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domingo, 3. diciembre 2023
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Zum 200. Todestag von Napoleon Bonaparte

Von der «Kaiserdämmerung» bis zum Exil auf der Insel St. Helena

Als Kaiser beherrschte Napoleon Bonaparte große Teile Europas. Der Korse, der in der Armee aufstieg, 1799 mit einem Staatsstreich an die Macht kam und sich 1804 zum Kaiser der Franzosen krönte, mischte die alten Herrschaftsverhältnisse durcheinander.

Auch die südamerikanischen Staaten, die seit Jahrhunderten Kolonien der Spanier und Portugiesen waren, nutzten das Chaos in Europa, um ihre Unabhängigkeit zu erlangen. Der große General aber übernahm sich schließlich, indem er sich mit nahezu allen Ländern Europas anlegte und seit dem «spanischen Abenteuer» schrittweise seinen eigenen Untergang einleitete. Sein bitteres Ende fand er dann weitab von Europa auf der britischen Atlantikinsel St. Helena.

Das spanische Desaster

Spanien gelangte 1806 verstärkt in den Blick Napoleons im Zusammenhang mit der sogenannten Kontinentalsperre, jener Handelsblockade, die Frankreich gegen Großbritannien führte. Es ging dabei zunächst einmal darum, die Häfen Portugals in die kontinentale Handelsblockade einzubinden. Da aber eine vertragliche Einigung mit Portugal nicht gelang, sah Napoleon dann schlicht dessen Besetzung vor. Hierzu schlossen Spanien und Frankreich im Oktober 1807 einen Geheimvertrag in Fontainebleau, indem sie die Aufteilung Portugals vereinbarten. Den Franzosen war der Durchmarsch durch Spanien gewährt worden, und im November konnte der französische General Jean Andoche Junot bereits die Einnahme Lissabons verkünden.

Dem portugiesischen König Johann VI. gelang es, sich zuvor mit seinem Hofstaat nach Brasilien abzusetzen. Nun aber erfolgte zu Beginn des Jahres 1808 eine systematische Besetzung von strategisch wichtigen Orten in Spanien durch französische Truppen. Der spanische König Karl IV. plante daraufhin, seinen Thronsitz nach Mexiko zu verlegen. Als seine Pläne bekannt wurden, brachen Aufstände aus, die sich gegen seine Regierung und Manuel Godoy, den «starken Mann» Spaniens, richteten. Der Kronprinz Ferdinand suchte sogleich Hilfe bei Napoleon gegen den eigenen Vater und Godoy. Eine Meuterei 1808 führte zur Festsetzung des Königs und Godoys, zugleich wurde nun Ferdinand VII. zum König ausgerufen, der aber bereits nach wenigen Wochen auf Druck der Franzosen die Krone am 6. Mai wieder niederlegen musste. Napoleon hatte zuvor Vater und Sohn gegeneinander ausgespielt, was am Ende zum Verzicht beider auf den Thron führte, so dass der Kaiser über die Zukunft Spaniens entschied. 

Napoleon setzte seinen Bruder Joseph als neuen König Spaniens ein. Dies löste jedoch weitere Aufstände aus. Die französischen Besatzungstruppen konnten der Lage nicht Herr werden. Spanien wurde zu einem Dauerproblem und einem finanziellen Desaster. Das «spanische Abenteuer» musste 1813 aufgegeben werden.

In Südamerika hatten die spanischen Kolonien zunächst ihre Solidarität mit König Ferdinand VII. bekundet. Aber ab 1810 begannen sie, sich vom spanischen Mutterland zu trennen, eigene Regierungen zu errichten und erklärten schließlich ihre Unabhängigkeit, die dann in den folgenden Jahren in den Unabhängigkeitskriegen endgültig besiegelt wurde, aus denen dann 1818 auch Chile hervorging.    

Die planlose Pragmatik eines Generals

Das Problem des «Emporkömmlings», wie sich Napoleon oft auch selbst bezeichnete, war, dass er seine Herrschaft vornehmlich auf der Grundlage von militärischen Siegen baute. So nahm er immer wieder die Gelegenheit wahr, die Hegemonie Frankreichs auszuweiten – durch Seeblockaden, etwa gegen Großbritannien, die Besetzung von Staaten durch französische Truppen, die Ernennung seiner Brüder und Verwandten zu Königen oder auch die Neubildung von Königreichen (Bayern und Württemberg) und die Verordnung von Verfassungen in den Republiken, die nun zu Satellitenstaaten Frankreichs wurden. Napoleon rekrutierte seine Truppen aus Kontingenten dieser abhängigen Staaten und konnte zeitweilig auch dadurch seine Finanzen absichern.  

Der Kaiser Napoleon blieb im Herzen stets ein Soldat, und seine Politik war von einer Erweiterung der Macht Frankreichs durch die «Grande Armée» bestimmt. Er träumte von einem «Grand Empire», das Europa dominierte und allen Mächten zeigte, was dieser Kaiser des Volkes und der Soldaten leisten konnte. Aber er hatte keinen erkennbaren Plan, der eine langfristige Europapolitik aufzeigen würde; alles blieb letztlich reine Pragmatik, ein Handeln aus der sich ergebenden Situation heraus. «Wie seltsam, dass Napoleon, dessen gesunder Menschenverstand seinem Genie in nichts nachstand, nie zu erkennen vermochte, an welchem Punkt die Möglichkeiten erschöpft waren», schrieb Mathieu Molé, der 1809 eng mit ihm zusammengearbeitet hatte. 

Er wurde zum Geächteten, musste 1814 abdanken, wurde nach Elba exiliert, konnte 1815 nochmals die Macht ergreifen, um schließlich am 18. Juni 1815 bei Waterloo seine letzte militärische Schlacht zu schlagen und damit sein politisches Ende herbeizuführen.   

Napoleons Soldaten in Chile

Die Niederlage Frankreichs bei der Schlacht von Waterloo hatte auch Folgen für Chile: Wie in einem Vortrag der Gemeinde Putaendo, der Alianza tras la Ruta del Libertador und der Fundación Napoleón im Januar diesen Jahres hervorgehoben wurde, überquerten rund 200 Mitglieder der ehemaligen Armee von Napoleon den Ozean, um in den Unabhängigkeitskriegen mitzukämpfen. Sie sahen eine ungewisse Zukunft für ihre militärische Karriere in Frankreich und wollten sich für die Ideale der Französischen Revolution in Chile einsetzen. Darunter waren Ambrosio Cramer (Ambroise Jérome Cramer), Antonio Arcos, Jorge Beauchef und die Brüder Alejo und Eustaquio Bruix.

Einsames Exil auf St. Helena

Um nicht in die Hände seiner österreichischen, preußischen und russischen Gegner zu fallen, zog es Napoleon vor, sich «freiwillig» den Engländern auszuliefern – wohl in der Hoffnung, in England sein Exil zu verbringen. Daraus wurde aber nichts, denn nach seiner Überfahrt nach Plymouth wurde er nicht an Land gelassen, sondern verblieb als Gefangener an Bord der HMS Bellerophon, bis man ihn der Flotte übergab, die ihn nach St. Helena brachte. Dort auf der kargen Atlantikinsel, die rund 2.000 Kilometer vor der Küste Angolas liegt, verbrachte er seine letzten sechs Lebensjahre. Insgesamt 27 Personen begleiteten ihn dorthin, darunter Kammerdiener, drei Generäle mit ihren Frauen und Kindern, ein Staatsrat und weiteres Dienstpersonal. Seinen Sohn Napoleon (II.) und Frau Marie-Louise würde er nie wiedersehen und seine Hoffnung, jemals die Insel verlassen zu können, verflog mit der Zeit.

Am Nachmittag des 5. Mai 1821, wohl an einem fortgeschrittenen Magenkrebs, verstarb Napoleon. Seine letzten, nur schwerverständlichen Worte, sollen «Anführer der Armee … Frankreich … Sohn» gewesen sein. Sein Leichnam fand am 15. Dezember 1840 im Invalidendom in Paris seine letzte Ruhestätte. 

Leseempfehlung: Adam Zamoyski, Napoleon. Ein Leben. München: Beck 2018.

Napoleonjahr in Frankreich

Diktator oder genialer Visionär? Tyrann oder großer Reformer? 200 Jahre nach seinem Tod wird über Napoleon Bonaparte heftig gestritten.

Paris (dpa) Frankreich rief anlässlich des runden Jahrestages das «Année Napoléon» aus. Staatschef Macron steht bei seiner Würdigung ein Drahtseilakt bevor. Für die einen legte Napoleon mit dem Bürgerlichen Gesetzbuch («Code civil»), dem Baccalaureat oder der Notenbank Banque de France die Grundlagen für das moderne Frankreich. 

Für andere ist Napoleon ein Totengräber der Französischen Revolution (1789 -1799), der Errungenschaften wie die Abschaffung der Sklaverei in Überseegebieten zurückdrehte. Gerade die Sklaverei sorgt für eine heftige Debatte. Warum wurde sie unter Napoleon Bonaparte 1802 wiederhergestellt? Hatte seine damalige Frau Joséphine Einfluss? Sie stammte von einer Plantage auf der Karibikinsel Martinique, wo bis zu 300 Sklaven arbeiteten.

Frankreichs Regierungssprecher Gabriel Attal bezeichnete hingegen Napoleon als «eine bedeutende Figur unserer Geschichte». Napoleon hinterließ unbestreitbar in Frankreich, Deutschland und weiteren Ländern Europas tiefe Spuren. Sein Reich erstreckte sich 1812 von Lübeck an der Ostsee bis nach Rom am Tiber. Die «Grande Armée», in der auch viele Deutsche kämpften, marschierte bis Moskau. Seine Kriege forderten nach jüngeren Schätzungen allein in Frankreich bis zu einer Million Tote.

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