Einst der berühmteste Opernkomponist der Welt, wurde Giacomo Meyerbeer viele Jahre kaum noch aufgeführt. Nun erfahren seine Werke wie «Die Hugenotten» und «Der Prophet» ein Revival – passend zum 230. Geburtstag des Musikers.
Sein Leben begann in einer Poststation: Als seine Mutter auf dem Weg von Berlin nach Frankfurt war, wurde er nahe bei Berlin am 5. September 1791 geboren. Jacob Liebmann Meyer Beer wuchs in einer der wohlhabendsten jüdischen Familien in Berlin auf. Mit sieben Jahren erhielt er seinen ersten Klavierunterricht und debütierte als Zehnjähriger als Pianist mit dem d-moll Konzert von Mozart. Ab 1810 erhielt er bei dem berühmten Komponisten Abbé Vogler Unterricht in Darmstadt. Zwei Jahre später wurde seine erste Oper «Jephtas Gelübde» am königlichen Hof- und Nationaltheater in München uraufgeführt.
Als er 1815 nach Italien reiste, hatte der junge Mann bereits einige Oratorien und Opern verfasst. Dort entschied er, sich von nun an Giacomo Meyerbeer zu nennen. Nicht nur die italienische Sprache schien ihn inspiriert zu haben: Der Komponist schrieb von 1815 bis 1824 in Italien sechs Opern – und eine war erfolgreicher als die andere. «Il Crociato in Egitto» wurde an allen bedeutenden Spielstätten Europas aufgeführt und Giacomo Meyerbeer zum gefeierten Komponisten seiner Zeit.
Im Jahr 1826 heiratete Giacomo Meyerbeer seine Cousine Minna Mosson, mit der er fünf Kinder hatte. Er siedelte noch im selben Jahr nach Paris über, wo er Opern auf Französisch für die Grand Opéra komponierte.
1831 wurde das monumentale Musikwerk «Robert le Diable» in Paris uraufgeführt. Innerhalb von drei Jahren stand die Oper in elf Ländern an 77 Theatern auf dem Spielplan. 1832 übernahm Giacomo Meyerbeer das Amt des Hofkapellmeisters in Berlin. Drei Jahre später schrieb er seine Oper «Die Hugenotten». Thema war die Bartholomäusnacht, in der im Jahr 1572 bei einem Pogrom tausende französische Protestanten, die Hugenotten, in Paris ermordet wurden. Die Oper erlebte eine triumphale Uraufführung am 29. Februar 1836 in der Académie Royale in Paris.
1842 wurde er zum Generalmusikdirektor der Königlichen Oper in Berlin bestellt und 1846 ließ er sich endgültig in Paris nieder. Ein weiterer großer Erfolg wurde die Oper «Le Prophète», die am 16. April 1849 uraufgeführt wurde. Richard Wagner, den Meyerbeer als noch unbekannten Musiker jahrelang auf vielfältige Weise protegiert hatte, lobte dieses neue Werk. Doch dies hinderte ihn nicht daran, Meyerbeer in seinem bald darauf veröffentlichten antisemitischen Pamphlet «Das Judentum in der Musik» zu verhöhnen und ihn auch in den folgenden Jahren massiv anzugreifen. Das schadete zwar nicht seinem Erfolg zu Lebzeiten, aber seinem Nachruhm.
Der Komponist starb am 2. Mai 1864 in Paris und wurde auf dem jüdischen Friedhof in Berlin bestattet. Heute wird Meyerbeer wiederentdeckt: So will sich die an seinem 230. Geburtstag am 5. September in einem Festakt gegründete «Giacomo-Meyerbeer-Gesellschaft» der Erinnerung an den deutsch-jüdischen Komponisten widmen. Schirmherr der neuen Gesellschaft ist der Intendant der Deutschen Oper, Dietmar Schwarz. Sein Haus hatte bereits ab 2014 einen großen Meyerbeer-Zyklus begonnen.
Lectura: Giacomo Meyerbeer (1791-1864) auf einer Lithografie von Josef Kriehuber aus dem Jahr 1847