Von Walter Krumbach
Zum ersten Mal während des 104-jährigen Bestehens des Deutsch-Chilenischen Bundes fand die Jahreshauptversammlung per Videokonferenz statt. Hauptthema des Treffens war die schwierige finanzielle Lage der deutsch-chilenischen Einrichtung.
Am 12. November tagte die diesjährige Jahreshauptversammlung des DCB, atypisch wie nie zuvor: Kein freudiges Wiedersehen alter Freunde, kein persönliches Treffen, kein festlicher Empfang. Die Pandemie hatte der geplanten Zusammenkunft in Temuco einen Strich durch die Rechnung gemacht. Stattdessen kamen Vorstand, leitende Mitarbeiter und Mitglieder per Videokonferenz zusammen.
Der Vorsitzende René Focke berichtete, dass der Schüleraustausch, das Sommerlager und sämtliche Veranstaltungen aufgrund der Pandemie ausgefallen seien. Focke bedauerte den Rücktritt Laura Doffings aus dem Vorstand und hieß ihren Nachfolger Walter Weber willkommen. Anschließend dankte er den Mitgliedern, die dem Aufruf gefolgt waren, dem DCB in dieser Notsituation finanzielle Beiträge zukommen zu lassen.
Nun ergriff Geschäftsführer Guillermo Rheinen das Wort und erklärte, dass beim Schüleraustausch der Zeitraum des Deutschland-Aufenthaltes von neun auf sieben Wochen verkürzt worden sei, um den Jugendlichen zu ermöglichen, Weihnachten im Elternhaus zu verbringen. Für das Jahr 2022 haben sich bereits 30 Interessenten für den Schüleraustausch angemeldet. Von den 14 für 2020 geplanten Konzerten konnten nur vier stattfinden. Die Teilnahme am Deutschunterricht per Video hat im laufenden Jahr merklich zugenommen. An dem neu gegründeten Literaturseminar gebe es mehrere Teilnehmer aus den südlichen Regionen. Im Emil-Held-Archiv wurden Bücher- und Dokumentenspenden entgegengenommen sowie ein Computer und Informatik-Software erworben. Anfang des Jahres stellte das Archiv die zweite Auflage des Buches «Los alemanes y la comunidad chileno-alemana en la historia de Chile» vor.
Kassenwart Michael Wagner gab ein Defizit bekannt. Die Einnahmen seien um 51 Prozent gesunken. Der größte Schaden entstand hierbei durch die Absage des Schüleraustausches. Wagner unterbreitete den Vorschlag, die Mitgliederbeiträge für 2021 nicht anzuheben.
Der Geschäftsführer ist der Meinung, dass «neue, verschiedenartige Strategien vonnöten» seien, die «eine Neupositionierung der Marke DCB» zur Folge haben müssten. Große Wichtigkeit misst Rheinen dem Eintritt neuer Mitglieder bei, weshalb «die Aufnahmbedingungen flexibilisiert werden» müssten.
Abschließend legte der Her-ausgeber des Cóndor Ralph Delaval seinen Jahresbericht vor. Die Zeitung erschien seit dem Ausbruch der Epidemie normal. Die Mitarbeiter arbeiteten im Homeoffice-Muster. Der soziale Ausbruch im Oktober vergangenen Jahres und die Pandemie «haben die Aktivitäten des Cóndor enorm mitgenommen», unterstrich er, was eine starke Reduzierung in den Einnahmen zur Folge gehabt hätte.
Die Redaktion nahm mit Vertretern der Deutschen Schule Kontakt auf, um aktuelle Berichte über Bildung und Schulwesen gemeinsam auszuarbeiten. Ebenso wurden die Beziehungen zu Regionalvertretern des DCB mit dem Ziel aufgefrischt, Information über das lokale Geschehen einzuholen. Ferner weitete der Cóndor seine sozialen Netzwerke aus, um junge Leser besser erreichen zu können.
Zum Schluss bat der Vorsitzende René Focke die Mitglieder, «uns weiterhin zu unterstützen» und sprach ihnen wie auch den Mitarbeitern, die besten Wünsche für die Zukunft aus.