Unternehmen Barbarossa – der Anfang vom Ende
Am 22. Juni 1941 drangen deutsche Truppen in die Sowjetunion ein. Was als Eroberungskrieg geplant war, der in wenigen Wochen siegreich beendet sein sollte, wurde Hitler zum Verhängnis. Die Einheiten marschierten zwar tief in das unendlich weite Land ein, aber die extremen Wetterverhältnisse und das unerwartete Durchhaltevermögen der sowjetischen Kämpfer wendeten das Blatt.
Adolf Hitler hatte bereits in seinem Frühwerk «Mein Kampf» Mitte der 1920er Jahre dargelegt, dass der Bolschewismus der Sowjetunion durch einen Eroberungskrieg zerschlagen werden müsse, um für die «eingeengten Deutschen» einen «Lebensraum im Osten» schaffen zu können. Natürlich kannte die sowjetische Führung diese Publikation. Als im August 1939, eine Woche vor Beginn des Polenfeldzugs, der Außenminister Wjatscheslaw Molotow mit seinem Pendant Joachim von Ribbentrop in Moskau den deutsch-sowjetischen Nichtangriffspakt unterzeichnete, war dies ein strategisches Täuschungsmanöver.
Im November 1940 reiste Molotow nach Berlin, wo er sich mit Hitler und Ribbentrop besprach. Er forderte bei der Gelegenheit, dass Finnland in die Interessensphäre der Sowjetunion zu fallen habe, dass eine Verständigung über die Zukunft Polens erreicht und dass die sowjetischen Interessen in Rumänien, Bulgarien und an den Dardanellen anerkannt werden sollten. Generaloberst Heinz Guderian, der beim Unternehmen Barbarossa die Panzergruppe 2 innerhalb der Heeresgruppe Mitte kommandierte und dabei bemerkenswerte Erfolge vorweisen konnte, erwähnt in seinen Memoiren, dass Hitler «über die sowjetischen Ansprüche sehr entrüstet» war, weshalb er «in der mündlichen Erörterung in Berlin ausweichend geantwortet (hat), auf die schriftlichen Darlegungen Molotows überhaupt nicht.»
Die beiden Mächte gingen nun zusehends auf Distanz. Am 18. Dezember 1940 erteilte Hitler dem Oberkommando der Wehrmacht die Weisung Nr. 21 zur «Niederwerfung Sowjetrusslands in einem schnellen Feldzug».
Nicolaus von Below, Hitlers Adjutant der Luftwaffe, schreibt in seinem Erinnerungsbuch: «Sein Plan war es, in etwa drei Monaten Russland zu Boden zu zwingen, um sich danach wieder dem Westen zuzuwenden» und einen Zweifrontenkrieg zu verhindern. Von Below betont, dass dies «Hitlers Krieg» war: «Er stand in höchster Gunst beim Volk und hatte die Macht der Partei mit ihren Gliederungen im Rücken. Seit zwei Jahren hatte er keinen Feldzug verloren und fühlte sich sicher, auch diesen zu gewinnen.»
Nach den anfänglichen Siegen und mit Einbruch des harten russischen Winters trat eine Wende ein. Im Januar 1943 erlitt Hitler in Stalingrad eine katastrophale Niederlage, als Generalfeldmarschall Friedrich Paulus nach erbitterten Kämpfen kapitulierte und mit 110.000 Mann in Gefangenschaft kam.
In den folgenden Monaten rückten die Sowjets unaufhaltsam auf das Reichsgebiet vor. Als sie am 30. April 1945 auf dem zerstörten Reichstagsgebäude ihre rote Flagge hissten, waren 24 Millionen russische Soldaten und Zivilisten gefallen (andere Quellen: 27 Millionen). Deutschland hatte im Zweiten Weltkrieg fast sieben Millionen Tote zu beklagen.
Cuadro
Reaktion in Chile: «Der Krieg ist verloren!»
Das Kriegsgeschehen in Europa wurde von der deutsch-chilenischen Gemeinschaft mit großem Interesse verfolgt. Der deutsche Offizier Hans von Kiesling, der in der Nachfolge von Emil Körner mit der Umschulung des chilenischen Heeres nach preußischem Vorbild beauftragt worden war, äußerte im Familienkreis, nachdem er vom Angriff auf die Sowjetunion informiert worden war: «Der Krieg ist verloren!»
Dass General von Kiesling gleich zu Beginn des Feldzugs aus mehreren tausend Meilen Entfernung eine derart exakte (und lapidare) Prognose stellen konnte, mag heute überraschen, erklärt sich aber durch die Bildung und Erfahrung dieses außergewöhnlichen, weitgereisten Soldaten. Er erkannte sofort, dass ein Kampf in denkbar schwierigen Gelände- und Wetterverhältnissen gegen das russische Volk – gegen das nicht einmal eine Persönlichkeit wie Napoleon Bonaparte angekommen war – einzig mit einer Niederlage enden konnte.