20.5 C
Santiago
-0.5 C
Berlin
lunes, 13. enero 2025
Inicio Porträt Lisa Hodel-Flükiger – Kulturattachée der Schweizer Botschaft in Chile

Lisa Hodel-Flükiger – Kulturattachée der Schweizer Botschaft in Chile

Kulturarbeit – aber innovativ

Die Kulturattachée Lisa Hodel-Flükiger der Schweizer Botschaft in Chile lebt seit Anfang der 1990er Jahre in Santiago. In diesem langen Zeitraum hat sie Land und Leute kennen und schätzen gelernt, was für ihre Tätigkeit ein deutliches Plus darstellt.

Lisa Hodel-Flükiger kam 1993 mit einem Dreijahresvertrag einer Schweizer Firma der Medizinaltechnik zum Aufbau des südamerikanischen Marktes als Area Sales Manager für Südamerika und Mexiko nach Chile. Ihr Mann brachte ein zahntechnisches Labor aus der Schweiz mit und arbeitete von Anfang an selbständig. Beide wollten damals ihren Arbeitsort «temporär verlagern, aber aus den drei Jahren sind nun fast 30 geworden», stellt sie fest.

Die Kulturarbeit war für Lisa Hodel-Flükiger kein unbekanntes Terrain, als sie diesen Posten vor drei Jahren bei der Schweizer Botschaft übernahm: Zuvor gestaltete sie zehn Jahre am Goethe-Institut Santiago das Kulturprogramm in den Bereichen bildende Kunst, Musik, Tonkunst und Wortveranstaltungen als Mitarbeiterin der Programmabteilung.

Ihre heutige Beschäftigung sieht sie als «einen Brückenschlag für eine Zusammenarbeit zwischen chilenischen und Schweizer Künstlern». Sie weist auf einen «regen Austausch» hin, der zwischen beiden Ländern besteht, abgesehen von den derzeitigen, durch die Pandemie verursachten Reiseeinschränkungen. «Die Projekte werden in dieser Zeit durch virtuelle und innovative Zusammenarbeitsmodelle überbrückt. Die Kulturabteilung fördert und unterstützt kulturelle Projekte in Chile, besonders in den interdisziplinären Bereichen, die Kunst, Wissenschaft, Architektur und Design vernetzen. Besonders erwähnenswert sind verschiedene Residenzprojekte, gefördert von der Kulturstiftung der Schweiz «Pro Helvetia», erläutert sie, «wo sich Künstler verschiedener Disziplinen und Wissenschaftler in einem stimulierenden Umfeld ihren Projekten widmen können.» Die Kulturreferentin führt als Beispiel ,Simetría’ an: «Ein erfolgreiches Residenzprogramm, wo im vergangenen Jahr zwei Künstlerinnen ausgewählt wurden, dieses Projekt gemeinsam durchzuführen: die Chilenin Patricia Domínguez und die Schweizerin Chloe Delarue. Dabei hatten sie die Gelegenheit im Cern, der Europäischen Organisation für Kernforschung in Genf, sowie in den Sternwarten Eso und Alma in Nordchile neue künstlerische Ausdrucksformen zu erforschen.»

Gegenwärtig ist sie und ihr Team damit beschäftigt mit Metro Arte ein Projekt zu realisieren, um «die Kunst und den kulturellen Austausch vermehrt in den öffentlichen Raum zu rücken und allen Leuten zugänglich zu machen». Innerhalb des Santiaguiner Metro-Bahnhofs Ñuñoa werden im «Suizspacio» permanente

Installationen und temporäre künstlerische Interventionen umgesetzt. In der nahe der Schweizer Schule und dem Schweizer Club gelegenen Station wurden Mondaine-Bahnhofsuhren angebracht – die ersten drei, die einen chilenischen Bahnhof ausstatten. Diese hängen seit 1944 mit ihrem unverkennbaren minimalistischen Design in den Bahnhöfen in der Schweiz.

Zur kürzlich eröffneten Ausstellung mit Fotos von Roberto Montandon in der «Galería Suizspacio» (siehe Cóndor-Ausgabe vom 18. Juni 2021) erklärt Lisa Hodel-Flükiger: «Unter dem Titel „El Pasado Presente“ wurden Fotos ausgewählt, in denen Montandon die facettenreiche Berufswelt Chiles auf eine sehr subtile und poetische Weise darstellt und mit der sich ein breites Publikum identifizieren kann.» Das Thema der nächsten Ausstellung steht schon fest: Es handelt sich um ein Residenzprojekt von chilenischen und Schweizer Künstlern zum Thema «Magallanes y las geografías de lo (des)conocido»: «Die Idee ist, diesen Raum zwischen den Ausstellungen fließend zu bespielen, als auch Musik- und Tanzdarbietungen zu präsentieren.»

Geplant ist bereits ein weiteres Vorhaben: chilenische Literatur mit Schweizer Druckgrafik wiederzugeben. Mehr dazu kann sie noch nicht verraten, aber die Mehrsprachigkeit wird sicher ein Thema sein, denn die Kulturattachée erinnert daran, dass «es in der Schweiz vier offizielle Landessprachen gibt; dem wollen wir auch Rechnung tragen und da die Schweiz in der Druckgrafik einen soliden Ruf hat, bietet sich die Möglichkeit geradezu an, beides zu vereinen.»

Ob und wann Lisa Hodel-Flükiger und ihr Mann in die Schweiz zurückkehren, steht noch in den Sternen. Dort leben nämlich ihre beiden Kinder (25 und
21 Jahre), die in der Schweizer Schule in Santiago die Matura gemacht haben und jetzt in ihrem Heimatland studieren. Eine Rückkehr sei aber noch nicht geplant: «Wir sind vielleicht zwei etwas atypische Schweizer, die sich vom Laufe des Lebens leiten lassen.»

In seiner Freizeit ist das Ehepaar Hodel-Flükiger oft mit dem Camper und ihren drei Hunden unterwegs. «Das vielleicht prägendste Reiseerlebnis», wie Lisa meint, war ein Ritt, «als wir mit vier Pferden zu zweit drei Monate Patagonien auf der argentinischen Seite, aber immer in Nähe der Anden und der chilenischen Grenze, von Rio Turbio bis Esquel durchquert haben.» Das sind sage und schreibe um die 1.200 Kilometer. Sie betont: «Wir legten auf unseren Reisen – die längste dauerte drei Jahre – immer Wert auf bewusstes, behutsames Reisen und auf eine tiefe Auseinandersetzung mit den entsprechenden Kulturen.» Lisa Hodel-Flükiger bringt es auf den Punkt, als sie gesteht: «Die gewaltige Natur Chiles fasziniert uns, deshalb sind wir so lange geblieben.»

Anmeldung zum Cóndor-Newsletter

Wir senden Ihnen den regelmäßig erscheinenden Newsletter mit unseren Textempfehlungen zu.

- Werbung -

Mehr Lesen

Porträt – Hanni Fitzke-Engel

Physiotherapeutin, Organistin und Leiterin des Chor Frohsinn «Die Musik hat mir viele Türen geöffnet»

Weihnachtskonzert der Acchal

Die Agrupación de Coros Chileno-Alemanes (Acchal) gab am 8. Dezember ihr diesjähriges Weihnachtskonzert in der Parroquia de la Transfiguración del Señor. Die...

Albert Schweitzer zum 150. Geburtstag

«Ehrfurcht vor dem Leben» Albert Schweitzer war nicht nur ein Intellektueller, der auf den Gebieten der Theologie und der...

Albert Schweitzer – unsere Inspiration gestern und heute

 Von  Sabine Köhler Die Albert-Schweitzer-Schule wurde im Jahr 2003 in Puente Alto gegründet. Ziel der Gründer war es, Kindern...