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miércoles, 11. diciembre 2024
Inicio Kultur Blu-Ray-Report «Extrem laut & unglaublich nah» von Stephen Daldry

«Extrem laut & unglaublich nah» von Stephen Daldry

Am 11. September 2001 verliert Oskar Schell (Thomas Horn), ein 12-jähriger verhaltensgestörter Junge, seinen Vater (Tom Hanks) bei den Anschlägen auf das World Trade Center. Oskar verfolgt die Attentate am Fernseher, während Thomas Schell mehrere verzweifelte Versuche unternimmt, seine Familie anzurufen. Sie werden vom Telefonbeantworter aufgenommen und verbleiben als sein letztes – dramatisches – Zeugnis. 

Der Film schildert die Zeit unmittelbar vor, während und nach dem 11. September aus den Perspektiven des Jungen und seiner Mutter (Sandra Bullock), die den tragischen Verlust des Ehemanns und Vaters aufarbeiten müssen, um ihr Leben wieder unter Kontrolle zu bekommen.

Regisseur Stephen Daldry setzt wiederholt Rückblenden ein, in denen das Familienleben mit dem sympatischen Vater idyllisch geschildert wird. Einen harten Kontrast dazu bilden die Szenenfolgen nach den Anschlägen, die Daldry einfühlsam und sensibel gestaltet. Sie wirken beispielhaft für tausende von Newyorker Familien, die ein ähnliches Schicksal erleben mussten. Sehr eindrucksvoll werden die Verbindungen zu anderen Personen dargestellt, die Mutter und Sohn aufnehmen, wie zum Beispiel mit dem stummen Untermieter (Max von Sydow), der auf rührende Weise mit dem Jungen eine Art Großvater-Enkel-Beziehung aufbaut.

Der Film, der 10 Jahre nach den Attentaten anlief, ist in seiner Emotionalität als typisch nordamerikanisches Drama zu werten. Die teilnahmsvolle Schilderung beeindruckte Publikum und Kritik ebenso. Die Academy of Motion Picture Arts and Sciences horchte auf und nominierte ihn zum Oscar als besten Film (den er im Endeffekt nicht erhielt).

Die technische Qualität der Blu-Ray-Disc ist untadelig. Für Interessierte am Zeitgeschehen ist das beigelegte Bonusmaterial eine Fundgrube. Der 11. September durchzieht alle Beiträge wie ein roter Faden. Ein Making-of-Bericht zeigt, wie der Roman von Jonathan Safran Foer adaptiert und in Szene gesetzt wurde. Die Hauptdarsteller Bullock und Hanks kommen zu Wort, Hauptthema dabei ist die Zusammenarbeit mit dem Jungschauspieler Thomas Horn, der zum ersten Mal an einem Langspielfilm beteiligt ist. Dieser bekommt noch einen Zusatzbericht, «Finding Oskar», der vom Casting und der Einarbeitung des aufgeweckten Jungen erzählt, der vorher in einer Fernsehsendung durch sein überdurchschnittliches Wissen und seine hellwache Art aufgefallen war. «Ten Years Later» erzählt von der Wirkung des Films auf Verwandte von Opfern der Anschläge. 

Überaus interessant ist schließlich die Dokumentation «Max von Sydow: Dialogues with The Renter», die die Zusammenarbeit des großen schwedischen Altmeisters mit Thomas Horn skizziert. Der geniale Schauspieler, der sich vor vielen Jahrzehnten seine Sporen mit keinem geringeren als Ingmar Bergman verdiente, interagiert mit einem Jungen, der zwar begabt ist, aber als Mimekeine Erfahrung hat, mit der zusätzlichen Schwierigkeit, dass von Sydows Figur stumm ist. Unbedingt sehenswert!  

«Extremely Loud & Incredibly Close»

  • USA, 2011. Regie: Stephen Daldry. Produktion: Scott Rudin. Drehbuch: Eric Roth. Musik: Alexandre Desplat. Kamera: Chris Menges. Ton: Danny Michael. Schnitt: Claire Simpson
  • Mit Tom Hanks, Sandra Bullock, Thomas Horn, Max von Sydow, Viola Davis u. a. Spieldauer: 129 Min. 
  • Bild ***
  • Ton ***
  • Darbietung ****
  • Extras ***

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