Von Walter Krumbach
Nur die Fundación Richard Wagner de Chile informiert auf Spanisch über den weltberühmten deutschen Komponisten. Vor anderthalb Jahren wurde die Stiftung ins Leben gerufen, um das Werk Richard Wagners bekannt zu machen und Stipendiaten zu ermöglichen, die Bayreuther Festspiele zu erleben.
Schon die Internetseite wirkt beeindruckend: Ein Flammenmeer wogt einem entgegen, langsam wallt es auf dem Bildschirm hoch. Es hat den Anschein, dass in jedem Moment das Ross Grane mit Brünnhilde in die Glut springen könnte. Der Internet-Auftritt ist fürwahr wagnerisch-total. Eigentlich erstaunlich, dass in dieser großen Entfernung von der Kultstätte Bayreuth Wagner im Internet so «echt» inszeniert wird. Und das hat seinen guten Grund: Die Verehrung Richard Wagners in Chile ist groß.
Die Idee der Stiftungsgründung hatte Claudio Ortiz, der als Rentner in Deutschland lebt. Von Ortiz bietet die Internetseite nicht weniger als vier Vorträge an, in denen er so verschiedene Themen wie Schmerz und Leiden im Leben des Komponisten, seine Instrumentierung und seine Leitmotive behandelt. Unter dem Vorsitz von Alejandra Kantor organisiert die Stiftung diese Referate, die auf der Internetseite zu hören sind: www.frw.cl
Diese anspruchsvollen Ausführungen beziehen sich nicht allein auf Leben und Werk des Meisters, sondern auch auf lokale Inhalte wie der Bericht des ehemaligen Intendanten des Teatro Municipal Santiago Andrés Rodríguez über Wagner-Aufführungen in Chile oder Philosophisches wie Armando Roas Vortrag über Nietzsche und Wagner. Für das Jahr 2021 hat die Stiftung mehrere Referate in Planung.
Die Stiftung hat zwei Ziele, betont Alejandra Kantor: «Zum einen, das Werk und das Vermächtnis Richard Wagners bekannt zu machen. Hierbei sind wir übrigens die einzigen, die dies in spanischer Sprache tun.» Das zweite Ziel ist, unter den Mitgliedern Mittel zu sammeln, um Stipendiaten zu den Bayreuther Festspielen zu schicken. «Wagner hat ja seinerzeit selbst den Wunsch ausgedrückt, dass die Jugend zu den Festspielen kommen möge, weil sie das zukünftige Publikum ist.» Jedes Jahr stellen die weltweit 130 Wagner-Gesellschaften um die 250 junge Personen als Kandidaten vor, um die Festspiele zu besuchen. So unterstützt zum Beispiel die Fundación Richard Wagner de Chile den in Wien lebenden chilenischen Tenor León de la Guardia, der seine Stimme zurzeit auf das deutsche Opernrepertoire vorbereitet. Sie hat bereits Unterlagen wie Lebenslauf und Stimmaufnahmen nach Bayreuth geschickt. «Wir hoffen, dass er der zweite Chilene ist, der in Bayreuth singt», meint Alejandra Kantor, «denn seit Ramón Vinay hat es keinen weiteren gegeben.»
Das hängt auch von der Entscheidung ab, ob das berühmte Festival in diesem Jahr überhaupt stattfinden wird. Bei Redaktionsschluss dieser Ausgabe hatte sich Bayreuth darüber noch nicht geäußert.
In Santiago entscheiden derweil die Wagnerianer, welche Inhalte dieses Jahr an der Reihe sein und welche Experten sie vortragen sollen. Das Programm wird voraussichtlich im März auf der Internetseite bekanntgegeben.
Wer an dem Programm interessiert ist oder Mitglied der Stiftung werden möchte, erfährt mehr unter der E-Mail: contacto@frw.cl