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martes, 14. enero 2025
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Zum 150. Todestag von Alexandre Dumas

Genie und Genussmensch

Von Peter Downes

Der französische Schriftsteller Alexandre Dumas der Ältere in einer zeitgenössischen Darstellung

Alexandre Dumas (1802-1870) hat mit «Der Graf von Monte Christo» und «Die drei Musketiere» Klassiker der Weltliteratur geschrieben – und vor allen Dingen Bestseller, die bis heute gelesen werden. Sein Leben war so romanhaft wie das seiner Helden – bis zum Tod des Genies vor 150 Jahren in Armut.

(dpa/Peter Downes) – Nur mit einem mickrigen Geldstück in der Tasche machte er sich auf den Weg zu seinem Sohn in die Normandie. «Ich will bei dir sterben», sagte Alexandre Dumas bei seiner Ankunft Ende August 1870 in dem nordfranzösischen Ort Puy in der Nähe von Dieppe. Nur gut drei Monate später, am 5. Dezember 1870, vor 150 Jahren, erlag der Autor von Klassikern der Weltliteratur im Alter von 68 Jahren den Folgen eines Schlaganfalls – finanziell völlig ruiniert.

Der Sohn eines Generals und Enkel einer Sklavin  

Alexandre kam als Sohn von Napoleons berühmtem General Thomas Alexandre Dumas am 24. Juli 1802 zur Welt. Schon die Geschichte seines Vaters könnte aus einem seiner Romane entsprungen sein. Dieser war ein Sohn des Marquis Alexandre Davy de la Pailleterie, der sich um 1760 bei seinem Bruder, einem Plantagenbesitzer auf Saint-Dominique (das aktuelle Haiti) aufgehalten hatte und dort mit der schwarzen Sklavin Marie-Césette Dumas vier Kinder zeugte. Die Sklavin und die Kinder wurden dann gegen 1775 verpfändet und der Marquis kehrte nach Frankreich zurück. Er löste aber wenig später das jüngste der Kinder, Thomas Alexandre, aus und nahm den Jungen als legitimen Sohn an. Dieser wuchs dann in Frankreich auf, überwarf sich jedoch kurz vor dem Tod seines Vaters mit ihm und nannte sich fortan Thomas Alexandre Dumas, als Bekenntnis zu seiner Großmutter. 

Da Alexandre keine gute Schulbildung erhielt, musste er mit 14 Jahren eine Stelle als Schreiber bei einem Notar annehmen. Es zeigte sich jedoch schon bald sein schriftstellerisches Talent, so dass er sich zusammen mit einem Freund als Stückeschreiber versuchte. Dank seiner schönen Handschrift konnte sein Vater ihm einen Posten im Büro des Duc d’Orléans – des späteren «Bürgerkönigs» Louis-Philippe – beschaffen. Da ihn der neue Posten beim Herzog nicht ausfüllte, begann er sogleich mit der Abfassung von Theaterstücken und hatte damit großen Erfolg. Seine Stücke zeichnen sich durch einen rauen und energischen Stil und eine Handlung voller Gewalt und Dramatik aus. Im Salon des Schriftstellers Charles Nodier lernte er Victor Hugo kennen, mit dem er zeitlebens befreundet blieb. Mit dem Drama «Heinrich III. und sein Hof» wurde er 1829 bekannt und schon im folgenden Jahr konnte er sich ganz dem Schreiben widmen.

Der Vielschreiber und seine «Romanfabrik»  

Dumas war ein Vielschreiber. Seine Serienproduktion von spannenden Abenteuerromanen (rund 600 Bände) nährte bei seinen Lesern bald den Verdacht, dass er eine «Romanfabrik» leite und Schreiber als Tagelöhner beschäftigen würde. Innerhalb von sieben Jahren (1844-1850) brachte er die Werke zu Papier, die ihm Ruhm und Vermögen eintrugen. Tatsächlich schrieb er seine Romane selbst – oft in einer solchen Schnelle, dass er sich nicht einmal an die Titel erinnern konnte. Wie in einer Anekdote überliefert, verlor ein Theaterdirektor ein Manuskript von Dumas, das jedoch noch nicht kopiert worden war. Als er den Autor um Hilfe bat, meinte Alexandre, er könne sich nicht mehr an den Titel erinnern.

Viele Werke erschienen zunächst als Feuilletonromane, bis sie dann als Bücher gedruckt wurden. Ein großer Teil davon wurde dann für die Bühne adaptiert und im 20. Jahrhundert verfilmt. Besonders bekannte Figuren sind der Musketier d’Artagnan aus «Die drei Musketiere» und der «Graf von Monte Cristo». Auch «Der Mann mit der eisernen Maske» und «Das Halsband der Königin» sind Historienromane, die historische Ereignisse mit fiktiven Figuren verbinden. Viele der Episoden und Persönlichkeiten in seinen Werken wurden auch durch die militärischen Erfahrungen und das Leben seines Vaters inspiriert. In dem Roman «Georges» spricht Alexandre zum ersten und letzten Mal politisch brisantere Themen wie den Rassismus, die Sklaverei und den Kolonialismus an. 

«Mein Vater ist ein großes Kind» 

Dumas machte seine Literatur reich, aber mit seinen Geliebten und Freunden hat er sein Vermögen wieder durchgebracht. Er baute sich ein eigenes Theater, das nur drei Jahre nach der Eröffnung bankrott ging, und errichtete das Schloss von Monte-Cristo in Port-Marly unweit von Paris. Am Ende lebte er auf Pump, indem er die Nutzungsrechte zukünftiger Romane abtrat. Seinen Gläubigern versuchte er sich durch längere Auslandsaufenthalte zu entziehen, unter anderem in Russland, Belgien und Italien. 

«Mein Vater ist ein großes Kind, das ich hatte, als ich klein war», sagte sein Sohn Alexandre Dumas der Jüngere, der 17-jährig selbst eine schriftstellerische Laufbahn («Die Kameliendame») einschlug. Er stammte aus der unehelichen Beziehung seines Vaters mit einer Näherin. Erst sieben Jahre nach der Geburt erkannte ihn sein Vater an – wenige Tage nach der Geburt seiner Tochter Marie-Alexandrine im März 1831, die er von einer Komödiantin hatte.

1840 heiratete Dumas der Ältere Ida Ferrier, ebenfalls Schauspielerin, von der er sich jedoch vier Jahre später auch wieder trennte. Dem Schriftsteller wurden zahlreiche Liaisons nachgesagt und mindestens zwei weitere leibliche Kinder.

Zu Dumas’ bewegtem Leben gehört auch, dass er sich 1830 aktiv an der Julirevolution und an der Seite des italienischen Freiheitskämpfers Giuseppe Garibaldi engagierte. All das fasste er in seinen zwischen 1852 und 1854 publizierten Memoiren zusammen: in über 260 Kapiteln und auf Tausenden Seiten.

Späte Würdigung

Als Genussmensch widmete sich Dumas in den letzten Jahren der Redaktion eines umfassenden Kochbuchs, das jedoch erst drei Jahre nach seinem Tod veröffentlich wurde. Auf Deutsch ist das «Große Wörterbuch der Kochkunst» erst 2002 erschienen. Zeitgenossen sollen über ihn gesagt haben, dass Dumas seine Zeit entweder mit dem Schreiben von Romanen oder Zwiebelschälen verbracht habe.

Am Vortag des Todes soll Alexandre Dumas der Jüngere seinen Vater mit verschlossenem Gesichtsausdruck vorgefunden und gefragt haben, woran er gerade denke. Der in zahlreichen Texten überlieferte Dialog der beiden war wohl folgendermaßen: «Alexandre, denkst du, dass noch etwas von mir übrig sein wird?» – «Papa, das schwöre ich dir!»

Heute gehört Dumas zu den meistgelesenen Autoren weltweit. Von seinen Werken gibt es über 30 Verfilmungen. Im Jahr 2002 wurde ihm die höchste Ehre Frankreichs zuteil: Zu seinem 200. Geburtstag wurden seine Gebeine in das Pariser Panthéon überführt, wo die Großen der Nation ruhen. Dort liegt er neben seinem geschätzten Freund Victor Hugo (1802-1885). Wie Dumas-Biograf Claude Schopp sagte, wäre Dumas darüber mehr als glücklich gewesen.

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