«Kommunikation ist die wichtigste Grundlage für ein gutes Miteinander»
Bettina Wolff ist seit sechs Jahren Vorsitzende des Vorstandes der Deutschen Schule Valparaíso. Respekt und Vertrauen sind für sie besonders wichtige Werte. Das Thema Kommunikation steht dabei für sie an oberster Stelle – es begleitete sie durch ihre Jahre in der Schule, aber auch im Privatleben.
«Die deutsche Sprache ist in unserer Familie über alle Generationen hinweg immer lebendig geblieben. Sie ist ein großes Geschenk und öffnet Türen zu Kultur, Literatur und Weltverständnis», bemerkt Bettina Wolff. Ihre Großväter und die Mutter ihres Vaters stammten aus Deutschland, ihre Großmutter mütterlicherseits kam aus Russland. Sie selbst wurde, genau wie ihre Eltern, in Chile geboren.
Ihre Familie lebt seit jeher auf dem Lande. Ihr Vater war in der Landwirtschaft tätig, und sie ist seit nunmehr fast 40 Jahren mit einem deutschstämmigen Landwirt verheiratet. Gemeinsam hat das Ehepaar vier Kinder und mittlerweile auch schon einige Enkelkinder.
Die 59-Jährige lebt in Quillota, einer kleinen Stadt in der Region Valparaíso. Die Grundschuljahre verbrachte sie dort in einer chilenischen Schule. Auf die Deutsche Schule Valparaíso wechselte sie erst, als sie 14 Jahre alt war. Zur Vorbereitung auf die Zeit in der neuen Schule wurde sie in den Sommerferien 1977 für zwei Monate gemeinsam mit ihrem zwei Jahre jüngeren Bruder zu Verwandten nach Süddeutschland geschickt. Diese Gegend in und um München herum sei bis heute für sie ihre deutsche Heimat geblieben, stellt sie fest. Sie müsse nicht großartig die Welt bereisen: «Ich bin am liebsten dort, wo die Menschen sind, die ich kenne und mag – in Süddeutschland und in verschiedenen Regionen von Chile.» Bis sie auf die Deutsche Schule gekommen sei, habe sie übrigens zwar immer fließend Deutsch gesprochen. Das Schreiben jedoch habe sie dort erst noch richtig lernen müssen.
Nach ihrem Schulabschluss wollte sie Spanischlehrerin werden und begann auf Lehramt zu studieren. Doch ihr Leben nahm einen anderen Gang und führte sie als junge Mutter wieder auf direktem Weg zu ihrer Schule zurück. Denn auch alle ihre Kinder gingen in Valparaíso zur Deutschen Schule und vorher in den dazugehörigen Erfahrungen Kindergarten. Um sich die lange Hin- und Rückfahrt zu ersparen, nahm Bettina Wolff damals eine Arbeitsstelle im Kindergarten der Schule an. 20 Jahre lang unterstützte sie dort den Kindergartenbetrieb, erledigte administrative Aufgaben und kommunizierte mit der Elternschaft. Sie erinnert sich: «Ich war die rechte Hand der Kindergartenleiterin und mein Gesicht repräsentierte den Kindergarten nach außen.» In zahlreichen Weiterbildungen professionalisierte sie sich mit der Zeit immer mehr – hauptsächlich im Bereich Kommunikation mit Kindern, Jugendlichen und Familien. Denn sie ist der Meinung: «Kommunikation ist nun einmal die wichtigste Grundlage für ein gutes Miteinander, sei es privat oder im beruflichen Bereich.»
Nach den langen und intensiven Arbeitsjahren im Kindergarten, nahm sich Bettina Wolff schließlich bewusst eine Auszeit, die jedoch nur kurz andauerte. Als zeitgleich jemand aus dem Schulvorstand ausstieg, wurde sie gebeten den Posten zu übernehmen. Schließlich kannte sie die Abläufe und Strukturen ja wie aus ihrer Westentasche. Sie sagte zu! Das war vor acht Jahren – seitdem wirkt sie tatkräftig im Schulvorstand mit. Seit sechs Jahren ist sie Vorstandsvorsitzende. Es sei eine intensive Arbeit, berichtet sie, der sie sich aber «gerne widmet, denn sie ist der Meinung: Das Einzige, was eine Gesellschaft verändern kann, sind Bildung und Erziehung.» Sie betont: «Und ich möchte zur Entwicklung der Gesellschaft beitragen. Der Vorstand trägt die Verantwortung für die Schule. Es ist oft nicht leicht, Vorstand, Schulleitung und Lehrkörper unter einen Hut zu bekommen. Dazu kommen noch die Wünsche der Träger aus Deutschland, die wir ebenfalls berücksichtigen müssen.» Doch in den letzten Jahren habe sich das Team unglaublich weiterentwickelt und es sei eine enge Zusammenarbeit entstanden. Das Vertrauen sei gewachsen und es sei gelungen, eine stabile Struktur aufzubauen. So habe man auch spezielle Umstände wie beispielsweise die Pandemie bewältigen können. «Das war nicht immer so und ich bin stolz auf das, was wir gemeinsam geschafft haben», fasst die Vorsitzende die Entwicklung der letzten Jahre zusammen.
Sie sei eine Vermittlerin zwischen den Parteien, sowohl in der Schule als auch im privaten Bereich, erzählt sie. «Ich bin jemand, der immer gerne aktiv ist», meint sie. In ihrer Freizeit macht sie Yoga, läuft, liest und strickt viel. Ansonsten sei sie am liebsten von ihrer Familie und ihren Freunden umgeben.
Auch in Zukunft möchte Bettina Wolff sich weiterhin in verschiedenen Projekten engagieren, um ihre vielen und langjährigen Erfahrung einzubringen. Es falle ihr schwer kürzerzutreten, gibt sie zu, doch sie könne immer wieder zwischendurch auftanken. «Ich liebe es, meine Zeit mit meinen Enkelkindern zu verbringen», sagt sie und fügt lächelnd hinzu: «Sie sind meine größte Energiequelle.»