2020 mussten Filmtheater wegen der Pandemie schließen: Wird das Kino die Corona-Krise überleben? Seit seiner Geburtsstunde vor 125 Jahren wurde ihm das Ende schon öfter vorhersagt. Peter Dinges, Vorstand der deutschen Filmförderungsanstalt, dagegen glaubt an einen Kinoboom.
Viele Passanten weigerten sich, im Keller des Pariser Grand Café erstmals einer öffentlichen Filmvorführung beizuwohnen. Der Eintritt betrug einen Franc. Dafür gab es zehn Kurzfilme zu sehen, die zusammen rund 20 Minuten dauerten. An dem historischen Ereignis vor 125 Jahren am 28. Dezember nahmen neben dem Filmpionier Georges Méliès noch 32 weitere Zuschauer teil. Am Ende der Projektion waren nach den Worten der Organisatoren alle «sprachlos, erstaunt und unbeschreiblich überrascht». Der Erfolg war überwältigend.
Der Kinematograph – der Filmkamera, Filmprojektor und Kopiermaschine in einem vereint – zeigte unter anderem den Kurzfilm «La sortie de l’usine Lumière à Lyon» (Arbeiter verlassen das Lumière-Werk in Lyon). Die Lumière-Vorführung vor zahlendem Publikum ging in die Geschichte des Films als die Geburtsstunde des Kinos ein – trotz Vorarbeiten anderer, etwa des Amerikaners Thomas Alva Edison und der deutschen Brüder Skladanowsky, die knapp vier Wochen früher im Berliner Wintergarten-Varieté einen Film zeigten. Den Stummfilm-Kinovorführungen in Kaffeehäusern, Varietés und Zirkuszelten folgten bald Projektionen in Lichtspielhäusern und Kinopalästen.
Heute haben Multiplexe die Kinolandschaft erobert, die mechanischen Projektoren wurden von Digital-Projektoren abgelöst und Streaming-Portale wie Netflix und Amazons Prime Video haben mittlerweile die Umsätze der stationären Kinos überholt. Bei Einnahmeverlusten bis zu 70 Prozent aufgrund der Pandemie geht die Angst des Kinosterbens um.
Auch Filmförderchef Peter Dinges ist der Meinung, dass in der Geschichte keine Situation die Kinos gleichermaßen hart getroffen hat. Aber eines sei auch klar: «Die Leute haben das Sofa satt! Sie wollen sich mit Freunden treffen – und sie wollen auch wieder ins Kino.» Er glaubt daher an ein Revival nach der Pandemie. Während der Lockerung und Kinoöffnung «haben die Leute Schlange gestanden für Tickets. Im Sommer erlebten bei uns in Deutschland Autokinos einen Boom. Außerdem hatten wir 2019 – also kurz vor der Pandemie – die weltweit besten Kinoergebnisse».
Er zeigt «wirtschaftliches Verständnis» für Studios wie Warner, die ihre Blockbuster 2021 gleichzeitig in den US-Kinos und im eigenen Streamingdienst vorführen lassen wollen. Er meint: «Hier versucht man, das Beste aus der Situation zu machen und Umsätze zu generieren. Und ich glaube, dass sich das nach Ende der Pandemie wieder ändern wird.»
Beim neuen Bond-Film ist er sich aber sicher: «Bisher zeigten sich die Produzenten geduldig, weil sie natürlich um die Stärke des Marktes wissen. Und ihnen klar ist, dass der neue «Bond» ein Kinotitel Nummer eins ist, der die Leinwand braucht. Und das Kino braucht den neuen «Bond».