Chile war Favorit
Von Silvia Kählert
Ins Ausland hat es Bernd Nöcker schon immer gezogen. Der neue Fachberater für Deutsch als Fremdsprache der Zentralstelle für das Auslandsschulwesen (ZfA) in Santiago ist nun seit Juli dieses Jahres nach Lehrerfahrungen in Frankreich, Kolumbien und China für die 16 Schulen, die das Deutsche Sprachdiplom (DSD) in Chile anbieten, zuständig.
«Nach meinem Lehramtsstudium mit den Fächern Englisch, Französisch und Philosophie in Siegen, Newcastle-upon-Tyne und Mainz habe ich ein Jahr als Fremdsprachenassistent in Paris gearbeitet. Während dieses Jahres ist mir spätestens klar geworden, dass mein Weg in den Lehrberuf führen würde», erklärt der gebürtige Westfale. Nach dem zweijährigen Referendariat am Gymnasium Kirn bei Mainz in Rheinland-Pfalz wurde er von dieser Schule als Lehrer übernommen. Kaum erfuhr er vom Auslandsschuldienst, der Lehrer aus Deutschland an Deutsche Schulen im Ausland vermittelt, bewarb er sich. Als ihm das Colegio Andino, die Deutsche Schule in Bogotá, vorgeschlagen wurde, bat er sich ein Wochenende Bedenkzeit aus: «Ich entschied mich dafür und habe dies nie bereut: Die vier Jahre von 2011 bis 2015 habe ich in jeder Hinsicht sehr positiv erlebt und habe in Kolumbien viele nette und hilfsbereite Menschen kennengelernt.» Die gute Erfahrung animierte ihn dazu noch einmal die Chance zu ergreifen, ein neues Land kennenzulernen. Im Jahr 2015 ging er daher für ein Jahr als Ortslehrkraft an die Deutsche Internationale Schule Changchun in China: Im Vergleich zum Colegio Andino mit rund 2.000 Schülern, war diese chinesische Schule winzig klein. Bernd Nöcker erzählt: «In meiner zehnten Klasse hatte ich nur zwei Schülerinnen zu unterrichten.»
Bei der Bewerbung auf die Stelle des Fachberaters sei Chile sein Favorit gewesen: «Als ich die Zusage bekam, habe ich mich sehr gefreut und es war für mich sofort klar, dass ich diese Stelle annehmen würde.» Bis er seine neue Aufgabe als Fachberater im August übernahm, war er Oberstudienrat an einem Gymnasium in Bad Kreuznach. Aufgrund der Corona-Pandemie war es für den Lehrer erst Ende September möglich, in Chile einzureisen. Zunächst war hier eine seiner Hauptaufgaben, die Prüfungen zum Deutschen Sprachdiplom zu organisieren – die Durchführung und die Termine: «Der Ablauf ist durch die Pandemie extrem beeinträchtigt. Da die Schulen vorübergehend geschlossen sind, sind wir von den lokalen Behörden abhängig. Denn auch bei den Prüfungen müssen die Hygieneprotokolle eingehalten werden.» Eigentlich finden die Prüfungen im September statt, nun werden sie sich bis Januar hinziehen», meint Bernd Nöcker.
Zu den Prüfungen zum Deutschen Sprachdiplom an drei DSD-Schulen, an denen er bisher online teilnehmen konnte, ist sein Eindruck: «Ich bin überrascht über das hohe Deutsch-Niveau der Prüflinge – es hat Spaß gemacht, ihnen zuzuhören.»
Was den Unterricht an den Schulen während der Pandemie betrifft, ist seine Meinung: «Es gibt zwar keinen Ersatz für Präsenzunterricht, aber die Schulen machen aus der Not eine Tugend, sie machen das Bestmögliche aus der Situation. Es ist erstaunlich, wie schnell und reibungslos sich Lehrer sowohl didaktisch als auch technisch auf die neue Lage eingestellt haben.»
Dennoch hofft der neue Fachberater, dass sich die Situation in Chile weiter verbessern wird, so dass er auch seinen weiteren Aufgaben gerecht werden kann, nämlich Netzwerke zu Organisationen, wie Goethe-Institut, DAAD, Pädagogischer Austauschdienst oder Universitäten in Deutschland aufzubauen, Lehrkräfte in Chile hinsichtlich des Deutschunterrichts zu beraten, den Wettbewerb «Jugend debattiert in Südamerika» zu koordinieren und chilenische Schülerinnen und Schülern zu betreuen, die sich für Stipendien und ein Studium in Deutschland interessieren.