«Wer sich kennt, versteht sich besser»
Larissa Grütz ist seit Mitte Juli die neue Kulturreferentin an der Deutschen Botschaft in Santiago. Die gelernte Hotelfachfrau und Fremdsprachenkorrespondentin sammelte nicht nur in mehreren beruflichen Feldern einige Erfahrungen, sondern lernte auch bereits mehrere Länder in Südamerika im diplomatischen Dienst kennen- und schätzen.
«Viele Länder bereisen und Sprachen lernen – das war mein Jungmädchentraum», erzählt Larissa Grütz über den Ursprung ihrer beruflichen Karriere. Anscheinend war es aber nicht nur ein kurzfristiger Jugendwunsch, denn seit über zwanzig Jahren ist sie bereits im diplomatischen Dienst tätig.
Allerdings über einige Umwege, wie die in Kirgisistan geborene Diplomatin berichtet: «In Hamm in Nordrhein-Westfalen bin ich aufgewachsen. Nach dem Abitur nahm ich zum ersten Mal am Auswahlverfahren für den gehobenen Auswärtigen Dienst teil.» Nachdem es beim ersten Anlauf nicht geklappt hatte, entschied sie sich für eine Ausbildung zur Hotelfachfrau. In der Gastronomiebranche lernte sie auch ihren späteren Mann kennen und beide leiteten für zwei Jahre ihr eigenes Restaurant im mittelalterlichen Stadtkern der westfälischen Stadt Soest.
Nach zwei Jahren versuchte sie noch einmal ihr Glück mit der Prüfung für den Auswärtigen Dienst. Als sie auch nach dem zweiten Anlauf nicht angenommen wurde, entschied sie sich, zusätzlich eine Ausbildung zur Fremdsprachenkorrespondentin für Englisch und Französisch zu machen, um ihrem Ziel etwas näherzukommen. Danach arbeitete sie im Vertrieb eines Sportwaffenherstellers. Nach einem Jahr machte ihr Mann ihr Mut, es doch noch einmal mit ihrem Wunschtraum zu versuchen. Larissa Grütz ließ sich überzeugen – und tatsächlich wurde sie für den Auswärtigen Dienst ausgewählt: «Wahrscheinlich hatte ich inzwischen durch meine Berufserfahrungen einen ganz anderen Horizont und so war ich besser für diese Aufgabe geeignet.»
Nun folgte eine dreijährige Ausbildung, während der sie in Buenos Aires in einem neunmonatigen Auslandspraktikum erstmals «beruflich komplettes Neuland» betreten musste. Was die Sprache angeht, habe sie Spanisch zwar in der Schule gelernt, «aber das „Español Rioplatense“ war für mich erst einmal gar nicht zu verstehen. Ich musste quasi bei Null anfangen».
Als sie ihren ersten Posten in der Deutschen Botschaft in Uruguay antrat, kam ihr dann aber der Dialekt aus Buenos Aires entgegen. Um sich heimisch zu fühlen, hat das tierliebe Ehepaar zu den mitgebrachten drei Katzen auch noch drei Hunde adoptiert. Später kam eine Gans dazu: «Die war als Küken den Nachbarn ausgebüxst und unsere Katze brachte sie unversehrt mit nach Hause. Schließlich gehörte sie irgendwann zu unserer Tierfamilie dazu.» Als es dann zur nächsten Station nach Panama ging, konnte die Gans nicht mit, aber zwei der Hunde: «Mit unserem sehr großen Hund hatten wir ein Erlebnis, das wir nicht vergessen werden: Er schaffte es zwei Mal seine Transportbox zu öffnen. Bei der Ankunft im Flughafen musste mein Mann ihn dann jedes Mal persönlich aus dem Gepäckraum des Flugzeugs herausholen.»
In Panama hat es Larissa Grütz außerordentlich gut gefallen: «Vor allem die Lebensfreude der Menschen, das karibische Flair und Klima.» In dem mittelamerikanischen Land kam auch Tochter Isabella zur Welt. Die nächste Station der Familie wurden dann Rom, wo sie erst einmal Italienisch lernen musste, doch auch diese Herausforderung nahm die optimistische und energische Frau an, denn ihre Meinung ist: «Man lernt nie aus.» Rom war ein Zufallstreffer, denn normalerweise gehe es nach zwei Auslandsstationen für die Beschäftigten in den 230 Auslandsvertretungen erst einmal wieder zurück in die Heimat, erklärt sie.
Es sei im diplomatischen Dienst üblich, dass man immer mal wieder den beruflichen Bereich wechsele, um nicht in Routine zu erstarren. Genauso ergeht es ihr nun bei ihrer neuen Stelle in Santiago: «Zurzeit vertrete ich meine Kollegin im Wirtschaftsreferat – auch ein neues Feld für mich.» Nach vier Jahren als Kultursachbearbeiterin in Peru übernahm nun Larissa Grütz Mitte Juli die Leitung der Kulturabteilung an der Deutschen Botschaft in Santiago. Zur raschen Einarbeitung besuchte Larissa Grütz bereits einige deutsche Schulen in Santiago und nahm an Prüfungen für das Deutsche Sprachdiplom teil. Die Förderung eines guten Deutschniveaus sieht sie als wichtige Aufgabe an. Denn wie auf der Internetseite der Botschaft nachzulesen ist, liegt ihr als Kulturreferentin besonders am Herzen: «Verständnis fördern, Brücken bauen, Freunde sein. … Nach dem Motto „Wer sich kennt, versteht sich besser“.»
Zwar warten sie und ihre Familie seit ihrer Ankunft in Santiago immer noch auf ihre Möbel, um sich endlich richtig einzurichten – die Knappheit der Container und die Situation in den Häfen in Pandemiezeiten verzögert den Transport. Doch sie fühle sich bereits sehr wohl in Chile und findet im Vergleich zu ihren bisherigen Erfahrungen in Südamerika: «Vieles hat hier erfreulich schnell funktioniert wie die Kontoeröffnung und die Ausstellung der Ausweise.» Außerdem habe Santiago vor allem für ihre Tochter einiges zu bieten: «Die Parks und Spielplätze sind toll und wir waren auch schon im Freizeitpark Fantasilandia.»
Vorfreude auf den neuen Lebensabschnitt mache ihr auch die herrliche Sicht auf die Anden mit klarem blauen Himmel nach dem Regen und die Möglichkeit, mit dem Fahrrad in der Stadt unterwegs sein zu können. Darum ist sie sich sicher: «Es gibt hier noch einiges für uns zu erkunden!»