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domingo, 9. febrero 2025
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Alex Berg – Forscher für Innovation in angewandter Chemie

Eine Wissenschaft, die Technik und Kunst verbindet

Alex Berg Gebert es el fundador y director de la Unidad de Desarrollo Tecnológico de la Universidad de Concepción.  El ingeniero químico temuquense trabajó durante muchos años en Alemania en investigación.

«Als Kind und Jugendlicher sah ich meinen deutschen Ursprung eher distanziert, aber heute ist mir klar, dass meine Herkunft viele Türen öffnete», erklärt Alex Berg im Rückblick. Sowohl von väterlicher als auch mütterlicher Seite her stammen seine Vorfahren aus Deutschland. Daher habe ihn dieser Hintergrund «selbstverständlich geprägt, da viele Gewohnheiten und Sitten, ja auch die deutsche Sprache, mich von klein auf begleiteten und mein Wesen prägten».

Die Deutsche Schule Temuco habe einen weiteren entscheidenden Grundstein in seinem Leben gelegt: «Nicht nur weil ich hier lesen und schreiben lernte, die ersten Mathematikprobleme löste und mich mit den Grundlagen der Geschichte und Naturwissenschaften beschäftigte, sondern hauptsächlich aus einem persönlichen Grund. Ich gehörte zu einer Gemeinschaft vieler Schüler, die ähnliche Interessen verbanden und mit denen ich heute noch einen engen Kontakt pflege. Hier liegt der Ursprung meiner besten Freundschaften, die durch die Kontakte und Beziehungen in der Deutschen Schule entstanden.»

Auch in beruflicher Hinsicht war für den Deutsch-Chilenen die Schule und insbesondere ein Lehrer prägend: «Nur wenige Klassenkameraden konnten dem Tempo unseres Chemielehrers Fernando Cid folgen. Allerdings gelang es ihm, diejenigen, die es schafften, sich ganz und gar für dieses Wissensgebiet zu begeistern, das so wunderbar Wissenschaft, Technik und ja auch Kunst verbindet». Das Interesse war geweckt und der junge Mann entschied sich nach dem Schulabschluss, Chemische Verfahrenstechnik (Ingeniería Química) zu studieren. Auch während seines Studiums und der Promotion habe es immer wieder für ihn wichtige Professoren gegeben, die «mich tiefgreifend beeinflussten, wie Professor Melo in Concepción aufgrund seiner warmherzigen Art und Professor Nimz in Hamburg durch sein Wissen und seine Disziplin».

Die Familie – Eltern und Großeltern, die ganze Verwandtschaft – spielten ebenfalls eine große Rolle in seinem Leben: «Wir hielten eng zusammen, so wie es heute nicht mehr üblich ist. Gerne blicke ich auf diese Zeit zurück, diese frühen Lebensjahre, die mir das Gefühl von Geborgenheit in einer großen Familie gaben.»

Die Studienzeit und das Zusammenleben in der Burschenschaft Montania bezeichnet der Wissenschaftler als «vielleicht schönsten Abschnitt meines Lebens»: «Selbständig zu leben und gleichzeitig so eng mit vielen Freunden verbunden sein zu können, Ernst und Feier, Studium und Freiheit, Traum und Wirklichkeit – alles kam zusammen. Auch hier waren viele Persönlichkeiten, viele Bundesbrüder prägend.»

Als 20-Jähriger flog Alex Berg das erste Mal nach Deutschland und erinnert sich gerne zurück: «Ich hatte für das Jahr 1980 ein Stipendium der Deutschen Burschenschaft erhalten, um zwölf Monate in Deutschland zu verbringen. Ich wohnte in München und reiste kreuz und quer durch Deutschland und Europa. Eine herrliche Zeit!» Fünf Jahre später, eine Woche nach seinem Abschluss an der Universität Concepción, reiste der Chemieingenieur erneut nach Deutschland. Sein Professor Melo hatte ihn überzeugt, im Bereich der forstwirtschaftlichen Prozesse weiter zu studieren: «Damals gab es keine Möglichkeit, sich um ein Stipendium zu bewerben, sodass ich lediglich mit einem dreimonatigen Praktikumsvertrag in der Hand zur damaligen Bundesforschungsanstalt für Forst- und Holzwirtschaft nach Hamburg-Bergedorf zog. Bald danach wurde mir eine Doktorandenstelle angeboten, die ich voll Begeisterung antrat.» 

Mit großem Elan stürzte er sich in die Forschung und entwickelte bald ein neues Verfahren zur Gewinnung von Zellstoff, das nach drei Jahren von einem Unternehmen in Süddeutschland lizenziert wurde. Dort wurde er 1989 schließlich als Projektleiter angestellt: «Ich zog nach Baden-Württemberg, um die Entwicklung meines Verfahrens für die industrielle Produktion umzusetzen. Sechs weitere Jahre verbrachte ich dort, wo ich unglaublich viel lernte.» Er erlebte Deutschland als ein Land, das in den 1980er Jahren viel mehr Möglichkeiten als Chile bot: «Nicht nur in politischer, sondern besonders in gesellschaftlicher Hinsicht. Damals war Chile streng konservativ, Deutschland dagegen liberal und offen, was ich sehr genoss. Sicherlich gefiel es mir auch deswegen so gut, weil viele meiner besten Freunde und auch meine zwei Geschwister in Deutschland lebten. Ich fühlte mich dort wie zuhause.»

Wie kam es, dass er trotzdem nach über zehn Jahren nach Chile zurückkehrte? «Der Entschluss war die schwierigste Entscheidung meines Lebens. In jeder Hinsicht ging es mir in Deutschland gut. Ich fühlte mich glücklich. Was zog mich zurück? Ich kann es nicht genau beschreiben, es war eine der wenigen irrationalen Entscheidungen, die ich in meinem Leben traf. Vielleicht hat es etwas mit Dankbarkeit gegenüber meiner chilenischen Familie zu tun, dass ich quasi das Erbe der Ausgewanderten übernehmen wollte und der Wunsch, dass meine Schaffenskraft Chile zugutekommen sollte. Sei es wie es sei, ich bereue diesen Schritt nicht. In Chile begann ich ein neues Leben mit vielen Herausforderungen.»

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