Für eine nachhaltige und teamorientierte Wirtschaft
Richard von Appen wurde im Mai zum Vorsitzenden des Unternehmerverbands Sofofa gewählt. Als Vorstandsvorsitzender leitet er das Schifffahrtunternehmen Ultramar, das seine Familie vor rund 70 Jahren in Chile gegründet hat.
«Mein Vater Wolf und mein Onkel Sven von Appen waren immer ein Vorbild für mich, erklärt Richard von Appen. Das meint der 55-Jährige nicht nur in beruflicher Hinsicht: «Ihr Einsatz für Chile und die wirtschaftliche Entwicklung des Landes, aber auch die gesellschaftliche vor allem seit den 1990er Jahren habe ich in meiner Familie erlebt und dieses Engagement möchte ich fortführen.» Daher sieht von Appen sein neues Amt bei der Sofofa (Sociedad de Fomento Fabril), das er bis 2023 ausüben wird, als «Ehre und als Herausforderung gleichzeitig» an, denn wie er feststellt: «Es sind keine einfachen Zeiten für Chile. Es besteht Unsicherheit und ein Wandel steht bevor.» Der Sofofa-Präsident glaubt aber, dass wenn bei der Produktion natürlicher Ressourcen wie Lithium, Kupfer und nun auch bei der von grünem Wasserstoff sowie beim Anbau von Früchten in Chile immer mehr auf Nachhaltigkeit gesetzt wird, die Exporte weiter steigen werden und gute Chancen bestehen, dass sich das Land wirtschaftlich erholt.
Vor seiner Wahl Ende Mai 2021 zum Präsidenten war er zehn Jahre lang Vorstandsmitglied der Sofofa gewesen. Mit den 165 Mitgliedsfirmen und dazugehörigen Gremien in den Regionen Chiles und der verschiedenen Branchen strebt der Unternehmer an, die Kooperation mit den Mitarbeitern und Gewerkschaften, Kunden und Zulieferern weiter zu verbessern und ein nachhaltiges Unternehmertum zu etablieren. Ebenso entscheidend sei die soziale Rolle, die die Sofofa für einen Wandel Chiles spiele: «Wichtig ist die Wahrnehmung und die Kultur zu verändern.» Daran wirkt er auch als Mitglied der Stiftung Centro de Estudios Públicos mit, ein Think Tank, der die gesellschaftliche Entwicklung beobachtet und darüber informiert.
In diesem Zusammenhang ist von Appen die Förderung junger Menschen ein wichtiges Anliegen. Die duale Ausbildung, wie sie das Insalco anbietet und die Auslandshandelskammer fördert, sieht er als Vorbildfunktion für Chile. Seine Firma Ultramar bildet seit vielen Jahren Schifffahrtskaufleute aus, einer der drei Ausbildungsgänge der Insalco. Weiterhin hält er es für besonders wichtig, dass junge Menschen einen Beruf finden, dem sie sich mit Leidenschaft widmen, dass sie sich mehr dem Thema Digitalisierung zuwenden und auch Frauen zunehmend in Führungspositionen arbeiten. Außerdem möchte er vor allem junge Leute ermutigen, sich unternehmerisch zu betätigen.
Richard von Appen hat selbst acht Kinder zwischen 13 und 25 Jahren. Zwei studieren Betriebswirtschaftslehre, so dass es durchaus denkbar wäre, dass auch in Zukunft Ultramar von der Familie von Appen geführt wird. Davor erwartet er aber, dass sich «seine Kinder außerhalb des Unternehmens beweisen». Er selbst besuchte als Kind die Deutsche Schule Santiago von der ersten bis zur 13. Klasse, nahm auch an dem dreimonatigen Schüleraustausch teil, der ihn nach Neustadt an der Weinstraße in Rheinland-Pfalz führte. «Ein wunderschöner Ort», an den er sich gerne erinnert. Seine eigene Mutter Wilma stammte auch aus Süddeutschland, Viernheim bei Mannheim, während sein Vater Wolf von Appen in Hamburg geboren ist. Nach dem Studium der «Ingeniería Comercial» an der Pontificia Universidad Católica de Chile und einem Master in Management-Wissenschaften an der Stanford University verbrachte er als Berufsanfänger im Jahr 1992 vier Monate bei der Lufthansa in Frankfurt und nahm in dieser Zeit an der Einführung des Konzepts «Miles & More» teil: «Ich habe hier viel über das deutsche Management gelernt.» Insbesondere was den Kundenservice angehe, sei dies eine gute Lehre für ihn gewesen.
Später war er für die Schiffsmakler-Firma J. E. Hyde und die Investmentbank Kleinwort Benson tätig. Sein Einstieg in das Familienunternehmen begann 1995 bei Ultramar Agencia Marítima in Antofagasta, zwei Jahre später bei der Agencia Marítima Sudocean und Agencia Marítima Internacional in Buenos Aires.
Auch seine beruflichen Aufenthalte in Singapur, Tokio, Hongkong und London seien für ihn prägend gewesen: «Es hat den Blick erweitert, andere Kulturen kennen zu lernen und sich dafür zu öffnen.» Auch bei Ultramar arbeiten viele Menschen aus südamerikanischen Ländern, den USA, aber auch Asien. Richard von Appen schreibt Teamarbeit groß und unterstützt dabei die Diversität seiner Mitarbeiter.
Auch wenn er nun seine Zeit zu etwa 50 Prozent jeweils auf die Sofofa und Ultramar, das rund 13.000 Mitarbeiter beschäftigt, aufteilt, versucht der Unternehmer, Zeit zum Entspannen zu finden: «Vor allem in der Natur kann ich abschalten.» Auch sportlich ist er beim Joggen, Tennis oder Golf in seiner Freizeit aktiv. Das Familienleben genießt der Deutsch-Chilene besonders, weil alle Kinder noch zuhause leben. Auch wenn seine fünf Töchter und drei Söhne nicht in die deutsche Schule gegangen sind, ist es von Appen wichtig, die deutschen Werte, die ihn geprägt haben, weiterzuvermitteln: «Ich bin wirklich stolz auf meine deutschen Wurzeln. Dazu gehört für mich eine gewisse Bescheidenheit und der Wille, immer eine gute Arbeit zu leisten.»