Bis heute wird das Morse-Alphabet eingesetzt. In der Filmwelt sorgt diese besondere Form der Kommunikation oft für eine Spannungssteigerung.
(sik) Am 14. April um 23 Uhr 40 hatte der Luxusliner «Titanic» im Atlantik einen Eisberg gerammt. Eine der dramatischsten Szenen des Filmklassikers «Titanic» von 1997 ist die, als der Kapitän den Notruf morsen lässt:
Nach der ersten eiligen Inspektion der Kollisionsschäden, berichtet Ingenieur Thomas Andrews Kapitän Edward John Smith und dem Direktor der White Star Line Bruce Ismay, dass die «Titanic» «in einer, höchstens in zwei Stunden sinken wird». Smith geht darauf in das Funkzimmer, notiert die Position des Schiffes und ordnet den beiden Telegrafisten an, den «CQD»- Notruf (Come Quickly, Distress) zu morsen. Der Funker, ungläubig: «CQD‘, Sir?» Der Kapitän bejaht und fügt hinzu: «Geben Sie durch, dass wir sinken und auf sofortige Hilfe angewiesen sind.»
Später sucht der Funker den Kapitän auf, um ihn zu benachrichtigen, dass die «Carpathia» den Notruf beantwortet hat, sich mit ihrer Höchstgeschwindigkeit von 17 Knoten nähert und voraussichtlich in vier Stunden eintreffen wird. Darauf Smith, entsetzt: «Four hours!» Der Kapitän hat damit die Bestätigung erhalten, dass diejenigen Passagiere, die keinen Platz auf den Rettungsbooten ergattert haben, zum Tode verurteilt worden sind.
Auch in der Popkultur ist das Morse-Alphabet mittlerweile angekommen. Dabei funktioniert Morse oft als eine Art Geheimsprache, mit der Figuren, die räumlich voneinander getrennt sind, intime Gespräche über Räume hinweg oder durch Wände hindurch miteinander führen können, wie in Sofia Coppolas Klassiker «The Virgin Suicides» oder dem schwedischen Horrorfilm «So finster die Nacht».
Ein prominentes Beispiel dafür, wie der Morse-Code zum elementaren Bestandteil der Erzählung wird, findet sich in dem koreanischen
Thriller «Parasite», der 2020 den Oscar für den Besten Film gewonnen hat. Dort kommuniziert ein Vater, der in einem Kellerabteil gefangen ist, per Lichtschalter und Morsecode mit seinem Sohn und vermittelt ihm so Botschaften, die den Film auf den Kopf stellt.