Waldflächen und Verluste weltweit
In der folgenden Serie soll von unseren Wäldern – weltweit und in Chile – berichtet werden. Von ihrem Wert, nicht nur für die jeweiligen Eigentümer, sondern auch für die, die seine Wohlfahrtswirkungen genießen. Vom Wert, den er als Rohstofflieferant für eine Riesenmenge an Produkten darstellt, ohne die die Menschheit von ihren frühesten Anfängen bis heute nicht leben konnte und kann, und vom Wert, den er zur Erhaltung und Stabilisierung unserer natürlichen Umwelt beisteuert.
Was ist noch übrig von der vorindus- triellen Waldfläche in der Welt von heute? Welches sind die Bedrohungen und was kann man tun, um sie abzuwenden oder jedenfalls zu mildern?
Darüber könnte man eine ganze Bibliothek füllen, gerade deswegen erscheint vielleicht der Versuch sinnvoll, die Situation kurz und in groben Strichen einmal zusammenzufassen, auch auf die Gefahr hin, dass es an Vollständigkeit fehlt und dass nicht jedem die Gewichtung des Autors gefallen mag, denn jeder hat seine eigene Abwägung in dieser komplexen Thematik.
Seit 2015 Waldverlust von 3,3 Millionen Hektar jährlich weltweit
Es ist noch nicht lange her, dass es einigermaßen verlässliche Zahlen über die Waldflächen unserer Erde und ihre Entwicklung gibt. Erst seit 1990 hat sich die Food and Agriculture Organisation (FAO), eine Unterorganisation der UNO, dieses Themas angenommen und liefert seitdem in Intervallen zwischen fünf und zehn Jahren den jeweils neuesten Stand. Der letzte Bericht stammt von 2015, aber aus jenen Zahlen lässt sich die Situation in groben Zügen bis heute fortschreiben:
Danach gab es 2015 an Wald im weiteren Sinne des Wortes, also einschließlich der Tundren und Savannen rund 5.500. Millionen Hektar, und an Wald im engeren Sinne des Wortes rund 4.000 Millionen Hektar auf unserem Globus. Das sind 30,6 Prozent der weltweiten Landfläche. Hinzu kommen 390.000 Hektar Plantagenwald.
Entsprechend den Klimazonen unserer Welt wird die Waldvegetation in Boreale Wälder, Wälder der gemäßigten Zonen, zu denen auch die Mediterranen Wälder gerechnet werden, subtropische und tropische Wälder eingeteilt; alle diese Waldtypen sind jeweils weiter untergliedert. Dies gibt die aus der FAO-Studie entnommene globale Waldverbreitungskarte in verschiedenen Farben wieder.
Seit 1990 betrug der durchschnittlich jährliche Waldverlust 0,13 Prozent, was in der Aufsummierung der letzten 25 Jahre 129 Millionen Hektar, also einer Ausdehnung von einem Land wie etwa Südafrika entspricht. Allerdings hat sich das Fortschreiten der Waldverluste im letzten Fünf-Jahreszeitraum fast halbiert (0,08 Prozent). Man kann also die aktuellen Nettoverluste seit 2015 mit etwa 3,3 Millionen Hektar jährlich fortschreiben (2015 bis 2020 = 16,5 Millionen Hektar).
Allerdings sind diese globalen Zahlen ökologisch gesehen ohne größeren Aussagewert. Man muss sie schon mindestens auf die fünf Erdteile dieser Welt herunterbrechen, besser natürlich noch auf jedes einzelne Land und die dort waldrelevanten Zonen.
Auf die Erdteile verteilt ergibt sich die nebenstehende Statistik («El estado de los bosques a nivel mundial»). Der Begriff «Naturwald» (Nat.Wald in der Grafik) reicht von Urwald bis zu Waldformationen, die aus den in den jeweiligen Ländern vorkommenden Baumarten, die dort heimisch sind. Dabei kann er in Struktur und Baumartenzusammensetzung durchaus abweichen von Wäldern, die vom Menschen unbeeinflusst sind.
Der Begriff «Naturwald» (Nat.Wald in der Grafik) reicht von Urwald bis zu Waldformationen aus den in den jeweiligen Ländern vorkommenden Baumarten, die dort heimisch sind. Dabei kann er in Struktur und Baumartenzusammensetzung durchaus abweichen von Wäldern, die vom Menschen unbeeinflusst sind.
Afrika und Südamerika sind also die Sorgenkinder bezüglich der Naturwaldverluste, Asien sowie Nord- und Zentralamerika zeigen geringfügige Defizite und Europa sowie Ozeanien haben sogar leichte Flächenzuwächse, was die natürlichen Wälder anbelangt. Auf der anderen Seite ragt Asien (vor allem China) bezüglich seiner bedeutenden Aufforstungs flächen heraus.
Zur Person:
Burkhard Müller-Using stammt aus dem südlichsten Zipfel von Niedersachsen und studierte nach seiner Schulzeit Forstwissenschaften an der Universität Göttingen. Danach wurde er Projektassistent in dem Kooperationsprojekt zwischen Deutschland und Chile zum Ausbau der Forstlichen Fakultät der Universidad Austral in Valdivia, wo er unter anderem seine Promotionsarbeit über die Raulíwälder und ihre natürliche Verjüngung erstellte, die er in der Universität München vorlegte. Nach seiner Rückkehr nach Deutschland arbeitete er in verschiedenen Verwendungen in den niedersächsischen Landesforsten.
1969 engagierte ihn die Gesellschaft für Technische Zusammenarbeit als Projektleiter für den deutschen Beitrag zum Aufbau einer Forstlichen Fakultät in Linares in Mexiko. Dort entstand auch die Forschungsarbeit, mit der er sich 1992 an der Universität Göttingen habilitierte. Danach wurde ihm die Leitung der Niedersächsischen Forstlichen Versuchsanstalt in Göttingen übertragen.
Seit seiner Pensionierung lebt Müller-Using in Chile, wo er bis zur Erreichung des 80. Lebensjahres an der Universität Concepción lehrte und forschte. Heute bewirtschaftet er einen kleinen Naturwald bei Panguipulli.