Ursula Kirsig – Honorarkonsulin und Fachleiterin für Deutsch an der DS Punta Arenas
Von Nicole Erler
Ursula Kirsig ist seit 2012 Deutsche Honorarkonsulin in Punta Arenas. 1993 zog sie von Hamburg nach Chile, um an der südlichsten Deutschen Schule zu unterrichten und ist dort inzwischen Fachleiterin für Deutsch. Die spanische Sprache ist seit ihrer Schulzeit ein wichtiger Begleiter für sie.
Ursula Kirsig wurde 1959 in Hamburg geboren, ging dort in die Grundschule, ins Gymnasium und später auch auf die Universität. Schon in der Schule belegte sie Spanisch – sogar als Abiturfach. An der Universität Hamburg studierte sie zunächst Spanisch und Biologie auf Lehramt, nach drei Semestern wechselte sie von Biologie zu Sozialkunde, da man für das Lehramt zwei Fächer studieren muss. Vor dem ersten Staatsexamen erhielt sie ein Stipendium des Deutschen Akademischen Austauschdienstes, um an der Universität in Sevilla ein Jahr zu studieren. Ein Stipendium des Pädagogischen Austauschdienstes führte sie ein weiteres Mal nach Spanien: Für ein Jahr war sie an der «Escuela Oficial de Idiomas» in Valencia als Pädagogische Assistentin in der Deutschabteilung tätig. Sie lernte ihren spanischen Partner kennen, verlängerte um ein Jahr ihren Aufenthalt und gab währenddessen Privatunterricht.
Zurück in Hamburg absolvierte Ursula Kirsig das zweijährige Referendariat und darauffolgend das zweite Staatsexamen, beides notwendig, um in Deutschland Lehrer zu werden. Sie erzählt: «Die Arbeitssuche war schwierig zu dieser Zeit. Die Hamburger Schulen stellten keine neuen Lehrkräfte ein.» Also entschied sich die frisch gebackene Lehrerin in der Erwachsenenbildung zu arbeiten. Für die Hamburger Stiftung Berufliche Bildung gab sie Kurse für Immigranten und Arbeitssuchende, die umgeschult wurden. Sie unterrichtete die Fächer Deutsch, Mathematik und Politik. Im Auftrag der Deutschen Angestellten Akademie e.V. beriet sie kurz nach der Deutschen Einheit 1991 auch Arbeitssuchende aus dem Osten: In Neustrelitz gab sie Crashkurse in deutschem Arbeitsrecht.
«Zwischendurch reiste ich immer wieder nach Spanien, um meinen Partner zu sehen oder er kam zu Besuch. Wir konnten uns weder für Deutschland noch für Spanien als festen Lebensmittelpunkt entscheiden und beschlossen gemeinsam nach Lateinamerika zu gehen», führt Ursula Kirsig aus. Schließlich las sie im Jahr 1992 eine Stellenanzeige der Zentralstelle für das Auslandsschulwesen des Bundesverwaltungsamts und bewarb sich. Das Bewerbungsverfahren lief gut und sie sagte schließlich für eine Stelle in Bolivien zu. Allerdings bekam sie nach ihrer Zusage keine Rückmeldung des Bundesverwaltungsamts mehr. Als sie telefonisch nachhakte, wurde ihr erklärt, dass aufgrund eines Verwaltungsfehlers die Position nun schon vergeben sei. Es seien jedoch noch zwei andere Stellen offen: In São Paulo, wohin jedoch keine Frauen entsandt würden – und in Punta Arenas in Chile. Ursula Kirsig entschloss sich nach Chile zu gehen und kam 1993 an die Deutsche Schule in Punta Arenas. Kurz vorher heiratete sie in Hamburg noch schnell ihren spanischen Lebenspartner, von dem sie jedoch mittlerweile geschieden ist.
In Punta Arenas lernte sie später ihren heutigen chilenischen Mann kennen und 1999 wurde ihre gemeinsame Tochter geboren. Sie reisten gemeinsam in die Heimatstadt Hamburg. «Während dieses Besuches wurden mir plötzlich gleich mehrere Lehrerstellen angeboten. Das Blatt hatte sich gewendet – es wurden händeringend Lehrer gesucht», bemerkt sie. Doch Ursula Kirsig entschied sich für ein gemeinsames Leben in Chile – obwohl sie Hamburg liebe. Sie habe gelernt, zufrieden zu sein mit den Entscheidungen, die sie getroffen habe. Seit 1999 ist sie Ortslehrkraft an der Deutschen Schule, letztes Jahr wurde sie Fachleiterin für Deutsch.
2018 wurde in der Schule eine
Gewerkschaft gegründet und sie ist Mitglied des Gewerkschaftsvorstands.Seit 2012 ist Ursula Kirsig zudem deutsche Honorarkonsulin in Punta Arenas. Vorher gab es lange Jahre niemanden in diesem Amt. «Anfang 2011 kam es zu einem Generalstreik wegen der angekündigten Erhöhung der Gaspreise in der Region Magallanes. Punta Arenas war lahmgelegt. Die Touristen mussten die zwanzig Kilometer mit ihren Rollkoffern zum Flughafen laufen. Da wurde klar: Chile hört nicht in Puerto Montt auf», berichtet sie.Als Honorarkonsulin lerne sie jeden Tag dazu. Sie berate besonders viele Chilenen zu den Themen Visum, deutsche Staatsangehörigkeit und Studium in Deutschland, beschreibt sie ihre Aufgaben. In Punta Arenas gibt es neben Ursula Kirsig noch 16 weitere Konsuln, eine Besonderheit, die darauf beruht, dass sich in der Region Magallanes Einwanderer aus vielen – besonders europäischen – Ländern niedergelassen haben.
In ihrer Freizeit praktiziert die Lehrerin täglich Yoga, geht in der Reserva Nacional Magallanes wandern und schaut sich jede Woche den neuen «Tatort» an. Seit Beginn der Pandemie lebt auch die Tochter wieder zu Hause und im Familienkreis wurde eine alte Tradition wieder aufgegriffen: Jeden Samstagabend wird gemeinsam vegetarisch gekocht und nach dem Essen gespielt. Zurzeit liegt das Gesellschaftsspiel «Die Siedler von Catan» hoch im Rennen. Trotz all der Ämter und Aktivitäten bleibe aber immer Zeit für das Familienleben.