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Spezialausbage DCB: Den Zusammenhalt stärken

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Der DCB – das Dach für die deutsch–chilenische Gemeinschaft

Die Gründung des Deutsch-Chilenischen Bunds (DCB) liegt nun über 100 Jahre zurück. Eine deutsch-chilenische Gemeinschaft in ganz Chile, wie wir sie heute kennen, entstand erst nach der Gründung dieser gemeinnützigen Organisation.

Nach dem Ausbruch des Ersten Weltkriegs befürchtete die Gemeinschaft die Enteignung von deutschen und deutsch-chilenischen Unternehmen wie auch die Schließung von deutschen Schulen und sonstigen Institutionen. In Anerkennung der langjährigen deutsch-chilenischen Freundschaft verhielt sich die chilenische Regierung wohlwollend. Trotzdem hielt die Gemeinschaft es für notwendig, Güter und Institutionen zu schützen. Daher wandte sich der Arzt Dr. Guillermo Münnich an die Gemeinschaft, mit dem Ziel, eine Institution zu gründen, die sich für sämtliche Einrichtungen der Gemeinschaft einsetzen sollte. Der damalige Konsul und der Deutsche Verein aus Valparaíso rieten davon ab. Sie waren der Meinung, dass damit Unruhe gestiftet werde, da dieses Vorhaben als antichilenische Handlung interpretiert werden könnte. Münnich bat seinen Freund Dr. Christoph Martin um Rat, der daraufhin handelte und in den Süden reiste. Dort überzeugte er die deutsche Gemeinschaft in Concepción, danach die in Valdivia, bildete dann landesweit Ortsgruppen, die sich zusammenschlossen und sich «Bund für deutsche Kultur in Chile» nannten. Alle Hauptleiter dieser Ortsgruppen lud er zu einer Hauptversammlung mit 63 stimmberechtigten Ortsleitern nach Concepción ein. Dort gründeten sie schließlich, zwischen dem 13. und 15. Oktober 1916, den Deutsch-Chilenischen Bund als gemeinnützige Organisation. 

Gründung der STECHE

Zwischen den Jahren 1916 und 1917 registrierte der DCB in einer detaillierten Auflistung alle Deutschen und Deutschstämmigen in Chile von
Norden bis Süden. Das Ergebnis wurde auf der zweiten Jahrestagung bekannt gegeben: von Tacna bis Coquimbo waren es 884, zwischen Aconcagua und Biobío 4.971, in der Frontera 2.832, in Valdivia und Llanquihue 10.859, auf der Insel Chiloé 371, in Magallanes 91, was im Ganzen 20.308 ergab.

Im Jahre 1917, bedingt durch den Krieg, bestand immer noch die Sorge um die Enteignung. In Chile war das zwar nicht der Fall, es wurden jedoch deutsche und deutsch-chilenische Unternehmen auf der sogenannten schwarzen Liste veröffentlicht, die dadurch vom nationalen und internationalen Handel ausgeschlossen wurden. 

Für den DCB war die Erhaltung der deutschen Sprache von Anfang an vorrangig. Deshalb wurde am 28. August 1917 in Santiago die Sociedad Teuto-Chilena de Educación (STECHE) gegründet. Ihre Aufgabe bestand darin, als schützende Hand über die deutschen Schulen zu wirken. Zu Anfang befasste sie sich mit Deutschkursen, Schenkungen von Büchern an Schulen und der Verleihung von Buchpreisen an hervorragende Schüler. Die STECHE hatte ihren Sitz zeitweise in Valdivia, 1933 in Concepción, bis sie dann 1938 nach Santiago verlegt wurde. Über die Sociedad Teuto-Chilena de Educación, errichtete im Jahre 1934 der DCB ein Denkmal für Bernhard Eunom Philippi auf einem von der Familie Binder gestifteten Gelände in Valdivia. Der DCB hatte seinen ersten Sitz in Concepción, später in Santiago, bis er wieder nach Concepción und danach nach Valdivia verlegt wurde. 

Unpolitische Haltung

1933 schlug der Generalkonsul Soehring aus Valparaíso Dr. Gerhard Wunder als Geschäftsführer für den DCB vor. Dieser Vorschlag wurde in der Sitzung vom 20. Dezember 1933 ausdiskutiert und abgelehnt, da er im DCB starken politischen Einfluss ausübte. Der jährliche Zuschuss aus Deutschland, der zu der Zeit politisch bedingt war, wurde infolgedessen gestrichen. 

Als 1937 der Architekt Fernando Fonck Mitglied des DCB wurde, fanden die Versammlungen vorerst in seinem Wohnhaus statt. Auf diese Weise konnte sich der DCB dem Einfluss der Nationalsozialisten entziehen (1935 bis 1937). Mit Ausnahme dieser Jahre hatte die Einrichtung stets, wie auch heute, einen unparteiischen Vorstand. 

Die Leitung des DCBs übernahmen nun nur anerkannte Mitglieder der Gemeinschaft. Die Vereinssatzung wurde überarbeitet und in der Sitzung vom 21. Mai 1938 ein neuer Vorstand gewählt. Dieser setzte sich wie folgt zusammen: Fernando Fonck, Bundesleiter, Anselmo Alert, stellvertretender Bundesleiter, Dr. Rudolf Wilcke, Schriftführer, Federico Rusch, Schatzmeister sowie Otto Setuz und Gerd Krebs, Beisitzer. Der neue Vorstand beschloss, den DCB als eine Vereinigung der Deutsch-Chilenen umzugestalten, aus der Reichsdeutsche ausgeschlossen waren. Eine Einschränkung, die nach Kriegsende aufgehoben wurde. Fernando Fonck erklärte bei einer Gelegenheit, dass der DCB absolut unpolitisch sei und nichts mit der NSDAP zu tun habe. 

Die erste Änderung in den Statuten war, dass Santiago als Sitz des DCB festgelegt wurde, da Valdivia die Hochburg des deutsch-chilenischen Nationalsozialismus war. 

Eine weitere Änderung der Vereinssatzung war: Von nun an konnten Männer und Frauen Mitglieder werden, die die deutsche Sprache beherrschten, das 18. Lebensjahr erreicht hatten, chilenische Staatsbürger und in Chile ansässig waren. 

Fonck hielt die Zeitschrift «Der Chiledeutsche» für untragbar. Sie wurde durch den Cóndor ersetzt, der erstmals am 15. Juni 1938 erschien und damals ein Organ des DCB‘s war.

Der Name Cóndor, sollte signalisieren, dass es sich um eine chilenische Zeitung handelte und frei über die Nachrichten berichtete. Die Zeitung bekam die Folgen des Krieges dennoch zu spüren – obwohl sie, diesem vorbeugend, von Chilenen geleitet wurde. Die Inserate gingen zurück und die Redaktion musste äußerst vorsichtig arbeiten. Es war nicht einfach, die Gemeinschaft zu überzeugen, dass aufgrund der veränderten politischen Situation in Chile, sich die Zeitung anpassen musste. Der Akzent wurde nun auf die deutschen Werte und die deutsche Kultur gelegt und in geringerem Maße über politisches Geschehen berichtet. Bereits vor dem Kriegsausbruch verhielt der Cóndor sich politisch neutral. 

Zweiter Weltkrieg

Der Zweite Weltkrieg war für den DCB und den STECHE eine besonders schwierige Zeit. Der chilenische Staatspräsident Juan Antonio Ríos teilte im Dezember 1942 dem Vorstandsvorsitzenden des DCB ganz im Vertrauen mit, dass die diplomatischen Beziehungen zwischen Chile und Deutschland kurz vor dem Abbruch stünden. Im Januar 1943 war es dann so weit: Die diplomatischen Beziehungen zwischen beiden Ländern wurden beendet. Allerdings erreichte Fonck durch seine beharrlichen Bemühungen beim damaligen Erziehungsminister den Erhalt der deutschen Schulen unter der Bedingung, dass die spanische Sprache in den naturwissenschaftlichen Fächern eingeführt werden solle. 1943 übernahm die STECHE die Trägerfunktion der Grundschule der Deutschen Schule Los Leones in der Straße Lota und ein Jahr später die des Wilhelm-von-Humboldt-Seminars, das sich der Ausbildung von deutschsprachigen Erziehern und Grundschullehrern widmete. 

Als im Januar 1943 die diplomatischen Beziehungen zum Dritten Reich abgebrochen wurden, konnte dennoch die kulturelle Arbeit des DCB weitergeführt werden, ohne von der chilenischen Regierung durch Einschränkungen  behindert zu werden. 

Die deutsch-chilenische Gemeinschaft half in diesen Jahren tatkräftig, die Not der Deutschen zu lindern. Auf dem Gelände des Estadio Italiano wurde eine Art Volksfest organisiert. Dieses fand großen Anklang, sodass die Veranstalter gezwungen waren, in das Estadio Nacional auszuweichen. Die Veranstaltung war derart erfolgreich, dass zwölf Schiffe mit Lebensmitteln und Kleidung nach Hamburg verschickt werden konnten. Die Freimaurerloge Drei Ringe, der DCB und die gesamte Evangelische Kirche in Chile hatten sich dafür ebenfalls stark engagiert. 

Der DCB nahm seine kulturellen Veranstaltungen wieder auf, als er sich an den Feierlichkeiten zum 200-jährigen Geburtstag von Johann Wolfgang von Goethes 1949 und der Gedächtnisfeier zum 200-jährigen Todestag von Johann Sebastian Bach im Jahr 1950 beteiligte. 

DCB und STECHE kaufen Cóndor

Der DCB und der Cóndor standen nach dem Krieg vor neuen Herausforderungen. Die deutsche Sprache nahm bedeutend ab und die sogenannten Mischehen nahmen zu. Die spanische Sprache wurde bei kulturellen und sonstigen Veranstaltungen häufiger verwendet. 

Die Redaktionsleitung des Cóndor wurde von Claus von Plate übernommen, der 1949 die Zeitung kaufte und bis zu seinem Todesjahr 1984 Eigentümer blieb. Vier Jahre nach von Plates Ableben erwarben der DCB und die STECHE den Cóndor und gründeten die Gesellschaft Ediciones Chileno-Alemanas Ltda., wovon der DCB 80 Prozent erstand und die STECHE die restlichen 20 Prozent. Diesen Kauf unterstützte der Deutsche Krankenhausverein Santiago, der Sportverein Manquehue und der Schulverband der Deuschen Schule Santiago finanziell. Hier zeigte sich ein weiterer Beweis der Solidarität unter den deutsch-chilenischen Institutionen.

Am 25. April 1965 wurde der DCB als Sociedad de Beneficencia y Promoción Cultural y Técnica Liga Chileno-Alemana anerkannt, wobei er die entsprechende Rechtspersönlichkeit erhielt. Seit 1970 führt der DCB einen Austausch von Schülern der deutschen Schulen in Chile – bis heute nehmen
17 Schulen teil – und mit Schülern in Deutschland durch.

Trotzdem mussten im DCB noch einige Fragen geklärt werden: Er besaß keine adäquaten Räumlichkeiten, um seine Aufgaben wahrzunehmen. Daher wurde ein Wohnsitz gemietet. Der Deutsche Andenverein gab dem DCB vorübergehend Unterkunft. Eine definitve Lösung ließ aber nicht lange auf sich warten.

Grundstück und Gebäude

Dank der Unterstützung des Sportvereins Manquehue wurde 1985 dem DCB ein Grundstück per Leihvertrag für 99 Jahre zur Verfügung gestellt. Das Gebäude des DCB wurde daraufhin auf dem Grundstück mithilfe einer großzügigen Finanzierung der Familie von Appen errichtet. 

Doch wie kam es dazu? Der Historiker Emilio Held Winkler hatte in seinem Haus in der Nähe von Purranque (10. Region), eine wertvolle historische Sammlung zusammengetragen, die sich hauptsächlich auf die deutsche Einwanderung im Süden Chiles bezog. Held hatte lange gesucht, um eine Bleibe für seine Sammlung zu finden. Im Süden hatte er kein Glück, bis er in Santiago beim DCB auf offene Ohren stieß. Es fanden Gespräche mit dem Vorsitzenden Rodolfo Goyeneche statt. Die Schenkung der Sammlung wurde per Vertrag zwischen Emil Held und dem DCB geregelt. Die Krönung dieses Abkommens war die Grundsteinlegung des Baus und dessen Einweihung am 30. November 1985. 

Die neuen Räumlichkeiten sollten nicht nur den kulturellen Veranstaltungen und der Verwaltung des DCB dienen, sondern auch der Bibliothek und dem Historischen Archiv Emilio Held Winkler Platz geben. Die Sammlung wurde somit, Winklers Wunsch entsprechend, dort untergebracht. Sie besteht aus handschriftlichen Dokumenten, Briefen, Tagebüchern, Landkarten, Fotografien, Lehrtexten, Musik- und Kochbüchern und vielem mehr. Diese Sammlung wurde durch die Cóndor-Stiftung, die alle Ausgaben ab der ersten Nummer beinhaltet, ergänzt. Privatleute und Familien haben auch mit bedeutenden Schenkungen beigetragen wie zum Beispiel die Familien Fonck, Kindermann und Philippi.

Ein wichtiger Bestandteil des Archivs ist das Lebenswerk der Genealogin Ingeborg Schwarzenberg, das vielen Mitgliedern die Möglichkeit bietet, nach ihren Ahnen zu forschen. Es ist eine Fachbibliothek, angegliedert an ein Archiv, das von Forschern – auch online – konsultiert werden kann. Einige Universitäten und Familienforschungsinstitute streben eine Vereinbarung an, um an den wertvollen Inhalten teilhaben zu können. Auch Personen, die von ihren Vorfahren erfahren wollen, können hereinschauen und sich auf der Suche beraten lassen. 

Im letzten Jahrzehnt haben die Anzahl wie auch die Vielseitigkeit der kulturellen Veranstaltungen stark zugenommen. Zu den traditionellen Darbietungen gehört das jährliche Konzert von Ahlke Scheffelt und ihren Gesangschülern, die Wert auf die Verbreitung des deutschen romantischen Lieds legen.

Kulturelle Arbeit 

Keine einfache Aufgabe ist es für den DCB, die kulturelle Arbeit in den Regionen aufrechtzuerhalten. Diese Tätigkeit nahm zunächst Jahr für Jahr zu, sodass auch viele Interessierte in verschiedenen südlichen Städten die Vorträge und die musikalischen Darbietungen genießen konnten. 

Das Engagement des DCB gilt weiterhin der deutschen Gemeinschaft, ihrer Kultur und den Traditionen, denn trotz schwieriger Zeiten hat er sich unbeirrbar für die deutsch-chilenische Gemeinschaft engagiert. Der DCB versucht nun mit den aktuellen Beschränkungen und wenigen Mitteln weiterhin die Türen für die Gemeinschaft offenzuhalten.

Aus diesem Grunde möchten wir alle, die Interesse an Kunst, Musik, Geschichte und der deutschen Sprache und Kultur haben, gerne wieder herzlich in unser Haus einladen und empfangen..

Quelle des Textes: Carlos Eggers und Peter Schmid, 100 Jahre Deutsch-Chilenischer Bund, Santiago.

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