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martes, 21. enero 2025
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Udo Ewertz – Kulturreferent des Auswärtigen Amtes in Chile

Sport, Bundeswehr und Auswärtiges Amt – immer auf dem Sprung

Seit fast fünf Jahren ist Udo Ewertz als Kulturreferent des Auswärtigen Amtes in Santiago tätig. In den einzelnen Stationen auf seinem Weg um die Welt erlebte er viele Extremsituationen. Er sieht sich selbst als Umsetzer von Ideen in die Praxis, das bringe letztendlich Veränderungen mit sich.

Udo Ewertz wurde 1969 in der Eifel geboren. Sein Vater war Berufssoldat und seine Mutter Friseuse: Eine Herausforderung für einen jugendlichen Heavymetalfan, dem die eigenen langen Haare wichtig sind. Schon in dieser Zeit zog Udo Ewertz mit seiner Familie alle zwei bis drei Jahre um – bedingt durch den Beruf des Vaters. Im Saarland machte er schließlich sein Abitur. Er erinnert sich: «Aufgrund der vielen Umzüge durch die Bundesländer, war meine Schulzeit prägend für mich. Kein Lehrplan baute auf den anderen auf. Das war anstrengend.»

Eine Konstante in der Jugendzeit sei jedoch der Schwimmsport – zeitweise sogar in der Bundesliga – für ihn gewesen. Das Schwimmen habe ihn über die Jahre begleitet. Er belegte schließlich den neunten Platz bei den Deutschen Schwimmmeisterschaften – doch nur die ersten acht wurden in den Bundeskader aufgenommen. «Ich scheiterte haarscharf. Doch wer es mit spätestens 16 oder 17 Jahren nicht geschafft hatte, für den war es zu spät», erklärt Ewertz.

Anfang der 1980er habe er auch American Football gespielt, berichtet er. Sport begeisterte ihn und daraus resultierte der Wunsch nach dem Abitur ein Sportstudium zu beginnen. Doch zunächst stand die Wehrpflicht bei der Bundeswehr an: 15 Monate bei den Fallschirmjägern. Kurz bevor er den Eingangstest für das Sportstudium machen sollte, zog er sich beim Fußballspielen einen Bänderriss zu. Er konnte den Test nicht machen, sein Traum vom Sportstudium war geplatzt. Stattdessen bewarb er sich bei der Bundeswehr und schlug die Offizierslaufbahn ein. In München absolvierte er an der Universität der Bundeswehr ein Studium der Staatswissenschaften. Nach 13 Jahren und rund 250 Fallschirmsprüngen verließ er die Bundeswehr im Jahr 2001 mit dem Dienstgrad eines Hauptmanns. Udo Ewertz erläutert: «Die Bundeswehr ist hierarchisch, doch es geht auch viel um Teambildung, Kommunikation und Verlässlichkeit. Einer ist auf den anderen angewiesen.» Mittlerweile war auch sein erster Sohn zur Welt gekommen.

Nach dieser Zeit eines sehr strukturierten Lebens bei der Bundeswehr war nun wieder alles offen. Udo Ewertz entschied, sich beim Auswärtigen Amt zu bewerben, was zu seiner eigenen Überraschung erfolgreich war. In Bonn musste er zunächst ein dreijähriges Studium zum Verwaltungsfachwirt machen. In dieser Zeit wurde sein zweiter Sohn geboren. Danach war seine erste Station im Auswärtigen Dienst das mittelamerikanische Land El Salvador. Er stellt fest: «Der erste Posten ist meistens prägend. An der Weggabel habe ich mich fast unfreiwillig für Südamerika entschieden. Denn eigentlich wollte ich nach Afrika. Doch stattdessen landete ich mit meiner Familie auf der anderen Seite des Atlantiks.» In El Salvador wurde schließlich auch sein dritter Sohn geboren. Danach folgte als nächste Station Uruguay und im Jahr 2011 ging Udo Ewertz nach Afghanistan. Seine Familie blieb in Berlin. In Nordafghanistan wirkte er zwei Jahre lang für das Auswärtige Amt und pendelte alle drei Monate von Kundus nach Berlin. Bevor er mit seiner Familie im Juli 2016 nach Chile kam, war er zunächst weitere drei Jahre in der Zentrale des Auswärtigen Amts in Berlin tätig. 

Nun hat Udo Ewertz seit fast fünf Jahren die Stelle des Kulturreferenten in der deutschen Botschaft in Chile inne. Er arbeitet in dieser Position eng mit vielen deutschen Einrichtungen zusammen, unter anderem mit den Deutschen Schulen, dem Goethe-Institut, dem Deutschen Akademischen Auslandsdienst, aber auch mit den jüdischen Gemeinden und kulturellen Institutionen wie dem Teatro del Lago in Frutillar und Santiago a Mil. Zwei seiner Söhne haben mittlerweile das Abitur. Der dritte wird voraussichtlich seinen Schulabschluss in Kolumbien machen, denn Udo Ewertz zieht in einigen Monaten mit seiner Familie weiter zu seiner nächsten Station in Bogotá.

Er meint im Rückblick: «Die Bundeswehr und mein Dienst beim Auswärtigen Amt haben mich geprägt. In El Salvador wurde ich zum Beispiel bei einem Ausflug mit zwei meiner Söhne Opfer eines bewaffneten Raubüberfalles. Es war der hilfloseste Moment meines Lebens. Trotz meiner umfassenden militärischen Ausbildung war ich machtlos. Zum Glück ging am Ende alles gut.» 

Obwohl er bei einem seiner Fallschirmsprünge den Reservefallschirm ziehen musste, empfiehlt er übrigens jedem, einmal im Leben einen Tandemsprung zu machen: «Danach siehst du die Welt mit anderen Augen. Du entwickelst einen neuen Bezug zu Distanzen, Luftdruck und Geschwindigkeit. Während du fällst, verändern sich die Farben der Erdoberfläche in jedem Moment. Das ist faszinierend.»

Seine Leidenschaft für Heavymetal und Hard Rock Musik ist ihm bis heute geblieben. Udo Ewertz nimmt auch gerne selbst die Gitarre und den Bass in die Hand. Dazu singt er und zwar am liebsten Balladen. Außerdem schreibt er an einem Buch über seine Erfahrungen in Afghanistan – eine Mischung zwischen real Erlebtem und Fiktion. Er ist eben ein Umsetzer.

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