Home Gemeinschaft Sofía Hott – die gebildete und lebensfrohe Wohltäterin Osornos

Sofía Hott – die gebildete und lebensfrohe Wohltäterin Osornos

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Viele kennen das «Centro Cultural Sofia Hott Schwalm» der Deutschen Schule Osorno. Doch über Osorno hinaus ist die Persönlichkeit weniger bekannt, die dieses Gebäude gestiftet hat: die 2014 mit 99 Jahren verstorbene Sofía Hott. Ihre Nichte Katia Dobrew, Ärztin und bulgarische Honorarkonsulin, berichtet über ihre «Tante Chopi», deren Ehe zwar kinderlos blieb, die aber bis zum Schluss ihres Lebens eine lebens- und reiselustige Frau war.

Sofías Urgroßmutter Anne Marie Schmidt kam auf dem Segelschiff «Henriette» nach Chile und ging am 25. Januar 1854 im Hafen von Corral bei Valdivia mit ihren sechs Söhnen von Bord, wie Katia Dobrew erzählt. Ihr Ehemann, der Müller Reinhardt Hott, war während der Reise auf hoher See verstorben. Ursprünglich wollte die aus dem bayrischen Rothenburg ob der Tauber stammende Familie viel weiter nördlich in Chile an Land gehen. Doch die junge Witwe beschloss nach dem plötzlichen Tod ihres Mannes, sich gemeinsam mit anderen nahen Verwandten im Süden Chiles niederzulassen.

«Durch und durch ein Familienmensch»

Um ihre kulturellen, religiösen und sprachlichen Gewohnheiten und Traditionen zu bewahren, prägten die emigrierten Familien die Entwicklung der Stadt Osorno mit der Gründung einer Deutschen Schule, einer lutherischen Kirche, einer Feuerwehr und einem Deutschen Sportverein. Sofías Vorfahren mütterlicherseits mit Nachnamen Schwalm stammten aus dem nordhessischen Kassel. Sofía Hott Schwalm wurde aus diesen beiden Familienlinien im Oktober 1914 als älteste Tochter von Ernesto Hott und Elisabeth Schwalm geboren. Ihr folgten drei weitere Geschwister. 

Sie besuchte die Deutsche Schule Osorno und später die Hauswirtschaftsschule in Valdivia. Die junge Frau verliebte sich in den Rechtsanwalt und Staatsprofessor Manuel Narbona. Sie heirateten und zogen in die Calle Juan Mackenna in das sogenannte «Casa Schüller». Ihre Ehe blieb zwar kinderlos, doch Sofía kümmerte sich mit großer Hingabe um ihre Nichten und Neffen sowie auch um die Kinder ihrer Freundinnen, die im Umland von Osorno lebten. Katia Dobrew berichtet: «Tante Chopi war durch und durch ein Familienmensch. Sie nahm all ihre Patenkinder auf, die aus der ländlichen Umgebung zur Deutschen Schule kamen und erst wieder in den Ferien in ihre Elternhäuser zurückkehren konnten. Bis ins hohe Alter spielte meine Tante leidenschaftlich gern mit ihren Enkeln und Urenkeln.» 

Um ein Zeichen der Dankbarkeit und Verbundenheit zu setzen, schenkte Sofía Hott im Oktober 2004 der Deutschen Schule in Osorno das ehemalige Wohngebäude in der Calle Juan Mackenna – zeitgleich zum 150-jährigen Jubiläum derselben. Seitdem befindet sich dort das Kulturzentrum «Centro Cultural Sofia Hott Schwalm», in dem Workshops, Konzerte und Lesungen stattfinden. Zudem ist eine Dauerausstellung installiert, in der die Geschichte der Einwanderer textlich und bildlich aufgearbeitet ist. Des Weiteren sind Schulutensilien der ehemaligen Deutschen Schule ausgestellt. 

Das Gebäude wurde 1923 von dem Ingenieur Enrique Schüller erbaut und gehört zu einer einzigartigen erbauten Häusergruppe in der Calle Juan Mackenna (die ehemalige «Calle Rotemburgo»). Im Jahr 1983 wurde das für die europäische Architektur repräsentative Gebäude vom Consejo de Monumentos Nacionales zum historischen Monument erklärt. 

Orchideenliebhaberin

Sofía Hott Schwalm sei gebildet, fröhlich und stets elegant gekleidet gewesen, erzählt die Nichte weiter, sie habe Hüte geliebt. Nach dem Tod ihres Mannes im Jahr 1963 habe sie nach vorne geschaut. Ihre Nichte Katia erinnert sich: «Sie hat nicht wieder geheiratet. Sie reiste viel – in unzählige Länder dieser Welt. Neben den Kindern waren Orchideen ihre größte Leidenschaft. Auf ihren Reisen nähte sie den Samen unterschiedlicher Orchideenarten aus aller Welt in den Saum ihres Mantels ein, um ihn heimlich nach Chile zu bringen. Noch heute pflegen wir ihre Orchideen im Gewächshaus, das im Innenhof des Familienhauses steht. In diesem Glashaus verbrachte sie viele Stunden, um die vielfarbige Blütenpracht zu genießen», kommentiert Katia Dobrew. Sofía Hott Schwalm verstarb im Mai 2014 im Alter von 99 Jahren in Osorno.

Sofía Hott und ihre Familie – der Stadt Osorno immer verbunden

Sofía Hott Schwalm stiftete das ehemalige Wohngebäude ihrer Familie der Deutschen Schule Osorno. Zu Ehren der Orsonina wurde es nach ihr «Centro Cultural Sofia Hott Schwalm» genannt.  Die Liebhaberin von Blumen und Tieren war ihrer Schule und Osorno sehr verbunden – so wie die  selbst-bewusste und elegante Frau auch in der Region beliebt und bekannt war. Demnächst erscheint ein Buch über ihre Familien- und Lebensgeschichte, von dem der Cóndor einige Fotos bereits veröffentlichen darf.

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