Vor 500 Jahren umschiffte der Seefahrer im Auftrag der spanischen Krone erstmals die Südspitze von Südamerika und entdeckte damit die Westroute nach Asien. Ziel waren Pfeffer, Nelken und Muskat aus den Molukken – letztlich bewies die Fahrt auch, dass die Erde rund ist.
Ferdinand Magellan wollte dorthin, wo der Pfeffer wächst. Der portugiesische Seefahrer suchte eine neue Route zu den Gewürzinseln und bewies ganz nebenbei, dass die Erde keine Scheibe ist. Vor 500 Jahren umschiffte er die Südspitze von Südamerika und entdeckte die nach ihm benannte Magellan-Straße. Sie gehört seit dem Grenzvertrag von 1881 zum chilenischen Hoheitsgebiet. Bis zur Eröffnung des Panamakanals 1914 blieb die Meerenge der wichtigste Seeweg zwischen Atlantik und Pazifik.
Eine Reise von über einem Jahr
Im Auftrag der spanischen Krone stach Magellan im September 1519 von Spanien aus mit fünf Schiffen und 248 Mann Besatzung in See. Sein Auftrag war, gen Westen zu segeln und einen Weg zur indonesischen Inselgruppe der Molukken zu finden, von wo die zu dieser Zeit äußerst begehrten Gewürze wie Pfeffer, Gewürznelken und Muskatnuss stammten. Durch den Vertrag von Tordesillas hatten Portugal und Spanien die Welt unter sich aufgeteilt – spanischen Seefahrern war der Weg um Afrika herum zu den Gewürzinseln deshalb versperrt.
Nach einer rund 13-monatigen Reise über die Kanarischen Inseln, die Guanabara-Bucht nahe dem heutigen Rio de Janeiro und die Mündung des Río de la Plata unweit des heutigen Buenos Aires, einer Meuterei und einer langen Winterpause in Patagonien erreichte die Flotte am 21. Oktober 1520 am 52. Breitengrad, eine spitz zulaufende Landzunge. Im Kirchenkalender ist es der Tag der 11.000 Jungfrauen, gewidmet der heiligen Ursula von Köln. Und so nennt Magellan die Landzunge das Kap der Jungfrauen.
Ein schwerer Sturm trieb die Schiffe in eine Bucht, die sich in den folgenden Tagen als Durchfahrt zum Pazifischen Ozean herausstellte. Weil er den Seeweg an Allerheiligen passierte, nannte Magellan die Meeresenge zwischen Patagonien und Feuerland zunächst Allerheiligenstraße.
Zwar wurde die Passage später nach ihm benannt, doch Magellan selbst konnte die Früchte seines Ruhms nie ernten. Er wurde schon kurz nach seiner wichtigen Entdeckung auf den Philippinen im Kampf mit Einheimischen getötet. Nach fast drei Jahren und über 46.000 Seemeilen einmal um den Erdball kehrte im September 1522 das einzige verbliebene Schiff, die «Victoria», mit nicht einmal 20 Mann an Bord nach Spanien zurück.
«Beweis, dass die Erde eine Kugel ist»
Dennoch gilt Magellan heute als einer der Vorreiter der Globalisierung. Der von ihm entdeckte Seeweg verband Europa, Südamerika und Asien und machte die Besiedelung der Pazifikküste Südamerikas durch die Europäer erst möglich. Gegenüber dem weiter südlich gelegenen Kap Hoorn mit seinen heftigen Stürmen blieb die von Inseln und Fjorden geschützte Magellan-Straße lange Zeit die bevorzugte Route der Seefahrer.
«Die Heldentat von Magellan ist ein Meilenstein der Menschheitsgeschichte. Die erste
Weltumsegelung erbrachte nicht nur den Beweis, dass die Erde eine Kugel ist, sondern vergrößerte die Welt auch, legte Verbindungen zu neuen Kulturen und Regionen und hinterließ uns eine neue Form, uns global zu verbinden», schreibt der Historiker Aldo Fredes Gallardo von der chilenischen Universität San Sebastián.
Mit der Eröffnung des Panamakanals 1914 begann der Stern der Magellanstraße allerdings zu sinken. Die Wasserstraße in Mittelamerika verkürzt die Strecke beispielsweise von der US-Ostküste an die US-Westküste um etwa 12.000 Kilometer und mehrere Wochen Fahrtzeit. Heute ist der Panamakanal eine der wichtigsten Wasserstraßen der Welt. Pro Jahr passieren etwa 14.000 Schiffe den Kanal, etwa sechs Prozent des Welthandels werden durch ihn abgewickelt.
Klimawandel beeinflusst Routen
Allerdings könnte der Klimawandel den Kanal in den kommenden Jahren vor ernsthafte Probleme stellen. «Wir haben neue Chancen und Bedrohungen gesehen – die größte ist der Klimawandel, der uns natürlich betrifft», sagte der Verwaltungschef des Kanals, Ricaurte Vásquez, Anfang des Jahres. Da in der Region immer weniger Regen fällt, gleichzeitig aber die Temperaturen steigen und damit die Verdunstung zunimmt, sinkt der Wasserstand des künstlichen Gatún-Sees, durch den der Wasserweg führt. Das wirkt sich negativ auf die Schiffbarkeit aus.
Im Norden hingegen öffnet der Klimawandel ganz neue Routen. Weil das Eis am Nordpol schmilzt, ist die Nordostpassage entlang der russischen Küste immer häufiger passierbar. Die Fahrt von Europa nach Asien lässt sich auf dieser Strecke um etwa zehn Tage verkürzen. Umweltschützer warnen allerdings bereits vor Schäden für die empfindlichen Ökosysteme in der Region, sollte der Schiffsverkehr auf der Nordostpassage deutlich zunehmen.
An der Magellanstraße hingegen ist es ruhig geworden. Die zahlreichen Inseln und Seitenarme der Meeresenge gelten heute als einsames Naturparadies. Seitdem die großen Handelsströme andere Wege gehen, gehört der windzerzauste Flecken Erde wieder den Pinguinen und Seelöwen und Albatrossen.
(Material von dpa)