Ein stiller Geburtstag
Wenn Königin Elisabeth II. am 21. April ihren 95. Geburtstag feiert, blickt sie auf ein Lebensjahr voller Skandale für die Royals zurück. Einen tiefen Einschnitt in ihr Leben bedeutet der Tod von Prinz Philip, der ihr fast 75 Jahren treu zur Seite stand.
Doch auch diesen Schicksalsschlag wird sie mit Würde ertragen. Die innere Stärke und stoische Gelassenheit hat sie von klein auf entwickelt, scheinen aber auch ihrem Naturell zu entsprechen – ein Grund, dass nicht nur die Briten ihre Queen lieben.
Bei ihrer Geburt per Kaiserschnitt im Londoner Stadtteil Mayfair am 21. April 1926 ahnte noch keiner, dass hier eine künftige Königin auf die Welt gekommen war. Der Vater Elizabeth Alexandra Marys war Prince Albert of York, der ein Jahr jüngere Bruder des damaligen britischen Thronfolgers Eduard, Prince of Wales, und Sohn von König Georg V. So selbstverständlich wie es für ihren schüchternen Vater war, dass er nach dem Tod von Georg V. im Januar 1936 niemals König werden wollte und würde, so wenig rechnete damit jemand bei Tochter «Lilibet».
Tierlieb, verantwortungsbewusst und willensstark
Elisabeth und ihre einzige vier Jahre jüngere Schwester Margret wurden zuhause unter der Aufsicht ihrer Mutter Elizabeth Bowes-Lyon und ihrer schottischen Gouvernante Marion Crawford unterrichtet. Letztere hebt später in ihrem Buch «The Little Princesses» die Liebe Elisabeths für Hunde und Pferde ebenso wie ihren starken Sinn für Ordnung und ihr Verantwortungsbewusstsein hervor. Auch Winston Churchill soll schon bei der zweijährigen Elisabeth beobachtet haben, dass sie eine Persönlichkeit sei, die Autorität und Nachdenklichkeit ausstrahle, was für ein Kind erstaunlich war.
Königin Elisabeth II. am Gedenksonntag vor dem Remembrance Day am 8. November 2020
Krönungsporträt von Königin Elisabeth II. und dem Duke of Edinburgh am 1. Juni 1953
Im Dezember 1937 schließlich dankte ihr Onkel Eduard VIII. ab, um die geschiedene US-Amerikanerin Wallis Simpson heiraten zu können. Elisabeth war elf Jahre alt und wurde «heiress presumptive» (voraussichtliche Thronfolgerin), als ihr Vater gezwungenermaßen den Thron besteigen musste und König Georg VII. wurde. Das Thema Abdankung bedeutet seitdem ein Trauma für Elisabeth.
Während des Zweiten Weltkriegs diente sie in der Frauenabteilung des britischen Heeres und schloss sich im Februar 1945 dem Auxiliary Territorial Service an. Dort erhielt sie eine Ausbildung zur LKW-Fahrerin und Mechanikerin. Bis heute liebt sie es, selbst am Lenkrad ihres Range Rovers zu sitzen und über das Land zu fahren – und hat dann bei einem Platten auch selbst schon einmal Hand angelegt.
Ein anderer Charakterzug ist ihr Durchsetzungswille, den sie bei der Wahl ihres Ehemanns zeigte. Schon mit 13 Jahren soll sie sich in Prinz Philipp verliebt haben. Sein deutscher und familiärer Hintergrund passte gar nicht in das Bild, wie sich ihre Familie einen Prinzgemahl vorstellte. Philip hatte kein Vermögen und war im Ausland geboren. Und ein Deutscher kurz nach dem Zweiten Weltkrieg war für die Engländer untragbar, zumal die adeligen Ehemänner seiner vier älteren Schwestern den Nazis nahegestanden hatten. Da nützte es ihm auch nichts, dass er der Cousin dritten Grades von Elisabeth war und Königin Viktoria ihre gemeinsame Ururgroßmutter.
Lilibeth setzte sich dennoch durch: Am 20. November 1947 heiratete die 21-Jährige in der Westminster Abbey den Duke of Edinburgh, wie der neue Titel Philips lautete.
Fast 70 Jahre im Amt
Auf einer Auslandsreise in Kenia überraschte das Königspaar am 6. Februar 1952 die Nachricht von König Georg VII. Tod. In einem Interview sagte Elisabeth, dass sie, um die Kontinuität fortzusetzen, sofort bereit gewesen sei, ihre neue Rolle zu übernehmen – wenn auch fast unvorbereitet.
Am 2. Juni 1953 fand die Krönung statt – das erste Großereignis dieser Art, das im Fernsehen ausgestrahlt wurde. Die 26-jährige Elisabeth wurde Königin des Vereinigten Königreichs Großbritannien und Nordirland, Oberhaupt des Commonwealth of Nations sowie weltliches Oberhaupt der anglikanischen Church of England, der Staatskirche Englands.
Sie hat den Thron länger inne als jeder britische Monarch vor ihr und ist das am längsten amtierende Staatsoberhaupt der Welt. Sie erlebte den Zerfall des britischen Weltreichs – mehr als 20 Länder erlangten ihre Unabhängigkeit vom Vereinigten Königreich – und den Kalten Krieg. Sie sah 13 britische Premierminister kommen und gehen. Mit dem Verfassungsgesetz von 1982 verlor das britische Parlament seine letzte Einflussmöglichkeit in Kanada, die Monarchie blieb aber erhalten.
Ab den 1980er Jahren musste die Queen feststellen, dass das Privatleben ihrer Familie immer mehr Interesse bei den Medien weckte und sie entsprechend auch der Kritik ausgesetzt war. Das Jahr 1992 nannte sie selber in einer Ansprache «annus horribilis»: Ihr Sohn Andrew und dessen Ehefrau Sarah Ferguson hatten sich getrennt; im April ließ sich ihre Tochter Anne von Mark Phillips scheiden und die Ehe von Thronfolger Charles und Prinzessin Diana kriselte. Im August 1996 folgte die Scheidung.