Eine Woche online – eine Woche in der Schule
Von Silvia Kählert
Mit einem neuen Unterrichtskonzept begann die Deutsche Schule Punta Arenas am 1. März das neue Schuljahr. «Jede Woche wechseln Schüler und auch Klassen, die zur Schule kommen. Nach einigen Wochen haben alle Schüler jede zweite Woche Präsenz- oder Online-Unterricht», erklärt Ursula Kirsig, Fachleiterin für Deutsch.
Bei dem Konzept gehe es auch darum, dass sich sowohl Lehrkräfte als auch Schüler nach und nach an die neuen Bedingungen gewöhnen können. Daher habe es in der ersten Schulwoche ab dem 1. März noch keine Veränderung im Vergleich zum Schuljahr 2020 gegeben, denn sie blieben noch zu Hause. Wohl aber für die Lehrkräfte, denn sie unterrichteten von Anfang an in der Schule – zunächst nur online.
Auf einen veränderten Arbeitsplatz mussten sich dann die Lehrkräfte ab der zweiten Woche einstellen: «Schon vor rund zehn Jahren begannen wir als erste Schule in Chile mit interaktiven Whiteboards statt Tafeln in den Klassenräumen zu arbeiteten. Da man an diese immer wieder seine eigenen Geräte anschließen muss, sparte es viel Zeit, dass jede Lehrkraft einen eigenen Klassenraum hat und die Schüler den Raum wechselten – je nach Unterrichtsfach.»
Seit der Pandemie ist es wieder so, dass jede Klasse einen Raum hat und die Lehrer die Räume wechseln. So soll das Ansteckungsrisiko reduziert werden.
So waren in der ersten Woche ab dem 1. März alle Lehrer in der Schule. Sie wechselten auch die Räume je nach Fach – aber die Schüler blieben noch zuhause und erhielten Online-Unterricht. «Das war sozusagen Üben im Leerlauf», beschreibt Ursula Kirsig die ersten Tage an der DS Punta Arenas.
Ab dem 15. März kommt die Hälfte der Schüler der 11. und 12. Klasse und die der 5. und 6. Klasse in die DS Punta Arenas. Die andere Hälfte wird weiterhin per Kamera von den Klassenräumen aus zuhause unterrichtet. Nur die Hälfte der Klassen können am Präsenzunterricht teilnehmen, weil laut Gesundheitsministerium maximal
15 Schüler in einem Klassenraum sein dürfen.
In der folgenden Woche sollen dann diejenigen, die zuhause waren, in die Schule kommen. «Insgesamt haben rund 85 Prozent der Eltern für ihre Kinder entschieden, dass sie alle zwei Woche zum Unterricht gehen. Die restlichen 15 Prozent bleiben zuhause – zum Beispiel, weil ein gesundheitlich gefährdeter Mensch in der Familie lebt», erläutert die Deutsch-Fachleiterin.
Eine Woche später kommen dann die Hälfte der Schüler der Klassen 9 und 10 dazu sowie die der Klassen 3 und 4. Grund für die langsame Steigerung der Zahl der Schüler in der Schule ist, wie Ursula Kirsig erklärt: «Alle müssen erst einmal lernen, Schlange an der Toilette zu stehen, in die mit Pfeilen ausgezeichnete Richtung zu gehen und so weiter. So werden immer mehr Kinder zu Experten.» So kommen jede Woche Klassen dazu, bis im April etwa die Hälfte der 727 Schüler jede zweite Woche in die Schule kommt.
Beim jährlichen Treffen der Deutsch-Bildungsleiter in Chile am 11. März, war ihr die Begeisterung ihrer Kollegen aufgefallen, die gerade erst wieder ihre Schüler nach den Ferien treffen konnten. Denn Ursula Kirsig betont: «Als Lehrer will man seine Schüler sehen!» Und genauso groß war die Enttäuschung der gleichen Kollegen, als bereits nach einer oder zwei Wochen die Gemeinde in die Phase 1 fiel und wieder nur Online-Unterricht angesagt war.
Trotzdem sieht Ursula Kirsig auch viel Positives, was die Pandemie gebracht hat: «Vor allem haben wir unheimlich viel gelernt!»