Pastor Siegfried Sander in Las Cascadas
Hunde, Garten und die Lektüre – das beschäftigt Pastor Siegfried Sander in seinem Haus in Las Cascadas am Llanquihuesee. Der gebürtige Rheinland-Pfälzer wurde vor einem Jahr pensioniert und erzählt über seinen neuen Lebensabschnitt.
Nun lebe ich schon fast ein Jahr lang im «Ruhestand» in meiner Hütte in Las Cascadas am Llanquihuesee. Gewünscht hatte ich mir meinen Rückzug, um in Abgeschiedenheit, Einsamkeit und Ruhe über Gott und die Welt und meine 40 Pfarrdienstjahre in Chile nachzudenken und vielleicht etwas darüber schreiben zu können. Es kam aber anders. Nur die Abgeschiedenheit hat sich dank der Corona-Krise verwirklicht. Ansonsten erlebe ich recht intensive Zeiten: Innerlich und äußerlich.
Noch in Santiago hatte ich einen jungen Mann kennengelernt, den ich wie einen Sohn adoptiert habe. Das Zusammenleben mit Angel, der so ganz anders ist, mit anderem kulturellem und sozialem Hintergrund, hat mein Leben mit vielen Herausforderungen bereichert. Er hatte die Idee, Hunde anzuschaffen und deren Nachwuchs dann zu verkaufen, um meine bescheidene chilenische Rente etwas aufzubessern. Damit haben wir begonnen. Mit acht Hunden! Drei energiegeladene Border-Collies, drei süße Zwergspitze (oder Pomeranians) und ein drolliges York-Shire-Pärchen. Da ist was los jeden Tag!
Der Verkauf der ersten beiden Border-Collie-Würfe hat gut geklappt. Die anderen sollten im Verlauf dieses Jahres ihren ersten Nachwuchs erhalten. Dazu mussten hier auf dem Gelände neue Zäune gezogen und Hundehütten aufgebaut werden. Viele Fahrten zu Tierärzten in Puerto Octay, Osorno oder Puerto Varas wegen Impfungen und Verletzungen waren notwendig. Zweimal täglich – bei Wind und Wetter – gehe ich mit vier Hunden am See spazieren. Nicht nur den Hunden tut die Bewegung gut! Und wehe, wenn ich mal schwänzen will: Dafür haben sie kein Verständnis. Mit Gejaule, Gekratze und Gescharre fordern sie mich heraus.
Fast jeden Tag ist der See in anderer Stimmung: mal mit hohem Wellengang, mal ganz glatt und ruhig. Mal drohend unter grauen Wolken, mal zum Bade einladend unter heißer Sonne. Mal mit starkem Südwind, mal mit regnerischem Nordwind, mal mit völliger Windstille. Es geht dem See genauso wie meiner Seele!
Leider haben meine freilebenden Zwerghühner die Invasion der Hunde nicht überlebt. Ein friedliches Zusammenleben ist uns nicht gelungen. Kein Zaun konnte das Ausbrechen der Hühner und das Einbrechen der Hunde verhindern. Nun höre ich die Hähne in mehreren Nachbargrundstücken krähen und muss auf die eigenen Frühstückseierchen verzichten. Man kann nicht alles haben.
Der Goldfischteich dagegen mit seinen Lotusblüten konnte nach anfänglicher Verwüstung durch Abzäunung vor der Schlammbadbegeisterung der Hunde gerettet werden.