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Zum 200. Jahrestag der Unabhängigkeit Perus

Die letzte Bastion der Spanier

San Martín ruft die Unabhängigkeit Perus am 28. Juli 1821 in Lima aus (Museo Nacional de Arqueología in Peru, Gemälde von Juan Lepiani).

Der Aufstand durch José Gabriel Tupaq Amaru in Peru im Jahr 1780 war Auftakt für viele Widerstandbewegungen in ganz Südamerika. Doch erst nachdem Chile und Argentinien unabhängig von der spanischen Herrschaft waren, wuchs das Interesse beider Länder an einem freien Nachbarstaat Peru.

1814 wurde José de San Martín zum Gouverneur der Intendencia von Cuyo ernannt, deren Sitz Mendoza war. Damit wurde sein Plan zur Andenüberquerung und der Eroberung Limas von Chile aus in Buenos Aires angenommen. Durch den Oberst Juan Gregorio de Las Heras, der mit argentinischen Truppen aus Chile nach Mendoza kam, erfuhr San Martín von Spannungen zwischen den patriotischen Parteien in Chile. Da royalistische Truppen Chile bedrohten, ordnete San Martín die Rückkehr nach Chile an. Aber Anfang November 1814 kam es zur Niederlage von Rancagua, wodurch die Chilenen ihre zuvor erlangte Unabhängigkeit wieder verloren. Es gelang San Martín lediglich, den Übergang bei Mendoza zu schützen und tausende von flüchtende Chilenen aufzunehmen. Die Chilenen waren jedoch in zwei unversöhnliche Parteien gespalten: Zum einen gab es die Konservativen unter der Führung  von Bernardo O`Higgins, auf der anderen Seite die Liberalen unter der von José Miguel Carrera. San Martín entschied sich schnell für O`Higgins. Als Carrera sich weigerte die Autorität San Martíns als Gouverneur von Cuyo anzuerkennen, wurde er festgenommen und aus Mendoza verbannt.

Unabhängigkeit Chiles, ein notwendiges Zwischenziel 

Seinen ursprünglichen Plan musste San Martín nun neu durchdenken, denn er war bisher von einem Chile unter patriotischer Kontrolle ausgegangen. Nun aber lag eine völlig neue Situation vor: Er musste zunächst Chile befreien, um anschließend sein Hauptziel Lima anzusteuern. 

Er organisierte nun ein «Andenheer», das aus den geflohenen Chilenen, lokalen Milizen aus Cuyo, zahlreichen Freiwilligen aus seiner Provinz und einigen regulären Soldaten bestand. Seine Pläne waren nicht unumstritten, aber am Ende konnte er sich durchsetzen und auch die Finanzierung des Unternehmens sicherstellen, wobei dazu auch Güter von Spaniern konfisziert wurden, die nicht bereit waren, die Sache der Unabhängigkeit zu unterstützen. Bei der Suche nach geeigneten Passagen über die Anden, nahm San Martín auch Kontakt mit Kaziken der Mapuche auf, um deren Erlaubnis einzuholen, durch ihre Ländereien nach Chile einzudringen. Einer der Kaziken informierte dann den General der royalistischen Truppen, Casimiro Marcó del Pont, über jene Besprechung, sodass dieser davon ausging, dass der Hauptangriff im Süden Chiles erfolgen würde und daher seine Truppen aufteilte. 

An die 4.000 Mann machten sich am 1. Januar 1817 in Richtung Chile auf und überquerten an sechs verschiedenen Pässen die Anden, um sich im Tal von Aconcagua zu treffen. Ein erster Sieg konnte in der Schlacht von Chacabuco am 12. Februar 1817 errungen werden. Siege und Niederlagen wechselten sich dann aber auf beiden Seiten ab. San Martín forderte Verstärkung aus Buenos Aires an, um neuen spanischen Truppen aus Lima zu begegnen. Erst mit der Schlacht von Maipú am 5. April 1818 war der Sieg der Patrioten besiegelt. San Martín wurde als «Salvador de Chile» gefeiert. Nun war der Weg nach Lima frei.

Befreiungsheer startet in Valparaíso

Nach der Befreiung Chiles kehrte San Martín nach Buenos Aires zurück. Er bat die Regierung um ein Darlehen, das die Expedition zur Befreiung von Peru finanzieren sollte. Erst nach der Drohung, die Leitung des Heeres niederzulegen, erreichte er schließlich eine finanzielle Absicherung des Unternehmens, und Chile stellte seine Flotte unter der Leitung des britischen Lords Thomas Cochrane zur Überfahrt nach Lima zur Verfügung. Die Expedition sollte unter chilenischer Flagge verlaufen. Als aber das Direktorium in Buenos Aires ihn aufforderte, sich an die argentinische Küste zu begeben, um die Föderalen von Santa Fe und Entre Rios zu bekämpfen, weigerte er sich. In dieser unklaren politischen Lage startete San Martín schließlich am 20. August 1820 die Fahrt von Valparaíso aus nach Lima, mit ungefähr 4.500 Mann auf acht Kriegsschiffe und 16 Transportschiffe verteilt. 

Am 8. September 1820 landete das Heer am Strand von Paracas in der Nähe des Hafens von Pisco. Die Truppen der Royalisten und der Vizekönig Joaquín de la Pezuela suchten daraufhin Zuflucht im Gebirgsland. Man wollte Zeit gewinnen, um die 20.000 im Vizekönigreich verteilten Soldaten zu vereinen und eine diplomatische Lösung des Konflikts zu finden. In Miraflores (südlich von Lima) verhandelten beide Seiten, kamen aber zu keiner Übereinkunft, die San Martín akzeptieren konnte. Daraufhin entsand er seinen General Juan Antonio Álvarez de Arenales, damit er die Royalisten verfolge und einen Aufstand der Bevölkerung gegen die spanischen Truppen anzettele. San Martín schiffte sich wieder ein und ging Anfang November in Huacho an Land, wo er seinen Standort befestigte und die Pläne zur Belagerung von Lima ausarbeitete. 

Einschiffung San Martíns in Paracas 1820

Eroberung Limas und «Protector de Peru»

Am 29. Januar 1821 erhoben sich hohe Offiziere der Royalisten gegen den Vizekönig Pezuela. Dieser legte sein Amt nieder und wurde durch General José de La Serna ersetzt. Dieser verhandelte nun erneut mit San Martín, um eine diplomatische Lösung zu finden. Da aber San Martín die Unabhängigkeit Perus forderte, scheiterten auch diese Verhandlungen. Lima wurde nun mehrere Monate lang belagert.

Als auch Verhandlungen mit dem Kapitän Manuel Abreu, den der spanische König als Friedensbeauftragten entsandt hatte, scheiterten, entschied sich San Martín, eine Entscheidung zu erzwingen: Er sandte einen Teil des Heeres ins Gebirge, während der zweite Teil im Süden an Land gehen sollte. San Martín selbst ging bei Ancón an Land. Gleichzeitig verhandelte man im Mai und Juni erneut ohne Erfolg.

Als ein Regiment der Royalisten desertierte, führte dies zur Demoralisierung der restlichen Truppeneinheiten, sodass der Vizekönig José de La Serna am 5. Juli Lima verlassen und sich ins Gebirge zurückziehen musste. Nun stand Lima für San Martín offen. Er besetzte die Stadt und rief am 15. Juli eine offene Ratsversammlung ein, in der der Wille zur Unabhängigkeitserklärung vereinbart wurde. Diese wurde schließlich am 28. Juli 1821 auf der Plaza de Armas von Lima verkündet.

San Martín wurde zum «Protector de Peru» (Verteidiger Perus) erklärt und vereinte die zivile und militärische Macht. Er bildete eine Regierung mit einem Finanz-, Außen- und Kriegsministerium. Im Oktober erließ er die ersten Bestimmungen der provisorischen Regierung, in der die territoriale Aufteilung festgelegt, den Kindern von Sklaven die Freiheit garantiert und den Indígenas die Befreiung von Spezialabgaben gewährt wurde.

Die Royalisten führten vom Altiplano aus weiterhin Kämpfe. San Martín bat daher Simón Bolívar um Unterstützung. Dieser besiegte die Royalisten dann in zwei Schlachten bei Junín (August 1824) und Ayacucho (Dezember 1824). Nur im Hafen Callao konnte sich noch bis 1826 eine spanische Garnison halten. Angesichts der diktatorischen Bestrebungen Bolívars erklärten sich die Peruaner dann zur unabhängigen Nation. Bolívar trennte daraufhin das Hochland Perus ab und machte es zu einem unabhängigen Staat, dem heutigen Bolivien.

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