Deutsche Schule in Valparaíso
Vom «Programa de Humanidades» profitieren seit zwei Jahrzehnten die Oberstufenschüler der Deutschen Schule Valparaíso. Im Programm werden die Fächer Spanisch, Philosophie, Geschichte, Kunst und Musik chronologisch und inhaltlich aufeinander abgestimmt.
Von der Alten Welt bis hin zur Gegenwart machen die Schüler der Klassen neun bis zwölf jedes Halbjahr eine interdisziplinäre Zeitreise in eine Epoche, um komplexe Zusammenhänge besser zu erfassen. Ausgenommen vom Programm sind die Schüler des Gemischtsprachigen Internationalen Baccalaureate. Anlässlich der Gründung des Programms vor 20 Jahren fanden in der Schule zahlreiche Veranstaltungen und Aktivitäten statt. Am 18. November wurde das Jubiläum in der Aula gefeiert.
Alejandro Poffan ist der Leiter des Fachbereichs Geschichte und Koordinator des «Programa de Humanidades». Der Cóndor befragte ihn, wie es zur Entstehung des Programms kam und was es beinhaltet.
Wie und warum wurde das «Programa de Humanidades» konzipiert?
Alles begann vor 20 Jahren, als vier Lehrer der Schule aus verschiedenen geisteswissenschaftlichen Fächern beschlossen, eine innovative Lehrmethodik zu entwickeln – auf Initiative des damaligen Vorstands. Nach mehrmonatiger gemeinsamer Ausarbeitung entstand schließlich das «Programa de Humanidades». Ziel war es, die klassischen Barrieren zwischen den Inhalten der geisteswissenschaftlichen Fächer abzubauen, damit die Schüler die Entwicklung von der griechisch-römischen Antike bis zur Gegenwart auf eine ganz besondere Weise lernen können.
Was sind die wichtigsten Merkmale und Ziele des Programms?
Das Programm soll zu einer integrativen Ausbildung der Schüler beitragen und sie zu aktiven Teilnehmern an ihrem eigenen Lernen machen. Während des Schulhalbjahrs werden die Schüler zunächst inhaltlich auf die jeweilige Epoche vorbereitet. Ab Mitte des Halbjahres arbeiten sie dann in Kleingruppen von vier bis fünf Schülern an einem der fünf Unterthemen Politik, Religion, Bildung, Umwelt und Alltagsleben. In einer Abschlusspräsentation werden die Ergebnisse schließlich lebendig dargestellt, beispielsweise in einem Theaterstück. Die Schüler sind teilweise verkleidet und benutzen andere Accessoires. Die vergangenen zwei Jahre waren natürlich von der Pandemie überschattet: Die Abschlussarbeiten wurden per Video präsentiert. Zurzeit werden die Ergebnisse gerade semipresentiell vorgestellt. Nach der Präsentation findet eine fachliche Befragung durch die Lehrer statt. Ganz wichtig ist, dass die Gruppen vom dargestellten Zeitalter auch immer einen Bezug zur Gegenwart herleiten.
Der fächerübergreifende Ansatz soll die Schüler über ihre Schulbildung hinausbegleiten und sie befähigen, auch später in der Universität sowie im Arbeitsleben Aufgaben integrativ zu lösen. Methodisches Vorgehen, Verantwortungsbewusstsein, Verbindlichkeit den Mitschülern gegenüber sowie kreatives und kritisches Denken – die erworbenen Kompetenzen werden den Schülern letztendlich in jedem Lebensbereich von Nutzen sein.
Handelt es sich um ein Pionierprogramm?
Unser «Programa de Humanidades» ist einmalig, auch deshalb, weil es die beteiligten Lehrkräfte selbst entwickelt haben. Damit wollen wir an unserer Schule zu einem verbesserten Lehr- und Lernprozess unserer Schüler beitragen.