunst, die mathematische Grundlagen und die Perspektive behandeln. Bei der Malerei geht es auch um die Komposition und Beleuchtung der Körper. 

Alberti war genauso auf dem Gebiet der Architektur Experte, wie auch Papst Pius II. in seinen «Commentarii» hervorhebt. Er verfasste das Werk «De re aedificatoria» (Über die Baukunst) zwischen 1443 und 1451. Dieses orientiert sich weitgehend an den zehn Bänden «De architectura» von Vitruv, eines römischen Architekten, der im 1. Jahrhundert vor Christi lebte. Es werden allgemein geltende Grundsätze beim Entwurf von Gebäuden wie Kirchen sowie städtischen und ländlichen Herrschaftshäusern behandelt, zudem Prinzipien zur Planung von Städten, Gärten, Kanälen und Schleusen. Es ist die erste große Abhandlung der Renaissance zur Architektur und beeinflusste deren Entwicklung bis weit ins 18. Jahrhundert. 

Zeitweilig war Alberti in jungen Jahren wohl auch in Deutschland im Gefolge des Kardinals Albergati, zumindest bezieht er sich dreimal in seinen Architekturbüchern auf Deutschland.

Erst nach seinem Tod – am 20. April 1472 im Alter von 68 Jahren in Rom – wurde «De re aedificatoria» im Jahr 1485 von Nicolaus Laurentius veröffentlicht, einem Drucker aus Schlesien, der nach Florenz zugewandert war. Damit erlangte sein Werk Breitenwirkung. 

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