Rückschau auf eine bewegte Geschichte
Weltweit wurden zu Ehren des Staatsmannes 240 Bismarcktürme errichtet. Doch nur ein einziger steht auf dem amerikanischen Kontinent: Der Bismarckturm in Concepción ist der südlichste der Welt und feierte am 27. März nach vielen Hochs und Tiefs seinen 100. Geburtstag.
Im Jahr 1921 weihte die deutschsprachige Gemeinschaft in 250 Metern Höhe im Stadtpark Cerro Caracol in Concepción den Mirador Alemán ein – in Gedenken an den «Eisernen Kanzler» Otto von Bismarck. Den Bau des Monuments regte seinerzeit Arturo Junge an und stellte dafür ein Grundstück auf dem Cerro Caracol bereit. Gemeinsam mit dem Bund Deutscher Turnvereine in Chile wurde damals die Finanzierung auf die Beine gestellt. Für das Baukonzept des zehn Meter hohen Turms auf einer Grundfläche von zehn Quadratmetern war der Architekt Roderich von Stillfried verantwortlich.
An seiner Westseite leuchtet das versteinerte Porträt Bismarcks. Im Jahr 1927 wurde eine große Plakette hinzugefügt, zum Gedenken an die 400 Deutsch-Chilenen, die im Ersten Weltkrieg gekämpft haben. Nach seiner Errichtung war der Turm zwanzig Jahre lang beliebtes Ausflugsziel und Treffpunkt der deutschen Gemeinschaft.
1939 beschädigte erstmals ein Erbeben die Struktur des Turmes nachhaltig. Ein weiteres Erdbeben im Jahr 1960 setzte dem Monument nochmals zu und der Turm verfiel in den folgenden Jahrzehnten zu einer Ruine. 2010 bebte es erneut, doch dieses Beben führte zu einer entscheidenden Wende: Große Mengen staatlicher Hilfsgelder flossen in den Wieder- und Neuaufbau der Stadt Concepción. Im Rahmen dieser Maßnahmen wurden auch der Parque Ecuador und der Cerro Caracol neu gestaltet. Das motivierte den Inhaber des Turmes – den deutschen Sportverein von Concepción – mit Unterstützung der Instituciones Chileno-Alemanas de Concepción y la zona unter der Koordination der Vertreterin des Deutsch-Chilenischen-Bundes Verena Hempel in einem zweijährigen Rekonstruktionsprojekt auch den Bismarckturm in sein Originalerscheinungsbild zurückzuversetzen. Finanziert wurde das Projekt mithilfe von Spenden von deutsch-chilenischen Institutionen und zahlreichen privaten Spendern aus Chile und dem Ausland. Das Auslandsamt der Bundesrepublik Deutschland finanzierte die Renovierung des Innenbereichs.
Das Bauwerk wurde zum Schutz vor weiteren Erdbebenschäden innen mit Beton verstärkt, außerdem wurde ein kleines historisches Museum eingerichtet. «Der Wiederaufbau soll ein Anlass sein, um erneut gemeinsam Geschichte zu schreiben», erklärte Klaus Bornhardt, Projektleiter und Vorstandsmitglied des Deutschen Sportvereins von Concepción, der auch die Rede zur Wiedereinweihung des Turms am 22. November 2019 gehalten hatte. Majestätisch wie sein Namensgeber blickt der Turm seitdem wieder auf das Tal des Río Biobío und kann von Besuchern besichtigt werden.
Der Architekt Martin Wendler hat in seinem Kurzfilm «Mirador Alemán de Concepción: 100 Años de la Torre Bismarck más aus-
tral del Mundo» die Geschichte des Turms in bewegte Bilder gefasst. Der rund zehnminütige Film ist in YouTube veröffentlicht.