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martes, 10. diciembre 2024
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Zum 150. Todestag von Heinrich Steinweg

Von Walter Krumbach

Heinrich Steinwegs Motto lautete: «Das bestmögliche Klavier zu bauen».

Steinway-Konzertflügel klingen edel, voll, erhebend. Weltklassepianisten wissen sie zu schätzen, wenn sie entscheiden müssen, welches Instrument sie in einem Konzert verwenden wollen. Meistens fällt dann die Wahl auf einen Steinway.

Es gibt Liebhaber-Fälle, die schon fast exzen-trisch anmuten. Der polnische Virtuose Krystian Zimerman etwa lässt seinen Steinway ins Flugzeug verladen, wenn er auf Konzerttour geht. Auf unbekannten Instrumenten spielt er nicht. Im Jahr 2001, kurz nach den Attentaten des 11. September, geschah es dann: Zimerman reiste in New York an, die Zollbehörde konfiszierte wegen Terrorverdachts den Flügel und ließ ihn kurzerhand zerstückeln.

Vom Schreiner zum Instrumentenbauer

Wie glückte es einem Musikin-strumentenbauer, einen derart einzigartigen Flügel herzustel-len, dass erstrangige Interpreten ihn wie ein Juwel verehren? Als der 15-jährige Heinrich Steinweg im Jahr 1812 eine Tischlerlehre begann, glaubte er wohl kaum, dass er eines Tages Weltklasse-Musikinstrumente bauen würde. Allerdings ging er nach seinem Abschluss nach Goslar, wo er eine Organistenstelle annahm und sich als Instrumentenbauer ausbilden ließ. 

Ab 1814 gehörte er dem Freikorps Schwarze Schar an, in dem er gegen Napoleon kämpfte. 1822 zog sich Steinweg vom Militär zurück, um einen Schreinerbetrieb aufzubauen. Nebenberuflich baute er Gitarren, Zithern, Mandolinen und Klaviere. 1825 stellte er sein erstes Tafelklavier her, das er seiner Braut zur Hochzeit schenkte. 

In Seesen, einem kleinen Ort im Harz in Sachsen-Anhalt, widmete er sich fortan dem In-strumentenbau. Dort fertigte er zum Beispiel 1836 seinen ersten Konzertflügel. Die Werkstatt hat-te Erfolg, bis nach den politischen Wirren ab 1848 eine unstabile wirtschaftliche Lage entstand. Steinweg entschloss sich zur Auswanderung. Den Betrieb in Seesen übertrug er seinem ältesten Sohn Theodor, der ihn später nach Wol-fenbüttel verlegte, wo er mit Friedrich Grot-rian als Teilhaber zu-sammenarbeitete. Die Grotrian-Steinweg-Flügel werden heute noch hergestellt.

Erfolgreich in den USA Heinrich und drei seiner Söhne began-nen 1850 in New York ihre Tätigkeit als Arbeiter in verschiedenen Klavierfabriken. Dabei hatten sie Gelegenheit, sich mit den amerikanischen Bau- und Verkaufs-methoden vertraut zu machen. Im März 1853 machten sie sich selbstständig, 1854 anglisierte der Familienvater seinen Namen in Henry Steinway und nannte seine Firma fortan Steinway and Sons.

Vater Steinways kompromiss-loses Beharren auf maximale Qualität bei der Fertigung hatte zur Folge, dass seine Produkte rasch die 35 Konkurrenten in New York einholten und die junge Firma in der Gegend unter den Klavierbauern führend wurde. Vater und Sohn Henry entwickelten ihre Instrumente zu einzigartigen, konkurrenzlos hochwertigen Produkten. 1865 erlitt die erfolgreiche Firma einen furchtbaren Doppelschlag, als binnen 20 Tagen Henry Junior und sein Bruder Charles verstarben. Henry Senior war mittlerweile 68 und besaß nicht mehr die Energie, um die Firma allein zu führen. Er bat daher seinen Sohn Theo, der seine Fabrik inzwischen nach Braunschweig verlegt hatte, um Hilfe. Dieser verkaufte seine Werkstatt an Wilhelm Grotrian und an die Mitarbeiter Helfferich und Schulz, reiste nach Nordamerika, um den Vater zu unterstützen und als Partner der US-amerikanischen Firma anzutreten. Entscheidend für die Zukunft des Unternehmens war, dass Theo die Leitung der technischen Entwicklung übernahm. Zudem brachte er einige Mitarbeiter mit, wie seinen Lehrling Arthur von Holwede, der 1880 als erster Leiter die Hamburger Niederlassung übernehmen sollte. 

«Das bestmögliche Klavier»

1866 weihte das Unternehmen in New York die Steinway Hall ein, mit 2.500 Sitzplätzen damals einer der größten Konzertsäle der Stadt, der außerdem über Vorführ- und Verkaufsräume verfügte. Die Steinways waren in den folgenden Jahren überaus erfolgreich. Auf den Ausstellun-gen in London 1862 und Paris 1867 erhielten sie Preise und internationale Anerkennung. Heinrich Steinweg verstarb am 7. Februar 1871 – vor genau 150 Jahren. Sein Lebenswunsch, «das bestmögliche Klavier zu bauen», erfüllte sich fünf Jahre nach seinem Tod: Zur 100-Jahrfeier der US-Verfassung stellte der Betrieb auf der «Centennial Exhibition» den Flügel «Centennial D Concert Grand» vor. Steinway bekam dafür die Goldmedaille und behauptete sich über die Konkurrenten Chickering und Weber.

Heute ist die Klaviermarke Steinway & Sons weltweit führend. Sie fertigt in New York (Queens) und Hamburg Flügel und Klaviere. In Japan baut sie unter der Marke Boston und in China unter der Marke Essex Instrumente. Jährlich beläuft sich die Produktion auf um die 3.000 Flügel und 600 Klaviere. Jedes Instrument besteht aus rund 12.000 Teilen, die in präziser Handarbeit zusammengesetzt werden. Die Fertigung dauert über ein Jahr, ohne die Trocknungszeit des Holzes einzuberechnen.

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