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Geschichte, Tradition und Werte halten Burschenschaft in Concepción zusammen

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«Einmal Montaner, immer Montaner»

Hauptversammlung bei der Burschenschaft Araucania in Santiago im Jahr 2019

Eine Burschenschaft lebt von den persönlichen Treffen. Doch in der Pandemie sind auch die 16 aktiven Mitglieder der Montania bereit, diese per Video zu zu organisieren. Die lange Geschichte und die Aktivitäten halten die Gemeinschaft in dieser schwierigen Zeit zusammen.

«Ob Burschenräte, Fux-, Hauptversammlungen oder auch der Stammtisch – zurzeit läuft bei der Montania alles online ab», berichtet Cristian Piel, «Alter Herr» der Burschenschaft. Nur im Studentenheim in Concepción wohnen einige Mitglieder. Da auch die Kurse an der Universität online stattfinden, sind die meisten nach Hause gefahren. Dennoch bleibe das Interesse, Mitglied zu werden bestehen, wie Cristian erzählt: «2020 haben wir zwei Fuxen, also Neulinge, dazubekommen und dieses Jahr haben sich auch schon zwei beworben.»

Deutsche Kultur und Sprache

Nach der Gründung der Universidad de Concepción im Jahre 1919 zogen viele deutsch-chilenische Studenten – meistens aus dem Süden Chiles – nach Concepción, um ein Studium zu absolvieren. Dr. Christoph Martin kam gemeinsam mit Ottmar Wilhelm und anderen Studenten auf die Idee, eine Burschenschaft für diese deutsch-chilenischen Studenten zu gründen. Martin hatte bereits die Burschenschaft Araucania in Santiago gegründet.

Die Ziele der chilenischen Burschenschaften sind: die deutsche Kultur und Sprache zu fördern sowie die Freiheit und die Meinungsfreiheit zu schützen. Der Unterschied zwischen den deutschen und chilenischen Burschenschaften ist, dass die chilenischen Burschenschaften deutsch-chilenische Institutionen sind, die entsprechend ihrer Werte ihren Beitrag zur chilenischen Gesellschaft leisten wollen.

Mit der Idee, eine Burschenschaft in Concepción zu gründen, begann die Diskussion um den Namen. Einige Ideen waren Caupolicania, Lautaria, Nahuelbuta und Antartika. Am Ende einigte man sich auf Montania – denn die Mitglieder gingen gerne zum Cerro Caracol.

So wurde am 13. August 1924 die Burschenschaft Montania zu Concepción gegründet. Ihr Wahlspruch lautet: «Ehre, Freundschaft, Recht» und ihre Farben waren zunächst Schwarz, Rot und Gold. Den ersten Vorstand bildeten: Alfred Werkmeister als Erster Sprecher, Erich Meisner als Fuxmajor, Alfred Fritsch als Schriftwart und Max Madsen als Kassenwart.

Erste Krise und Besuch des preussischen Ministers Boelitz

Jetzt brauchte die neue Verbindung einen Ort, um ihre Aktivitäten durchzuführen und wo die Mitglieder auch wohnen konnten. Im Jahre 1925 konnte die Montania dank der Initiative von Alfred Werkmeister ein Haus an der Ecke zwischen den Straßen Chacabuco und Orompello mieten. Die Montanen bauten dieses Haus für die Zwecke der Burschenschaft um und sammelten einige Möbeln – die allerdings gleich gestohlen wurden. Dieses Ereignis und die Tatsache, dass die ersten Mitglieder ihr Studium beendeten, führte 1927 zur ersten Krise der Montania.

In diesem Jahr gab es nur eine Versammlung: Dr. Otto Boelitz, der Bildungsminister von Preußen zwischen den Jahren 1921 und 1925, hielt einen Vortrag. Er war in Chile im Jahr 1927 anlässlich einer Reise durch Südamerika, um die Beziehungen mit Deutschland zu stärken. Dieser Vortrag begeisterte die Montaner und half ihnen, den richtigen Weg zu finden. 1929 konnten sie die Krise überwinden. Sie änderten ihre Farben und wählten Schwarz, Hellblau und Gold, die Farben der Stadt Concepción. 

In den dreißiger Jahren wurden Christoph Martin und sein Schwager, Ernesto Eisendecher, im Testament von Eduardo Eskuche bedacht. Es wurde vereinbart, mit dem Geld ein Haus für die Burschenschaft zu kaufen und sich dazu zu verpflichten, regelmäßig der Witwe von Herrn Eskuche, Eduvijes Eisendecher, einen Geldbetrag zukommen zu lassen.

Mit diesem Kapital konnten sie 1933 ein Grundstück im Stadtteil La Toma (zurzeit Barrio Universitario) erwerben. Es befand sich an der Ecke der Straßen Los Aguilera und Enrique Momberg, und darauf stand ein Gebäude. Dieser Bau wurde von den Burschenschaftlern «Schloss Montaner» oder die «Alte Burg» genannt.

Neues Gemeinschaftsgefühl nach Nationalsozialismus

Zur Zeit des Nationalsozialismus erklärten sich die chilenischen Burschenschaften für politisch unabhängig und kämpften aktiv gegen diese Ideologie, die gegen das kritische Denken und die Meinungsfreiheit war – Werte, die für sie bis heute sehr wichtig sind. Ab 1934 verboten die Nazis zum Teil Studentenverbindungen, da sie sich ihrer Ideologie widersetzten. So veröffentlichten die Burschenschaften Montania und Araucania im Jahre 1936 die Zeitschrift «Der Burschenschaftler». Darin verteidigten sie ihre Werte und wiesen auf das Unheil hin, das vom Natio-
nalsozialismus ausgehen werde.

Nach dem zweiten Weltkrieg kam eine neue Epoche für die deutsch-chilenischen Institutionen. Viele von ihnen konnten nicht weiter bestehen, da sie auf englischen schwarzen Listen standen. Die deutsch-chilenische Gemeinde stand kurz vor ihrem Ende. Daher haben sich die Burschenschaften zusammen mit den deutschen Schulen in Chile dafür eingesetzt, dass es mit der deutschen Kultur und Sprache weitergeht. Es entstand wieder ein Gemeinschaftsgefühlt der deutsch-chilenischen Institutionen und viele wurden wieder aktiv.

In den fünfziger Jahren öffnete die Universidad de Concepción wieder ihre Pforten und in einigen Jahren verdoppelte sich die Anzahl der neuen Studenten. Dies bedeutete gleichzeitig viele Bewerbungen bei der Montania. In dieser Zeit bewarben sich auch Studenten, die nicht deutschstämmig waren und ein gutes Deutschniveau hatten. Heutzutage ist die Deutschstämmigkeit keine Voraussetzung, um Mitglied der Burschenschaft Montania zu werden.

Die Traditionen sorgen für Zusammenhalt

Nach dem Erdbeben von 1960 war die Alte Burg stark beschädigt worden. Deswegen wurde entschieden, ein neues und modernes Haus zu errichten. Zuerst wurde ein Haus oben auf dem Berg gebaut, wo die Mitglieder weiterhin wohnen könnten. Im Jahre 1969 wurde endlich die «Neue Burg» gebaut, die bis heute das Studentenheim der Burschenschaft Montania ist.

Es ist ein modernes und gastfreundliches Haus, wo die aktiven Mitglieder, die Burschen (die Studenten mit mehr Erfahrung) und die Fuxen (die Neulinge) leben. In den vergangenen Jahrzehnten haben hunderte von Mitglieder ihr Studium in allen möglichen Berufen abgeschlossen und sind zu Alten Herren geworden. Das sind die Mitglieder, die der Verbindung mit Rat und Tat zur Seite stehen. Sie sind auch ihr ganzes Leben lang Mitglieder der Burschenschaft, denn für die Montaner gilt das Motto: Einmal Montaner, immer Montaner.

Monatlich finden verschiedene Aktivitäten statt wie die Fuxenstunden, in denen der Fuxmajor die Fuxen über die Geschichte, Satzungen und Traditionen unterrichtet, sowie Vortragsabende, bei denen die Mitglieder nach dem Vortrag über verschiedene Themen diskutieren. Bei den Hauptversammlungen treffen sich die aktiven Mitglieder und die Alten Herren, um die wichtigsten Informationen auszutauschen, Vorträge von den Aktiven, Alten Herren oder anderen Akademikern anzuhören und Studentenlieder zu singen. Denn die Traditionen und die Freude daran halten die Montaner zusammen. Dabei wird nur Deutsch gesprochen, denn für die chilenischen Burschenschaften ist die deutsche Sprache ein Mittel, um die Kultur zu fördern und um sich weiterzubilden.

Die Montania plant bereits die Feiern für ihr 100-jähriges Jubiläum im Jahr 2024.  Diejenigen, die mehr über die Burschenschaft Montania wissen wollen oder Interesse haben, Mitglied zu werden, können sich auf der Website informieren: www.bmontania.cl oder auf der Instagram- und Facebook-Seite. 

Bei Fragen kann man sich an diese E-Mail-Adresse wenden: kontakt@bmontania.cl 

Text: Burschenschaft Montania

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