Von Nicole Erler
Die Bilder der chilenischen Malerin Karen Lüderitz wurden in der Ausstellung «Melos. Raumklang. Farbklang» in der Skulpturenhalle «Stiftung für Konkrete Kunst Roland Phleps» in Freiburg vom 13. September bis 1. November dieses Jahres gezeigt. Die international tätige Künstlerin hat die Fähigkeit, Farben mit Klängen und Musik zu verbinden. Auf dieser Seite zeigen wir einige ihrer Werke, die unsere Cóndor-Redakteurin Nicole Erler zu poetischen Texten inspirierte. Auf der nächsten Seite 6 mehr zur von der chilenischen Botschaft in Deutschland geförderten Ausstellung und auf Seite 16 in diesem Cóndor ein Porträt der Künstlerin.

Mit Sand unter den Füßen,
lache ich den Tag an,
schaukelnd,
hin und her,
bis der Himmel sich nicht mehr weigern kann,
mich zu umarmen.
Con arena bajo los pies,
miro al día riendo,
balanceándome,
ida y vuelta,
hasta que el cielo ya no pueda negarse
a abrazarme.
Der Tunnel liegt vor mir.
Still, weit, hell und dunkel zugleich.
Er ruft mich. Ich lasse mich hineinziehen.
Seine Haut ist rot.
Er wird immer enger, wie eine Vene, die sich zusammenzieht
aus Angst vor dem Leben.
Schon bald sehe ich den Weg nicht mehr.
Dennoch fühle ich mich geführt.
Wie eng es auch wird, ich passe hinein in diesen Tunnel.
Nichts hält mich auf. Ich will jetzt ankommen.
Und als ich mich dazu entschließe, weitet sich der Tunnel.
El túnel está delante de mí.
Tranquilo, amplio, claro y oscuro al mismo tiempo.
Me llama. Me dejo arrastrar.
Su piel es roja.
Cada vez está más apretado, como una vena que se contrae
por miedo a la vida.
Pronto ya no puedo ver el camino.
Sin embargo, me siento guiado.
No importa lo estrecho que sea, todavía quepo en este túnel.
Nada me detiene. Quiero llegar ahora.
Y cuando lo decido, el túnel se ensancha.
Atmen ist überflüssig.
Nichts weiter als grün schimmernde Träume träume ich,
die mich das Glück einer sanften Umarmung fühlen lassen,
ein Streicheln,
ein Willkommen,
Liebe.
No hay necesidad de respirar.
No sueño nada más que sueños que rielan verdes,
que me hacen sentir la alegría de un abrazo suave,
una caricia,
un bienvenido,
amor.
Nebeneinander,
übereinander,
Kreationen neuer Farbtöne,
die die Welt zu reflektieren beginnen.
Regenbänder fliegen wild durch die Luft,
entdecken immer wieder neue Choreografien,
tanzen, hüpfen, verschwinden plötzlich im Nichts.
Dann ist alles still.
Cintas de lluvias
Uno al lado del otro,
uno encima del otro,
creaciones de nuevos matices
que empiezan a reflejar el mundo.
Las cintas de lluvia vuelan salvajemente por el aire,
descubren siempre coreografías nuevas, bailan, saltan,
desaparecen de repente en la nada.
Entonces todo está tranquilo.