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miércoles, 9. octubre 2024
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Zum 450. Geburtstag von Johannes Kepler

«Priester am Buch der Natur»

Seine Entdeckung der drei Planetengesetze machte aus dem mittelalterlichen Weltbild, in dem körperlose Wesen die Planeten einschließlich Sonne in stetiger Bewegung hielten, ein dynamisches System, in dem die Sonne durch Fernwirkung die Planeten aktiv beeinflusst. Er selbst allerdings nannte sie nie Gesetze; sie waren in seinen Augen vielmehr Ausdruck der Weltharmonie, die der Schöpfer seinem Werk mitgegeben hatte. Aus seiner Sicht war es auch die göttliche Vorsehung, die den Theologiestudenten zum Studium der Gestirne führte. Die natürliche Welt war ihm ein Spiegel, in dem die göttlichen Ideen sichtbar werden konnten, der gottgeschaffene menschliche Geist dazu da, sie zu erkennen und zu preisen. Für Kepler als theologisch gebildeten Astronomen war eines der Hauptmotive seiner Arbeit, «Priester am Buch der Natur» zu sein.

Kindheit und Ausbildung

Johannes Kepler kam vor 450 Jahren, am 27. Dezember 1571 als Sohn einer Wirtstochter und eines Händlers in Weil der Stadt, einer Reichsstadt in der Nähe des heutigen Stuttgarts zur Welt. Der zu früh geborene Junge war ein kränkelndes Kind und überlebte im Alter von vier Jahren eine Pockenerkrankung, die bleibende gesundheitliche Schäden hinterließ. Die Eltern konnten den Lebensunterhalt der Familie nur mühsam erwirtschaften. Die ersten Lebensjahre Keplers waren von ständigen Übersiedlungen geprägt, die die Familie in unterschiedliche Städte Deutschlands führten. Mit seiner Mutter Katharina, die ab 1579 ein Gasthaus im heutigen Keltern führte, verband Johannes Kepler eine liebevolle Beziehung. Sie war auch diejenige, die in ihrem Sohn das Interesse für Astronomie weckte, indem sie ihm Naturphänomene wie 1577 den Großen Kometen und die Mondfinsternis von 1580 zeigte. Sie wurde später aufgrund ihres umfassenden Wissens über Kräuter der Hexerei bezichtigt und entging nur knapp dem Scheiterhaufen. 

1582 besuchte Kepler die dritte Klasse der Lateinschule, «da er sonst zu nichts taugt», denn er erbrachte nur sehr mittelmäßige Leistungen. Allerdings soll er schon in seiner frühen Kindheit ein für sein Alter ungewöhnliches mathematisches Verständnis gezeigt haben. 1584 trat er in die Schule des Klosters Adelberg ein, bestand zwei Jahre später das Landexamen und wurde schließlich am evangelischen Gymnasium des Klosters Maulbronn zugelassen. Dank eines Stipendiums konnte er im Jahr 1589 in Tübingen das Studium der Theologie, Mathematik und Astronomie aufnehmen. Besonders prägend war der Einfluss des Naturwissenschaftlers Michael Mästlin, der ein Verfechter von Nikolaus Kopernikus’ heliozentrischem Weltbild war. Unter dem Einfluss Mästlins entwickelte sich Johannes Kepler schnell zu einem erfahrenen Mathematiker und begann, sich intensiv mit astronomischen Fragen und Theorien auseinanderzusetzen. Sein Theologiestudium schloss er im August 1591 mit dem Magistergrad ab. 1594 nahm er im Alter von 23 Jahren einen Lehrauftrag an der evangelischen Stiftsschule in Graz an, wo er neben Astronomie und Mathematik zeitweise auch griechische Literatur und Rhetorik unterrichtete. 

Im Jahr 1597 heiratete Kepler Barbara Müller, die Tochter eines vermögenden Mühlenbesitzers. Aus der Ehe gingen insgesamt fünf Kinder hervor. Nachdem seine Frau, die er wiederholt als «mürrisch, dick, geizig und unbeholfen» bezeichnet hatte, im Jahr 1611 verstorben war, heiratete Kepler zwei Jahre später die Bügerstochter Susanne Reuttinger, mit der er weitere sechs Kinder hatte.

Wissenschaftliche Arbeit

Kepler machte sich Gedanken über ein von Gott gemachtes Universum, das aus geometrischen Körpern aufgebaut ist. Im Mittelpunkt sah er die runde und unbewegliche Sonne als Symbol alles Göttlichen, die von den Fixsternen umgeben war. Durch die beweglichen sechs Planeten Erde, Venus, Mars, Jupiter, Merkur und Saturn, die sich in einer strengen Ordnung befinden, war nach Kepler eine totale Harmonie des Kosmos hergestellt. Seine Theorie veröffentlichte er im Jahr 1596 in seiner bedeutenden Schrift «Mysterium cosmograhicum», die bereits die wichtigsten Grundzüge seiner Weltanschauung enthielt. 1601 übernahm er die Position des kaiserlichen Mathematikers in Prag und verbrachte die nächsten Jahre damit, das kopernikanische Weltbild intensiv zu studieren und zu ergänzen. Er entwickelte die Theorie der Ellipsenbahnen, auf denen die sechs Planeten um die Sonne kreisen. Seine Forschungsergebnisse zur Weiterentwicklung der Lehren von Kopernikus veröffentlichte Kepler ab 1609 als die nach ihm benannten Gesetze der Planetenbewegungen in mehreren Schriften. Im Jahr 1619, nachdem er kurz zuvor Berechnungen zur Umlaufbahn und Bewegung des Mars angestellt hatte, erschienen seine «Fünf Bücher zur Harmonik der Welt», die die Grundlagen der Physik nachhaltig prägten. Auch seine Idee, von der Sonne gehe eine die Planetenbewegungen beeinflussende Energie aus, brachten eine Wende im Denken der Physiker der nachfolgenden Generationen. Bis 1621 hatte er alle seine Erkenntnisse in dem Lehrbuch «Abriss der kopernikanischen Astronomie» zusammengefasst. Da Kepler nach der Veröffentlichung seiner Schriften mit den Kirchenvätern zunehmend in Konflikt geriet, übersiedelte er nach Linz, wo er als Mathematiker die Keplersche Fassregel zur Berechnung von Volumen und Flächen entwickelte. 

Im Jahr 1626 musste er aufgrund der gegenreformatorischen Entwicklungen auch Linz verlassen. Als Mathematiker des Fürsten Albrecht von Wallenstein in Sagan, ein Amt, das er ab 1627 bekleidete, führte Kepler die Logarithmenrechnung ein und befasste sich intensiv mit Optik, um die Beobachtungen seines Zeitgenossen Galileis mit dem Teleskop beweisen zu können. Im Zuge seiner Studien konnte Kepler als erster Wissenschaftler die physikalischen Prinzipien des Sehvorgangs, der optischen Brille gegen Kurz- und Weitsichtigkeit sowie der Kamera obscura definieren. Kepler zählt damit zu den Begründern der modernen Naturwissenschaften. 

Als der deutsche Astronom, Physiker, Mathematiker und Naturphilosoph am 15. November 1630 verstarb, befand er sich gerade auf einer Reise nach Regensburg. Dort wurde er wenig später beigesetzt, sein Grab jedoch nach Ausbruch des Dreißigjährigen Krieges zerstört.

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