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Von der Deutschen Schule La Unión an die FH Münster

«Aber man darf die Motivation nicht verlieren!»

Paula Gaete im Labor der Fachhochschule Münster

Welche Wege gibt es, um in Deutschland zu studieren? Paula Gaete machte 2016 ihren Abschluss an der Deutschen Schule La Unión, begann 2017 an der Fachhochschule Münster Chemieingenieurwesen zu studieren und beendete dieses Jahr ihr Studium mit einer Bachelorarbeit bei BASF. Die 22-Jährige erzählte im Cóndor-Interview über ihre Erfahrungen und gibt Tipps.

Wie bist du zum Studium nach Deutschland gekommen?

Ich habe das Exzellenz-Stipendium für Schüler der deutschen Auslandsschulen vom DAAD bekommen. Als ich die mündliche Prüfung im Sprachdiplom II am Ende der 12. Klasse absolviert habe, hatte mir Anna Hendrischk-Seewald, die damals Fachleiterin für Deutsch in Chile war, vorgeschlagen, in Deutschland zu studieren. Vorher hatte ich daran, um ehrlich zu sein, nie gedacht. Mein Deutschlehrer Michael Schwark hat mir dann bei der Bewerbung geholfen, und am Ende haben wir alles auf das Portal des DAAD hochgeladen. Die Zusage kam erst ein halbes Jahr später und ich hatte mich natürlich sehr gefreut, obwohl das die Entscheidung nicht unbedingt nur einfacher machte.

Wie bist du auf dein Studienfach gekommen, wie hast du dich informiert, was hat dir dabei besonders geholfen?

Ab der 8. Klasse war mir eigentlich klar, welche Fächer in der Schule ich interessant fand und woran ich wirklich auch Spaß hatte. Danach, in den letzten zwei Jahren an der Schule, konnte ich Leistungskurse wählen und hatte mich für Chemie und Mathematik entschieden. Dabei konnte ich meine Kenntnisse natürlich vertiefen. Ich habe auch viel mit meiner Familie gesprochen und mich dann für Chemieingenieurwesen entschieden. Mein Papa ist Ingenieur im Bereich Maschinenbau und ich denke, dass er mich auch ein bisschen mit der Technik beeinflusst hat. In den letzten Jahren war ich dann selbst oft an der Schule. Der Kontakt zu Schülern und (Ex-)Lehrern ist ganz wichtig. Das hat einen wesentlichen Einfluss, ist ein großer Motivator für Kinder und Jugendliche.

Hast du auch den Studienort bei der Studienwahl miteinbezogen, zum Beispiel die Mietpreise?

Um zu entscheiden, wo ich studieren wollte, habe ich zuerst im Internet recherchiert. Zum Beispiel auch, wo mein Wunschstudiengang in Deutschland überhaupt angeboten wird. Die Auswahl hatte sich allein schon dadurch auf einige wenige Städte reduziert.

Was mir natürlich auch half, war der Schüleraustausch in Deutschland 2016. So hatte ich Deutschland schon in der 11. Klasse kennengelernt und wusste in etwa, was mich erwartet. Damals hatte mir der Westen von Deutschland besonders gefallen. Vor allem Nordrhein-Westfalen, weil dort sehr große Städte relativ nahe beieinander liegen. Ich fand im Gegensatz dazu den Süden von Deutschland relativ teuer, vor allem die Mieten. So entschied ich mich nur unter anderem auch deswegen für Münster/ Steinfurt zustande.

Kannst du da Tipps geben, zum Beispiel, ob es empfehlenswert ist, in ein Studentenwohnheim zu gehen? Wie hast du eine Wohnung gefunden?

Viele Universitäten in Deutschland haben in der Regel Wohnheime in der Nähe vom Campus. Für die Suche nach privaten Angeboten für WGs würde ich www.wg-gesucht.de empfehlen. Dort kann man auch unterschiedliche Filter benutzen, um ein passendes Angebot nach persönlichen Präferenzen zu finden.

Wie hast du dich auf das Studium in Deutschland vorbereitet? Hattest du eigentlich auch dabei Kontakt zum DAAD ? Worauf muss man dabei achten?

Als die Zusage seitens des DAAD kam, habe ich versucht, mein Vokabular auf Deutsch zu erweitern. Das war ungefähr ein Monat, bevor die Vorlesungen anfingen. Deswegen war es am Anfang sehr wichtig, noch regelmäßig nach den Vorlesungen alles zu übersetzen, was ich noch nicht verstanden hatte. Ich habe dann aber auch deutschsprachige Freunde gefunden, die mir bei der Verbesserung meines Deutschs geholfen haben.

Und ja, ich hatte, als ich nach Deutschland gekommen war, regelmäßig Kontakt mit dem DAAD. Der DAAD hatte auch ein Willkommenstreffen für alle Stipendiaten durchgeführt. Dort war es mir möglich, neue Leute und Studenten aus der ganzen Welt kennenzulernen. Es hat mich motiviert, Leute zu treffen, die ähnliche Interessen an der Sprache Deutsch, dem Land und einem Auslandsstudium hatten.

Ich glaube, es ist wichtig zu wissen, dass es nicht leicht sein wird, im Ausland zu leben und zu studieren. Vor allem in einem Fall wie meinem, so weit weg von der Familie. Aber man darf die Motivation nicht verlieren! Man muss sich über diese Chance freuen und sie auch genießen. Ich hatte eine sehr schöne Zeit.

Gibt es grundsätzlich Websites oder Foren, die du empfehlen kannst?

Ich würde dafür Facebook empfehlen. Es gibt sehr viele Gruppen oder Communities, in denen man etwas fragen kann oder Leute kennenlernen kann. Zum Beispiel auch speziell für den jeweiligen Studiengang oder eine bestimmte Universität.

Wie kam es, dass du bei BASF deine Bachelorarbeit geschrieben hast?

An der Universität habe ich viel über BASF gehört. Dort wird fast alles gemacht, was mit Chemie verbunden ist. Deswegen versuchte ich eine Stelle als Praktikant dort zu bekommen und war schließlich drei Monate dort tätig und anschließend drei Monate als Bachelorand.

Die Abteilung, wo ich diese Zeit verbracht habe, hat sich mit der Bauteilprüfung beschäftig. Verschiedene Polymerprodukte von BASF werden dort auf mechanische, thermische oder chemische Beständigkeiten getestet. Die Arbeitsgruppe heißt «Parts Testing and Joining Technologies».

Worum ging es in deiner Bachelor-Arbeit?

Meine Bachelorarbeit hat den Titel «Untersuchung der Einflussparameter auf die maschinelle Lesbarkeit von lasermarkierten Data-Matrix-Codierungen auf technischen Kunststoffen». Sie handelt prinzipiell darum, wie man am besten Kodierungen mit einem Laser auf Polymerplatten oder Polymerbauteilen gravieren kann. Dies ist sehr wichtig bei der Identifizierung von Bauteilen in der Produktion.

Wie ist es für dich während des Studiums in Deutschland gewesen?

Es war eine super schöne Zeit. Ich glaube, dass ich genau den passenden Studiengang für mich gefunden hatte. Ich hatte sehr viel Freude an den Inhalten, habe auch viele fachliche Herausforderungen erlebt, vor allem während meiner Arbeit bei BASF und meiner Abschlussarbeit, für die ich dort auch Untersuchungen angestellt habe. Leider hatte ich wenig Freizeit, weil man in Chemie sehr viel Zeit im Labor verbringt oder eben Versuchsprotokolle schreibt. Aber das ist eben auch der große Vorteil einer praktisch ausgerichteten wissenschaftlichen Ausbildung. Das ist ein Plus der deutschen Universitäten. Zusammen mit der hervorragenden Vernetzung mit der Industrie, wo ich auch mit großartigen Menschen zusammenarbeiten durfte.

Ich habe aber trotzdem auch privat Freunde fürs Leben gefunden. Und entscheidend ist für mich heute neben der Qualität der Ausbildung vor allem, dass ich mich selbst besser kennengelernt habe und selbständig geworden bin.

Und was machst du jetzt?

Nun will ich erstmal weiter Erfahrungen sammeln und arbeiten. Und in ein paar Jahren würde ich gerne weiter studieren und einen Master machen, wenn ich mir dann klarer über die Vertiefungsrichtung bin..

Die Fragen stellte Silvia Kählert.

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