Kämpferinnen für Frauenrechte
Die Pandemie trifft Frauen besonders schwer. Die Corona-Krise verschlechtert ihre Situation gegenüber den Männern zusätzlich: Viele Frauen erhalten relativ niedrige Gehälter und sind von Arbeitslosigkeit betroffen. Dennoch hat sich in den letzten Jahrzehnten einiges für sie verbessert. Das ist auch starken Frauen wie Kate Sheppard und Gabriela Mistral zu verdanken. Sie sind als Vorbild vorangegangen, haben sich als Rednerin, Journalistin, Dichterin oder Diplomatin öffentlich für die Rechte von Frauen eingesetzt. Zum Internationalen Frauentag 2022 soll an ihren Mut und ihre Durchsetzungskraft erinnert werden.
Gabriela Mistral – die Dichterin, die sich für die Rechte Schutzloser einsetzte
En Sudamérica, donde normalmente sólo hablaban y escribieron los hombres, era un logro extraordinario que una mujer se impusiera en la literatura. Cuando Gabriela Mistral recibió en 1945 el Premio Nobel, naturalmente causó gran entusiasmo en su país.
Die chilenische Dichterin erhielt 1945 den Literaturnobelpreis für ihre Poesie, «die ihren Namen zum Symbol des idealistischen Strebens der lateinamerikanischen Welt gemacht hat», so die Jury der schwedischen Akademie. Es war das erste Mal, dass einem lateinamerikanischen Schriftsteller diese Ehrung zuteilwurde. Nach der Bekanntgabe der Entscheidung vertraute sie den Journalisten an: «Es ist die Neue Welt, die durch mich ausgezeichnet wurde, nicht ich habe gesiegt, sondern Amerika.»
Gabriela Mistral ist das Pseudonym der 1889 in Vicuña, Nordchile, geborenen Schriftstellerin Lucila Godoy Alcayaga. Mit 17 Jahren bereits Lehrerin, lernte sie 1906 den Bahnangestellten Romelio Ureta kennen und lieben. Dieser junge Mann, in dem sie die Liebe ihres Lebens gefunden zu haben glaubte, verließ sie wegen einer anderen Frau und brachte sich drei Jahre später aus Scham über einen Bagatelldiebstahl um. Ihm widmete sie ihre berühmten «Sonetos de la muerte», die sie als Dichterin bekannt machten. 1922 erschien in den USA ihr erster Gedichtband mit dem Titel «Desolación». Dieses Buch enthält Gedichte, die für immer der lateinamerikanischen Literatur erhalten bleiben, wie: «La maestra rural» und «El ruego».
Gabriela Mistral gilt als Vertreterin des Modernismus, einer literarischen Bewegung, die in Lateinamerika und Spanien gegen Ende des 19. Jahrhunderts als Reaktion auf den Naturalismus, den Symbolismus und die Dichtergruppe der Parnassiens entstand. Er lehnte das Vulgäre ab und propagierte eine poetische Erneuerung durch eine rein ästhetisch bestimmte Kunst des «L‘art pour l‘art».
Im Jahr 1924 wird in Madrid Mistrals zweiter Gedichtband «Ternura» mit Gedichten und Kinderliedern veröffentlicht. In «Tala» zeigt die Dichterin den Kindern die Elemente der Natur und bringt sie mit Vergangenheit und Gegenwart Lateinamerikas in Beziehung. Den Erlös aus dieser Publikation stiftete sie zugunsten der Waisenkinder des Spanischen Bürgerkriegs. Diese Poesie erreichte innerhalb ihres Gesamtwerks die größte Popularität.
Mistrals letztes Buch «Lagar» erschien 1954 in Santiago. In diesem Werk nehmen Gott, Leben und Tod einen wichtigen Platz ein. Neben den genannten Elementen klingt in ihrem Werk aber auch immer wieder eine gewisse Enttäuschung durch, die wohl auf ihre Einsamkeit als Frau und die nicht verwirklichte Mutterrolle zurückzuführen ist.
Seit 1932 arbeitete Mistral im diplomatischen Dienst ihres Landes und war als Generalkonsulin in verschiedenen Staaten für Chile tätig. Zum Ende ihrer Laufbahn war sie Vertreterin Chiles bei den Vereinten Nationen in New York, wo sie bei der Kommission der Frauenrechte tätig war.
Ihr letzter Besuch in Chile fand im Jahr 1954 statt. Der Empfang für die Frau, die in ihrer Heimat auch wegen ihres karitativen Einsatzes beinahe als Heilige verehrt wurde, war überwältigend. Die Straßen Santiagos waren voller Bewunderer, die ihre Freude enthusiastisch ausdrückten.
Auf Einladung des Präsidenten Carlos Ibáñez del Campo hielt sie eine für alle unerwartete Ansprache, die nur als unverhohlene Kritik an der Regierung zu verstehen war. Ein Zeitzeuge erinnert sich: «Sie sprach von schutzlosen Kindern, armen Bauern, beglückwünschte die Regierung zur Durchführung der Agrarreform, die jedoch gar nicht existierte. Die Minister wurden rot, der Präsident lächelte verwirrt, die Leute stießen sich mit den Ellbogen an und trauten ihren Ohren kaum. Aber Gabriela Mistral fuhr unerbittlich fort…»
Gabriela Mistral starb 1957, vor 65 Jahren, in den USA. Über ihren Tod hinaus bewegen bis heute ihre Werke viele Literaturfreunde.
lecturas
1: Die chilenische Dichterin Gabriela Mistral erhielt 1945 den Literaturnobelpreis.
Foto: ©picture-alliance / akg-images //Bianconero
foto2: Die chilenische Hommage auf der 5.000-Peso-Banknote.