Ein Rennfahrer, der sich der Sozialarbeit und Meditation widmet
Von Nicole Erler
Felipe Ledermann ist Finanzexperte und gibt das Gute, das ihm das Leben geschenkt hat, aktiv in sozialer Arbeit zurück. Privat hat er sich dem Motorsport verschrieben und nutzt Meditationstechniken, um sich zu zentrieren.
Felipe Ledermann wurde in Temuco geboren und besuchte dort zwölf Jahre lang die Deutsche Schule. Obwohl die Familie Ledermann ursprünglich aus Bern in der Schweiz stammt, ist die Bindung zu Deutschland über die Deutsche Schule in Temuco und Santiago stärker. Kein Wunder: Seine drei Kinder besuchten die Deutsche Schule und auch seine Frau hat deutsche Wurzeln. «Neben der Familie sehe ich die Schule als wichtiges Element in der Wertebildung», sagt er.
Als die fünf wichtigsten Dinge gelten für ihn: Eine positive Haltung einnehmen, die Einstellung «Alles-hat-eine-Lösung», Verantwortungsbewusstsein entwickeln, Entspannung und Freizeit genießen zu können und soziale Tätigkeiten übernehmen. Er ist stolz und glücklich, dass er selbst und seine Kinder mit der deutschen Kultur und deutschen Traditionen aufgewachsen sind, denn «Made in Germany» setzt er gleich mit Arbeitskraft, Zielstrebigkeit und Verantwortungsbewusstsein.
Von Beruf ist Felipe Ledermann Wirtschaftsingenieur. Er studierte in Valdivia, wo er auch seine Frau Ana María kennenlernte. Die Familie seiner Frau wohnte nur ein paar Häuser von dem Wohnhaus der Burschenschaft entfernt, der er damals angehörte. Nach dem Studium war er zwölf Jahre lang an der Börse in Santiago in verschiedenen Führungspositionen tätig. Seit 2003 ist er Generaldirektor unterschiedlicher Finanzunternehmen, derzeit von «Comder Contraparte Central» und Imerc-OTC. Als Vorstandsmitglied der «Corporación Educacional Federico Froebel» (Corpeduff) hat er seit 2008 vieles geleistet: 2010 bis 2011 gehörte er zur Kommission zur Überarbeitung der Gesellschaftssatzung und 2016 ist er dem Vorstand beigetreten. Zurzeit hat er den Vorsitz des Finanzausschusses übernommen und setzt sich für finanzielle Nachhaltigkeit ein.
Er ist Gründer und Direktor der «Fundación Huntington», ein Zentrum für Menschen, die an der Huntington-Krankheit leiden, ein niedriges Einkommen haben und in der Gemeinde Independencia leben. Mit Freunden gründete und leitete er die «Fundación Misericordia» in Pincoya – ein Tageszentrum für sozial benachteiligte Kinder. Auch ist er der Leiter der «Fundación Misión Batuco», einem Zentrum für Behinderte, Senioren und Kinder aus Batuco.
«Ich bin stolz darauf, meine berufliche Arbeit, mein Familienleben, meine sportlichen Hobbys und meine soziale Arbeit in Einklang bringen zu können. Ich bin dankbar für mein Leben sowohl in persönlicher, familiärer als auch beruflicher Hinsicht. Das Bewusstsein für meine Privilegien ist ein täglicher Motor dafür, einen Teil meiner Zeit und mein Wissen der Sozialarbeit zu widmen», kommentiert der 52-Jährige.
Felipe Ledermann ist ein großer Fan des Motorsports und er erzählt: «Ich hatte das Glück, vier Jahre lang Teil des Teams der Rallye Dakar zu sein und an verschiedenen Rallyes der «Sport Classic» teilzunehmen, bei denen ich mehrere erste und zweite Plätze belegt habe.» Derzeit bereitet sich der Motorsportler auf ein ganz besonderes Rennen vor. 2022 nimmt er mit seinem Freund Hernán Levy an einer Rallye von Peking nach Paris in einem Ford A aus dem Jahr 1928 teil. Die beiden Piloten werden mehr als 15.000 Kilometer zurücklegen müssen, um in nur 36 Wettkampftagen China, die Mongolei, Russland, Kasachstan, die Türkei, Griechenland, Italien, die Schweiz und Frankreich zu durchqueren. Das Rennen dieser Art findet erst das sechste Mal statt. Sein Ursprung liegt im Jahr 1907, als die Pariser Zeitung «Le Matin» das erste Mal zum Rennen Peking-Paris aufrief. Der Rennfahrer erläutert: «Damals sollte bewiesen werden, dass das Auto den Zug ersetzen und man mit genügend Ausdauer mit dem Automobil jeden Punkt der Welt erreichen kann. Es ist die größte sportliche Herausforderung, der ich mich je gestellt habe. Im April erhielten wir die Zusage für unsere Teilnahme und sind die ersten Fahrer, die aus Lateinamerika stammen. Zurzeit bereiten wir uns technisch, körperlich und mental vor. Ich meditiere seit vielen Jahren. Das unterstützt mich nun bei der geistigen Vorbereitung auf das Rennen.»
Auf Meditationstechniken setzt der Wirtschaftsingenieur nicht nur für sich selbst. Auch beruflich versucht er die Vorteile der Meditation an seine Mitarbeiter weiterzugeben. «Einst lernte ich einen Zen-Mönch kennen. Er war ursprünglich ein chilenischer Wirtschaftsingenieur, der als Fotograf für den «National Geographic» tätig war. Er hatte den Auftrag ein Zen-Kloster zu fotografieren. Von dort kehrte er erst einige Jahre später wieder zurück und zwar als Zen-Mönch. Einmal in der Woche lud ich ihn ein, mit meinen Mitarbeitern Meditationstechniken zu üben, um ihnen ein alternatives Werkzeug zur Bewältigung des Arbeitsalltags an die Hand zu geben. Die Mitarbeiter reden noch heute von ihm.»
In Deutschland ist sein erstes Ziel Nürburg in der Eifel, denn dort kann er auf dem Nürburgring ein paar Runden drehen. In Chile bevorzugt er die ruhige Umgebung des Riñihue-Sees, wo er mit seiner Familie jedes Jahr die Ferien verbringt. Nach dem Rennen möchte Felipe Ledermann eine ganz neue Herausforderung annehmen: Er will kochen lernen!