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Gletscherschmelze in Südpatagonien

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Meterdicke Schicht von Trübstoffen auf dem Meer

Chiles Fjord-Ökosysteme waren das Ziel der «Meteor»-Expedition vom 22. Dezember 2021 bis 22. Februar dieses Jahres. Deutsche, chilenische und argentinische Wissenschaftler konnten bereits mit dem bloßen Auge Veränderungen durch die Gletscherschmelze wahrnehmen.

Aus Sicht der Forscher war die Meteor-Expedition M179 «FjordFlux» in Südpatagonien ein Erfolg, wie Jochen Wollschläger feststellt. Der Wissenschaftler vom  Institut für Chemie und Biologie des Meeres der Universität Oldenburg erklärt, dass bereits erste Erkenntnisse gewonnen werden konnten – wenn auch die genauen wissenschaftlichen Daten erst noch erstellt werden müssen.

Die Expedition hatte im Rahmen des vom Bundesministerium für Bildung und Forschung geförderten deutsch-argentinisch-chilenischen Dynamo-Projekts stattgefunden. Am 22. Dezember machten sich die sechs Wissenschaftler vom Alfred-Wegener-Institut in Bremerhaven und der Universität Oldenburg von Las Palmas auf die Reise mit dem Forschungsschiff, der «Meteor». In Punta Arenas waren die Kollegen aus Chile und Argentinien zugestiegen. 

Forschungsfahrt der «Victor Hensen» vor 25 Jahren

Es sei vor allem um zwei Forschungsaufgaben gegangen, sagt Jochen Wollschläger. Bei dem Gemeinschaftsprojekt sollte zum einen untersucht werden, wie sich «die Erderwärmung und insbesondere die Gletscherschmelze in den Fjorden bemerkbar macht». Eine zweite Aufgabe der Wissenschaftler war die Entnahme von Bodenproben und ein Probenvergleich. Bereits vor 25 Jahren war ein Expeditionsteam mit dem Forschungsschiff «Victor Hensen» schon einmal an diesen Orten unterwegs und hatte Daten über die Tiere und Pflanzen, kleine Algen, auf dem Meeresboden erhoben. Bei der «Meteor»-Expedition wurden wieder an den gleichen Stellen Informationen gesammelt, um diese mit denen von vor 25 Jahren zu vergleichen. Nun werden die Forscher erst einmal die Bilder und Videos und die weiteren Informationen in den kommenden Monaten auswerten, bis genaue wissenschaftliche Ergebnisse und Erkenntnisse veröffentlicht werden können.

«Was die Gletscher angeht, kann man aber bereits mit dem bloßen Auge sehen, wie stark diese bereits abgeschmolzen sind. Im Wasser sind viele aus den Gletschern freigesetzte Trübstoffe zu sehen. Es hat sich regelrecht eine ein bis anderthalb Meter dicke Schicht auf der Meerwasseroberfläche gebildet – insbesondere an den Stellen, die sich sehr nahe an den Gletschern befinden», bemerkt Wollschläger. Da das Süßwasser der Gletscher leichter als das salzige Meerwasser ist, sinkt es nur ganz langsam ab. In dieser Schicht befinden sich sehr viele Trübstoffe. «Diese sorgen dafür, dass weniger Licht in die Tiefe gelangen kann. Oft ist es schon in 20 Meter Tiefe dunkel. Und je mehr man sich den Gletschern nähert, umso mehr Trübstoffe befinden sich in der Schicht und umso weniger Licht kann durchdringen.» 

Auswirkungen auf Algenwachstum

Neben den Trübstoffen bringt das Süßwasser aber auch gleichzeitig immer mehr Nährstoffe ins Meer. «Mithilfe von Modellrechnungen werden wir herausfinden, was das für Auswirkungen auf das Meer hat und Rückschlüsse für die Zukunft der Ökosysteme ziehen können. Einerseits könnte eine zunehmende Trübung des Wassers und somit weniger Licht bedeuten, dass das Wachstum zum Beispiel von Algen gebremst werden könnte, auf der anderen Seite hat eventuell die Zunahme von Nährstoffen den gegenteiligen Effekt. Nach der Analyse der Daten wissen wir Genaueres», sagt der Forscher.

In jedem Fall ist Wollschläger sehr zufrieden, dass die Reise in jeglicher Hinsicht gut abgelaufen ist: «Wir hatten kein Corona an Bord – sonst hätten wir alles abbrechen müssen. Und wir hatten gutes Wetter, oft sogar Bilderbuchwetter, und ruhigen Seegang.» 

Der erste Abschnitt der Forschungsfahrt startete in Las Palmas und endete im Januar in Punta Arenas. Ab Punta Arenas wuchs die Crew auf 26 Personen, da auch die Kollegen aus Argentinien und Chile zustiegen. 

Wie gehen nun die Forschungsarbeiten in Zukunft weiter? «Vor der Fahrt ist nach der Fahrt», stellt Wollschläger fest. Das heißt, es werden bereits wieder Anträge für weitere Forschungsreisen gestellt.  «Während der Datenanalyse werden neue Fragen kommen, und dann brauchen wir zur Beantwortung wieder neue Proben. Je mehr man an einer Stelle forscht, umso mehr Fragen stellen sich mit der Zeit.» 

Was die konkreten Auswirkungen und Schritte angeht, die auf die Ergebnisse folgen, hängt nun von den öffentlichen Institutionen ab. Seit vielen Jahren stehen die Forscher der Universität Oldenburg in Kontakt mit den Kommunen und Behörden von unter anderem Uhsuaia, «da einer unserer Forschungsschwerpunkte die Meeresforschung im Pazifik ist». Wollschläger betont: «Das ist daher natürlich auch ein Teil unseres Projekts: den Entscheidungsträgern vor Ort verlässliche Informationen für Entscheidungen an die Hand zu geben. Auch durch die zunehmende Nutzung der Gewässer durch Touristen, durch Besiedelung und Einleitungen ist es interessant, vor sich gehende Veränderungen immer wieder neu zu untersuchen.»

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