Chile gilt weltweit als Vorbild beim Impfen gegen Corona. Inzwischen erhielten bereits 4,8 Millionen Menschen in Chile die erste und 1,8 Millionen die zweite Impfung.
(dpa/sik) Obwohl die kostenlosen und freiwilligen Massenimpfungen erst am 3. Februar begannen, hat Chile durch sein schnelles Vorgehen viele andere Länder bei der Impfquote überholt. Schon längst übersteigt Chiles Quote die von Deutschland und allen anderen EU-Staaten. «Chile ist neuer Impf-Champion» schrieb die Deutsche Welle am 3. März. Auch der Wissenschaftler und Gründer von «Our World In Data», Max Roser, habe Chiles Impferfolge auf Twitter als «beeindruckend» bezeichnet.
Schnelle Bestellung und viel Erfahrung
Als ein Grund gilt die frühzeitige Bestellung – teilweise schon im September – von viel Impfstoff. Chiles Regierung hat Verträge mit Biontech/Pfizer, Sinovac, Johnson & Johnson sowie Astrazeneca geschlossen. Bislang wurden die Impfstoffe von Biontech/Pfizer, Astrazeneca und das chinesische Coronavac in Chile zugelassen.
Ein weiterer Grund ist die enge Zusammenarbeit Chiles mit dem Hersteller Sinovac. Die «Pontificia Universidad Católica de Chile» führt eine Impfstudie in Chile durch. Die Impfung gilt als relativ sicher, hat aber auch eine geringere Immunisierung.
Außerdem sind die Erfahrungen des chilenischen Gesundheitssystems eine Ursache für die schnellen Impferfolge. In den letzten Jahrzehnten wurde bei großangelegten Grippe-Impfungen mit einem Impfplan vorgegangen. Hinzukommt, dass das ganze Gesundheitssystem bei der Corona-Impfkampagne mit einbezogen wird. Auch Zahnärzte oder Hebammen werden zum Impfen eingesetzt. Was die Impfzentren angeht, wurden auch Schulen, Kirchen wie die Kathedrale von Osorno oder Stadien wie das «Estadio Nacional» umfunktioniert.
Brasilien am Limit
In Lateinamerika liegt Chile klar vorn. Brasilien hat bislang nur vier Prozent seiner Bevölkerung geimpft, Argentinien rund drei Prozent. Die chilenischen Behörden spendeten am 6. März 20.000 Dosen des Sinovac-Impfstoffs an Paraguay und genauso viele an Ecuador.
Auf dem bisherigen Höhepunkt der Corona-Pandemie in Brasilien hat Präsident Jair Bolsonaro wieder einen neuen Gesundheitsminister am 15. März angekündigt – es ist bereits der vierte Gesundheitsminister in der Pandemie. Brasilien, das erst im Januar mit Impfungen begann, ist eines der am stärksten von der Pandemie betroffenen Länder. 11.519.609 Menschen haben sich nachweislich mit dem Coronavirus infiziert, 279.286 Patienten sind im Zusammenhang mit Covid-19 gestorben.
In der vergangenen Woche erfasste das Land erstmals mehr als 2.000 Corona-Tote an einem Tag. Das Gesundheitssystem ist vielerorts zusammengebrochen. Die Nachrichten aus Städten, in denen die Auslastung der Intensivbetten 100 Prozent erreicht hat oder Hunderte Patienten auf ein Intensivbett warten, häufen sich.
Auch die Zahl der Ansteckungen in Chile ist wieder gestiegen und in Santiago wurden einige Gemeinden wie La Florida wieder in Phase 1 zurückgestuft.