Der Traum von einem «Gran Colombia»
Am 6. Mai 1821 wurde der Kongress von Cúcuta eröffnet, dessen Ziel die Republik «Großkolumbien» war. Die von der konstituierenden Versammlung erarbeitete Verfassung sollte die Unabhängigkeit Südamerikas von Spanien besiegeln, und Simon Bolívar wollte so seinen Traum eines vereinten Südamerikas umsetzen.
Vereinte südamerikanische Bundesstaaten
Seit 1810 hatten sich im Vizekönigreich Neugranada wie auch in anderen Teilen des spanischen Kolonialreiches Juntas gebildet, die sich gegen das von Napoleon besetzte Spanien richteten und in einem Unabhängigkeitskrieg mündeten. Den Spaniern gelang es aber, bis 1816 weitgehend wieder die Macht zu erlangen, sie wurden dann aber ab 1819 von Aufständischen unter dem Unabhängigkeitskämpfer Simón Bolívar erfolgreich zurückgedrängt. Die Idee eines Vereinten Südamerikas mit dem Namen Kolumbien wurde am 17. Dezember 1819 im Kongress von Angostura, in der heutigen Ciudad Bolivar in Venezuela, formuliert, die die Vereinigung der Provinzen Neugranadas (das Gebiet des heutigen Kolumbien und Panama) und Venezuela zur «República de Colombia» beschloss.
Der Kongress Cúcuta und die Verfassung der Republik «Großkolumbien»
Am 6. Mai 1821 wurde schließlich der Kongress in der Kirche des Orts Villa de Rosario eröffnet, der zum «Departamento» Cúcutas gehört. Nun sollte auch Ecuador, das Teil des alten Vizekönigreichs von Neugranada war, in die neue Republik eingeschlossen werden und Bogotá, Caracas und Quito als regionale Hauptstädte innerhalb der neuen Nation fungieren.
Während Simón Bolívar die Kämpfe gegen die spanischen Truppen weiterführte, leitete Francisco de Paula Santander die Versammlungen des Kongresses.
Am 3. Oktober 1821 traf Bolívar in Cúcuta ein und wurde von der Versammlung als Präsident der Republik Kolumbien vereidigt. Santander wurde daraufhin zum Vizepräsidenten ernannt. In seiner Rede betonte Bolívar seine Bereitschaft, die Verfassung zu schützen. «Die Verfassung Kolumbiens wird zusammen mit ihrer Unabhängigkeit den Heiligen Altar bilden, auf dem ich die notwendigen Opfer bringen werde. Für sie werde ich bis an den Rand Kolumbiens marschieren, um die Ketten zu brechen, die die Söhne Ecuadors binden, und sie, um sie zu befreien, einladen, sich ihr anzuschließen.» Schließlich verweist seine Rede auf den notwendigen Frieden für die Republik.
Anfang der Nationalstaaten
Bolívar war in erster Linie ein Kämpfer, und so führte er die Befreiung Südamerikas von Spanien fort, marschierte 1823 in das Vizekönigreich Peru ein, wo er bis 1826 den Unabhängigkeitskrieg führte. Unter dem General Antonio José de Sucre erlangte das bisherige Oberperu 1825 die Unabhängigkeit und nannte sich fortan zu Ehren des Freiheitskämpfers Bolivien.
Am Ende aber scheiterte Bolívars Traum eines Vereinten Südamerikas, da sich zunehmend nationalistische Bestrebungen ausbreiteten, so dass kurz nach dem Tod Bolívars 1830 die Republik «Großkolumbien» zerbrach und sich in Venezuela, Ecuador und die Republik Neugranada aufteilte. Ab 1861 wurde dann aus der Republik Neugranada schließlich die bis heute bestehende República de Colombia.