«Jede einzelne Pflanze ist wie ein Kind»
Selbst beruflich Bio-Gemüse anzubauen – das war schon lange Cecilia Flatows Traum. Vor einem Jahr machte sie ihn wahr, gründete die Firma Metro Vivo in Santiago und zeigt nun, wie jeder selbst ein eigenes Beet anlegen und dabei viel für das Leben lernen kann.
Cecilia Flatow ist in Santiago geboren und aufgewachsen. Ihre Familie väterlicherseits stammt ursprünglich aus Deutschland. «Mein Großvater Theodor Flatow ist vor dem Zweiten Weltkrieg aus Deutschland nach Chile ausgewandert und ist gestorben, als ich acht Monate alt war. Heute denke ich daran, dass die Liebe zu meinem Großvater mich dazu brachte, später Deutsch lernen zu wollen», erzählt Cecilia Flatow und fügt hinzu: «Im Mai 2019 bin ich nach Berlin gereist , um die Herkunftsstadt meiner Familie kennenzulernen.» Sie studierte an der Universidad Metropolitana de Ciencias de la Educación und wurde Deutschlehrerin.
Cecilia Flatow ist verheiratet, hat zwei Kinder und lebt in Santiago. Seit zwölf Jahren baut die Familie mit viel Freude auf ihrem Grundstück Gemüse an.
Der Cóndor befragte sie zu ihrem beruflichen Projekt.
Wie kamst du auf die Idee, Metro Vivo zu gründen?
Ganz in der Nähe der Universität, an der ich studierte, gab es einen Laden, der Bio-Gemüse verkaufte. Ein Professor, der mit mir befreundet war, kaufte dort alles, was er brauchte. So entstand bei mir der Wunsch, etwas Ähnliches zu machen.
Meiner Meinung nach sollte allen Menschen die Bewahrung der Natur wichtig sein und sie wissen oder lernen, wie das Wachstum der Pflanzen abläuft. Aus diesem Grund bin ich so daran interessiert, nicht nur selbst Gärten und Pflanzen in hohen Beeten anzubieten, sondern auch zu erklären, wie es funktioniert. Das Anlegen der hohen Beete macht alles einfacher und bequemer – und es gibt nicht mehr das Argument, dass man es lässt, weil man es nicht kann.
Was genau bietest du mit Metro Vivo an?
Ich habe vor einem guten Jahr die Marke Metro Vivo entwickelt: In meinen Kursen zeige ich die richtige Art und Weise, wie man eigenes Gemüse anbaut. Denn ich habe festgestellt, dass es zwar viele Tipps gibt, aber dabei nicht die natürlichen Prozesse erklärt werden.
Ich habe auch schon viele Menschen beraten, die zuhause einen Garten anlegen möchten. Es ist nämlich sehr wichtig zu wissen, welche Pflanzen zusammenpassen und welche voneinander getrennt gepflanzt werden sollten. Wir planen und zeichnen die Gärten vorher und überlegen, welche Pflanzen je nach Beet und Platz an welcher Stelle eingepflanzt werden sollten. Zusätzlich bieten wir an, Beete von einem Quadratmeter anzulegen, mit denen man alleine die Pflanzen pflegen kann.
Was ist bei euren Beeten das Besondere, dass sie auch jemand pflegen kann, der keine Erfahrung hat? Was sind die Vorteile gegenüber einem selbst angelegten Beet?
Unsere Beete haben die perfekte Größe, damit man sie einfach pflegen kann. Dazu verwenden wir einen sehr nahrhaften Dünger, damit das Gemüse gesund und stark wird.
Ich habe im Laufe der Jahre festgestellt, dass einer der häufigsten Fehler darin besteht, Gemüse in einer unpassenden Jahreszeit zu pflanzen. Zum Beispiel pflanzt man Tomaten nicht im Winter, denn ihre Samen brauchen Wärme, um zu keimen.
Hast du den Eindruck, dass vor der Pandemie und nun in der Pandemie das Interesse am Eigenanbau von Gemüse oder Pflanzen gewachsen ist? Warum glaubst du, dass gerade in den letzten Jahren sich immer mehr Leute für den Eigenanbau von Gemüse interessieren?
Ja, ich habe gemerkt, dass das Interesse am Anbau von Gemüse bei sich zuhause stark gestiegen ist – und während der Pandemie noch stärker. Ich glaube, dass das Interesse am Eigenanbau zunächst aus der Angst heraus entstand, sich nicht anzustecken. Dann aber ist mein Eindruck, dass viele merken, wieviel Spaß und Freude es macht, mit den Pflanzen zu arbeiten. So entsteht die Liebe für die Natur. Angst ist keine Kraft, die ich mag, ich glaube an die Kraft der Liebe, die alles zum Sprießen bringt.
Du hast die Erfahrung gemacht, dass das richtige Einsetzen von Pflanzen und das Pflegen der Pflanzen nicht nur einen guten Effekt für die Umwelt und die gesunde Ernährung hat. Warum meinst du, dass der eigene Garten oder das eigene Beet auch sonst den Menschen gut tut?
Ich finde das Bild und den Vergleich sehr schön zwischen der Art und Weise, wie man sich um einen Garten kümmert, und der Art und Weise, wie man sich um ein Haus kümmert. Jede einzelne Pflanze ist wie ein Kind und jedes Kind braucht eine spezielle Unterstützung, wie man es körperlich und emotional behandelt und pflegt. Das Gemüse hat, wie Kinder auch, Wachstums- prozesse und man kann sie nicht beschleunigen und man muss lernen zu warten.
So wird uns bewusst, dass es wichtig ist, geduldig zu sein und zu warten, bis man weiß, was der andere braucht. Das ist eine schöne Lehre, die ich gerne vermittle. Wenn man die Prozesse eines anderen versteht und zu warten weiß, ist das Ergebnis immer eine süßere Frucht beziehungsweise ein «süßeres» und gesünderes Kind, als wenn man ungeduldig ist.
Wer sich von Cecilia Flatow beraten lassen möchte, kann sich per E-Mail oder über Instagram bei ihr melden unter: cflatow@gmail.com
@Metro_Vivo